# taz.de -- Reaktionen auf Angriffe in Saudi-Arabien: Trump verdächtigt den Iran
       
       > Der Konflikt zwischen Teheran und Washington spitzt sich weiter zu. Trump
       > betont aber, dass die USA keinen Krieg mit dem Iran wollen.
       
 (IMG) Bild: Rauch, schwarz wie Öl: Ein Satellitenbild zeigt die Folgen der Drohnenangriffe auf die Raffinerien
       
       WASHINGTON/RIAD/ANKARA/BERLIN dpa/ap | US-Präsident Donald Trump hat nach
       den [1][Angriffen auf Ölanlagen] in Saudi-Arabien den Iran als möglichen
       Verantwortlichen ins Visier genommen. „Es sieht danach aus“, dass der Iran
       hinter den Angriffen stecke, sagte Trump am Montag im Weißen Haus in
       Washington. Trump betonte zugleich, dass die USA keinen Krieg mit Teheran
       wollten.
       
       Die Angriffe am Samstag hatten die [2][Sorge vor einer militärischen
       Eskalation] im Nahen Osten befeuert und den Ölpreis in die Höhe getrieben.
       Deutschland, Russland und China riefen alle Beteiligten am Montag zu
       Besonnenheit auf. Die Lage ist ohnehin angespannt: Seit der einseitigen
       Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch die US-Regierung vor gut
       einem Jahr hat sich der Konflikt zwischen Washington und Teheran immer
       weiter verschärft.
       
       Einige Mitglieder der US-Regierung hatten den Iran für die Drohnenangriffe
       direkt verantwortlich gemacht – zum Beispiel Außenminister Mike Pompeo. So
       deutlich wurde Trump am Montag nicht. „Wir müssen definitiv herausfinden,
       wer es getan hat“, sagte er. Die Untersuchungen dauerten an. „Ich will mit
       niemandem Krieg.“ Die Vereinigten Staaten seien aber auf einen Konflikt
       vorbereitet. „Das war ein sehr großer Angriff. Er könnte von unserem Land
       sehr leicht mit einem viel, viel größeren Angriff erwidert werden.“
       
       Von Trump waren unterschiedliche Signale gekommen. Erst am Sonntag schrieb
       er auf Twitter, die USA stünden „Gewehr bei Fuß“, warteten aber noch auf
       die saudische Bestätigung, dass der Iran für die Angriffe verantwortlich
       sei. Die US-Regierung versuchte in der Folge vor allem dessen Äußerung zu
       „Gewehr bei Fuß“ zu entschärfen. Später twitterte Trump, die USA benötigten
       kein Öl aus dem Nahen Osten, würden aber ihren Verbündeten helfen.
       
       ## Teheran weist Vorwürfe als absurd zurück
       
       Wie ernst die Lage war, zeigte am Montag auch ein Treffen im Weißen Haus:
       Dort wurde Trump von führenden Mitarbeitern aus dem Pentagon über die
       Situation unterrichtet, wie Verteidigungsminister Mark T. Esper auf Twitter
       erklärte. Esper warf dem Iran vor, die internationale auf Regeln basierende
       Ordnung zu „untergraben“.
       
       Der iranische Präsident Hassan Ruhani verteidigte die Angriffe aus dem
       Jemen gegen Ziele in Saudi-Arabien. Zu Vorwürfen der USA, dass der Iran an
       den Drohnenangriffen auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien beteiligt
       gewesen sei, äußerte sich Ruhani nicht. Schon zuvor hatte das
       Außenministerium in Teheran die Vorwürfe als absurd zurückgewiesen.
       
       „Weil die US-Politik des maximalen Drucks auf den Iran gescheitert ist,
       sind die Amerikaner nun auf die der maximalen Lügen umgestiegen“, sagte
       Außenamtssprecher Abbas Mussawi. Was im Jemen passiere, sei einfach nur der
       Widerstand der Jemeniten „gegen die Kriegsverbrechen der von den Saudis
       angeführten Militärkoalition“ – und die Jemeniten hätten ein Recht darauf,
       „sich gegen die Vernichtung ihres Landes zu wehren“.
       
       Am Wochenende hatten sich die Huthi-Rebellen im Jemen zu den Angriffen
       bekannt. Saudi-Arabien führt ein Militärbündnis an, das die Huthis im Jemen
       unter anderem mit Luftangriffen bekämpft. Das sunnitische Königreich sieht
       in den Rebellen einen engen Verbündeten seines schiitischen Erzrivalen
       Iran. Die Huthis greifen Saudi-Arabien regelmäßig mit Drohnen und Raketen
       an. Vertreter der US-Regierung erklärten Medienberichten zufolge, die
       Angriffe vom Wochenende seien so komplex gewesen, dass die Huthis sie nicht
       allein hätten ausführen können.
       
       ## Wieder Debatte über Rüstungsexporte
       
       Saudi-Arabien kündigte an, die Vereinten Nationen und internationale
       Experten einladen zu wollen, sich an den Ermittlungen zu beteiligen. Das
       Außenministerium in Riad erklärte – wie auch zuvor ein saudischer
       Militärsprecher –, bei den Bombardierungen am Samstag seien iranische
       Waffen benutzt worden. Ziel der Angriffe sei in erster Linie die
       internationale Energieversorgung gewesen. Der saudische Ölkonzern Aramco
       habe rund die Hälfte der Produktion stoppen müssen.
       
       Seit den Angriffen am Samstag ist der Ölmarkt im Ausnahmezustand. Die
       [3][Ölpreise] stiegen am Montag so stark wie seit Jahrzehnten nicht. Sie
       schnellten zunächst um fast 20 Prozent nach oben. Später schwächte sich der
       Anstieg etwas ab.
       
       In Deutschland fachten die Angriffe die Debatte über eine Wiederaufnahme
       von Rüstungsexporten nach Saudi-Arabien an. Die Grünen im Bundestag lehnen
       eine aus der Union geforderte Wiederaufnahme von Rüstungsexporten in das
       Königreich ab.
       
       „Es ist aberwitzig, angesichts der Eskalation im Golf die Risiken dort mit
       weiteren Rüstungsexporten noch mehr zu erhöhen“, sagte die
       Grünen-Verteidigungspolitikerin Agnieszka Brugger der Deutschen
       Presse-Agentur. An der Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien und dem
       blutigen Krieg im Jemen habe sich nichts geändert. Ein deutscher
       Rüstungsexportstopp nach Saudi-Arabien läuft am 30. September aus.
       
       17 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
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