# taz.de -- Türkische Angriffspläne auf Rojava: Erdoğan plus deutsche Waffen
       
       > Wenn türkische Truppen in Rojava einmarschieren, wäre das ein „zweites
       > Afrîn“. Waffenlieferungen an Ankara führen zu mehr, nicht weniger
       > Flüchtlingen.
       
 (IMG) Bild: Noch vereint: Rückkehr amerikanischer und türkischer Soldaten nach einer gemeinsamen Patrouille
       
       Es ist nun mehr als eineinhalb Jahre her, dass [1][das türkische Militär
       und seine islamistischen Verbündeten im kurdischen Afrîn in Syrien
       einmarschierten.] Zur Erinnerung: Operation Olivenzweig. Erdoğan sagte
       damals im Fernsehen: „Zuerst werden wir die Terroristen ausrotten, dann
       werden wir es dort lebenswert machen.“
       
       Die staatliche Religionsbehörde Diyanet forderte ihre Moscheen, unter
       anderem die Ditib-Moscheen in Deutschland, dazu auf, die Fetih-Sure, die
       sogenannte Sieges-Sure zu rezitieren. Also noch einmal: Auch in deutschen
       Moscheen wurde für den Sieg gegen die Kurden in Afrîn gebetet.
       
       Dann rollten Leopard-2-Panzer (deutsche Produktion). Zivilisten starben,
       mehr als hunderttausend Menschen wurden vertrieben, Turkmenen und Araber
       aus anderen Teilen Syriens angesiedelt. Seit Afrîn unter türkischer
       Besatzung ist, kontrollieren islamistische Einheiten die Region und setzen
       ihre Auslegung der Scharia mit Gewalt durch.
       
       Jetzt droht Erdoğan in Rojava einzumarschieren, was ein „zweites Afrîn“
       bedeuten würde. Es wäre der dritte Einmarsch der Türkei in Syrien in den
       letzten drei Jahren.
       
       ## Deutschland verrechnet sich
       
       Die YPG hat an der Seite der USA gegen den IS gekämpft. [2][Jetzt wollen
       die USA die YPG aber nicht länger unterstützen.] Sie ziehen ihre Truppen
       ab. Auch Deutschland will den IS nicht haben. Wenn Erdoğan aber mit seinen
       islamistischen Söldnern in Rojava einmarschiert und gegen die YPG Krieg
       führt, kann das dazu führen, dass auch der IS wieder erstarkt und Gebiete
       zurückgewinnt.
       
       Die Türkei ist Nato-Partner und sperrt immer wieder deutsche
       Staatsbürger*innen ein. Der Vorwurf lautet meist: Terrorismus. Grundlage
       dafür sind etwa Journalismus, Facebook-Posts oder kurdische Eltern.
       
       [3][Wer auf Erdoğan setzt, setzt auf Islamist*innen, Terror,
       Menschenrechtsverletzungen und Destabilisierung.] Deutschland setzt immer
       noch auf Erdoğan. Deutschland rechnet: Erdoğan plus deutsche Waffen ist
       gleich weniger Flüchtlinge für Deutschland. Deutschland verrechnet sich.
       Denn Erdoğan plus deutsche Waffen plus Einmarsch in Rojava ist gleich mehr
       Islamismus. Und mehr Islamismus ist gleich mehr Flüchtlinge.
       
       ## Islamistenkader in Ditib-Moscheen
       
       Parameter wie Völkerrechtsverletzung und Menschenrechtsverletzung müssen in
       Deutschlands Rechnungen miteinbezogen werden. Die UN-Menschenrechtscharta
       sollte das kleine Einmaleins deutscher Außenpolitik sein. Das Völkerrecht
       und die Menschenrechte würden durch den Einmarsch der Türkei in Rojava mit
       Füßen getreten und ziemlich sicher verletzt.
       
       Auch die Innenpolitik sollte auf den Menschenrechten basieren. Wie kann es
       sein, dass Ditib-Moscheen als Geheimdienstzentralen für die Beamten der AKP
       gelten? Dass in diesen Moscheen Islamistenkader herangezüchtet werden? Dass
       dort für den Sieg über die Kurden gebetet wird? Wer genehmigt im Land der
       Behörden eigentlich diese Ditib-Moscheen?
       
       9 Oct 2019
       
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