# taz.de -- Deutsche in Syriens Flüchtlingslager: Gebot der Menschlichkeit
       
       > Es muss sein: Deutschland sollte die deutschen Kinder und Frauen aus den
       > von Kurden kontrollierten Flüchtlingslagern in Syrien zurückholen.
       
 (IMG) Bild: Geflüchtete aus dem syrischen Lager Rukban bei Homs
       
       Al-Hol ist die Hölle. Die Zustände in dem Lager im kurdisch kontrollierten
       Teil Syriens, in dem 70.000 Menschen ausharren müssen, sind unerträglich.
       UN-Menschenrechtler berichteten darüber jetzt in Genf, auch dass dort seit
       Jahresbeginn 390 Kinder an Mangelernährung oder Krankheiten gestorben sind,
       die unter normalen Voraussetzungen hätten gerettet werden können.
       
       Mehr als 120 Kinder und 68 Frauen mit deutschem Pass halten sich nach
       Angaben der Bundesregierung derzeit in al-Hol und anderen von syrischen
       Kurden kontrollierten Lagern auf. Die Forderung des
       UN-Flüchtlingshilfswerks an die [1][Adresse der Bundesregierung], sie rasch
       in ihre Heimat zurückzuholen, ist völlig richtig.
       
       Niemand anderes als Deutschland ist für sie verantwortlich, und es ist ein
       [2][Gebot der Menschlichkeit], sie aus ihrer verzweifelten Lage in einem
       von Krieg umgebenen Gebiet ohne staatliche Zuständigkeiten zu befreien. Es
       ist nachrangig, ob sie möglicherweise immer noch Sympathien für die Ziele
       des sogenannten „Islamischen Staates“ hegen oder längst ihren gewaltigen
       Irrtum erkannt haben, der sie nach Syrien brachte. Eine [3][Recherche] des
       NDR über den Fall der 19-jährigen Leonora M. aus Sachsen-Anhalt hat
       gezeigt, wie schnell und brutal die Desillusionierung über das
       vermeintliche islamische Paradies stattfindet.
       
       Sollte sich herausstellen, dass es unter den Zurückgeholten jemanden gibt,
       der eine Gefahr in Deutschland darstellt, so sind solche Personen mit den
       Mitteln unseres Rechtsstaats zu behandeln: Man muss sie beobachten,
       vielleicht auch gegen sie ermitteln und sie unter Anklage stellen. Aber man
       darf nicht mit ihnen umgehen, wie es die USA nach 2001 mit den sogenannten
       „enemy combatants“ gemacht haben, die außerhalb aller rechtsstaatlichen
       Kategorien gestellt und in Guantanamo oder anderen Geheimgefängnissen
       schmoren gelassen wurden.
       
       Wahrscheinlicher ist ohnehin, dass die zurückgeholten Frauen und Kinder
       tief traumatisiert sein werden und professionelle psychologische Hilfe
       brauchen. Die gibt es nicht in al-Hol.
       
       13 Sep 2019
       
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