# taz.de -- Spanischer Krimi „The Body“: Lebendige Leichen
       
       > Ein Autounfall, ein Herzinfarkt und die Theorie vom Scheintod: Oriol
       > Paulo liefert mit „The Body“ einen Krimi in bester Hitchcock-Tradition.
       
 (IMG) Bild: Kurz vor dem Tod: Witwer Álex (r., Hugo Silva) verliert seine Ehefrau Mayka Villaverde (Belén Rueda)
       
       Da hat einer schreckliche Angst. Er hetzt durch die Nacht, gerät unter ein
       Auto. Er überlebt den Unfall, fällt aber ins Koma. Kommissar Jaime Peña
       (José Coronado) wird sich alsbald für diesen Patienten interessieren. Denn
       der Unglücksrabe war Nachtwächter im Leichenschauhaus – und hatte es in
       heller Panik verlassen. Peña wurde gerufen, um das Verschwinden eines
       weiblichen Leichnams aufzuklären. Was hat der Wachmann gesehen?
       
       Peña ist nicht der Mann, der an übernatürliche Erscheinungen glaubt. Er
       informiert den vor Trauer schier zerfließenden Witwer Álex Ulloa (Hugo
       Silva). Dessen innigst geliebte Ehefrau Mayka Villaverde (Belén Rueda),
       deren Leiche vermisst wird, war nach einem Interkontinentalflug einem
       Herzinfarkt erlegen.
       
       Die Obduktion hat noch nicht stattgefunden, was Peñas Argwohn weckt. Die
       Rechtsmedizinerin zieht Katalepsie in Erwägung – ein neurologisch bedingter
       Scheintod. Der allerdings auch künstlich herbeigeführt werden kann. Bei
       Álex verfestigt sich der Verdacht, dass genau dies hier der Fall war. Dass
       die vermeintlich tote Mayka einen perfiden Plan verfolgt. Kommissar Peña
       findet heraus, dass Álex eine Geliebte hat und die Ehe mit Mayka zerrüttet
       war – er holt den Hinterbliebenen ins Leichenschauhaus.
       
       Dort widerfahren Álex verstörende Dinge. Auf der Toilette findet er eine
       Einladungskarte, die Mayka und ihm zugedacht war, darauf handschriftlich
       der Spruch „Wenn ich die Augen schließe, bist du noch bei mir.“ Den hatte
       ihm seine Geliebte Carla Miller (Aura Garrido) unvorsichtigerweise per SMS
       zukommen lassen. Nicht das einzige Ereignis, das Álex zunehmend an seinem
       Verstand zweifeln lässt.
       
       Der spanische Regisseur Oriol Paulo, gemeinsam mit Lara Sendim auch Autor
       dieses wendungsreichen Krimis, hat [1][seinen Hitchcock studiert], zitiert
       ihn auch einmal in einer übernommenen berühmten Einstellung. Paulo
       beherzigt Hitchcocks Suspense-Theorie, verrät dem Zuschauer früh den Täter,
       nur um diesen stets aufs Neue zu verunsichern – Rückblenden liefern
       unterschiedliche Interpretationen des Geschehens.
       
       Um Spannung zu erzeugen genügt Paulo ein Augenaufschlag im rechten Moment,
       ein technischer Defekt mit retardierender Funktion, vor allem das
       Ausspielen der psychischen Belastung. Am Ende erfährt die Geschichte eine
       unerwartete Auflösung. An die Plausibilität darf man nicht allzu strenge
       Maßstäbe anlegen. Aber das durfte man bei Hitchcock schließlich auch nicht.
       
       14 Sep 2019
       
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