# taz.de -- 40 Jahre Titanic: Nie zu tief gesunken
       
       > Das Satire-Magazin wird 40 und tut sich schwer damit, aktuell zu bleiben.
       > Aber in einem Punkt kann das Heft mit Böhmermann und Co. locker
       > mithalten.
       
 (IMG) Bild: Titanic ist schon vierzig Jahre alt, wesentlich jünger: Chefredakteur Moritz Hürtgen
       
       Ins Klo einer Mittzwanziger-Männer-WG gehört sie hinein wie die kleine
       Tetris-Konsole und der halb abgebrannte Joint im Waschbecken: die Titanic.
       Sie wird 40, am Freitag erschien die Jubiläumsausgabe. Und na ja, was kann
       man sagen – für eine überregionale Schülerzeitung hat sie es verdammt gut
       geschafft, relevant zu bleiben.
       
       Im November 79 erschien das erste Heft, herausgegeben von der „Neuen
       Frankfurter Schule“, die sich gerade frisch vom Nachkriegs-Satiremagazin
       pardon abgespalten hatte. Es folgte Undercover-Buntstifte-Raten bei
       „Wetten, dass..?“, eine „Zonen-Gaby“, die zur Ikonen-Gaby wurde (ob für die
       deutsche Einheit oder die deutsche Geteiltheit, sei dahingestellt), und
       diverse Rechtsstreitigkeiten mit Promis. 2017 ermittelte die
       Staatsanwaltschaft, weil die Titanic unter der Zeile „Baby-Hitler töten“
       einen Sebastian Kurz im Fadenkreuz zeigte. Die Ermittlungen wurden
       eingestellt: Man versteht noch, was Satire ist.
       
       Das monatlich erscheinende Heft ist mittlerweile aus der Zeit gefallen, mit
       Pointen, die bei Erscheinen schon Wochen alt und selbst auf dem WG-Klo
       nicht mehr frisch sind. Das Kernstück des Jubiläumshefts ist eine Aktion
       der Redaktion, die während der IAA-Automesse als „Autoclub Rodgau“ eine
       Auto-Mahnwache in Frankfurt abhielt. Damit foppen sie immerhin das
       reaktionäre Blog Tichys Einblick. Nun ja.
       
       Relevanz behält die Titanic nicht durch das Heft – sondern durch Aktionen
       wie die von Chefredakteur Moritz Hürtgen, der im Frühjahr als
       [1][„autonomer Abgassammler“ die Kolleg*innen von Focus Online] einlegte.
       Und natürlich durch Martin Sonneborn, Ex-Chefredakteur und
       EU-Parlamentarier, der die PARTEI gegründet und damit einer einzigartigen
       Erfolgsgeschichte Leben eingehaucht hat. Egal wie man [2][die PARTEI]
       findet: So eine über Jahre stabil funktionierende Satireaktion ist noch
       niemandem gelungen – nicht mal Böhmermann.
       
       Apropos Böhmermann: Der Wettbewerb im Bereich Satire und Aktionskunst ist
       äußerst lebendig. Neben Böhmi kämpfen das Zentrum für Politische Schönheit,
       Peng!, Extra3 und hin und wieder sogar die „heute-show“ um die viralsten
       Interventionen. Die Titanic macht mit und ist damit auch nach 40 Jahren
       noch zeitgemäß. Auch wenn das Heft gerne mal auf dem Klo vergammeln darf.
       
       27 Sep 2019
       
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