# taz.de -- Nitrat im Grundwasser: Groko werkelt auf dem Acker
       
       > Die Regierung muss ihre Düngeverordnung überarbeiten. Doch die neusten
       > Vorschläge überzeugen Wasserversorger und Umweltverbände nicht.
       
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       BERLIN dpa/taz | Im Ringen um einen besseren Schutz des Grundwassers in
       Deutschland hat die Bundesregierung weitere Vorschläge für schärfere
       Düngeregeln an die EU-Kommission geschickt. Mit den nun vorgelegten
       Nachbesserungen solle der Nitrateintrag weiter reduziert werden, teilten
       Umwelt- und Agrarministerium am Donnerstagabend in Berlin mit. Bei der
       Umsetzung stünden auch die Länder in der Pflicht, etwa mit der Entwicklung
       eines Überwachungs- und Beobachtungskonzepts. Die EU-Kommission werde den
       vollständigen Maßnahmenkatalog nun prüfen.
       
       Das Schreiben der Bundesregierung folgt auf einen Besuch von
       Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) und ihrer Agrarkollegin Julia
       Klöckner (CDU) Ende August bei EU-Umweltkommissar Karmenu Vella. Dieser
       hatte weitere Arbeiten und Verpflichtungen angemahnt. Berlin sollte bis
       Ende September eine vollständige Antwort dazu schicken.
       
       Die nun übersandten, nochmals weitergehenden Vorschläge umfassen den
       Angaben zufolge unter anderem längere Sperrzeiten fürs Düngen auf Wiesen
       und Weiden im Herbst und Winter. An Hängen soll auf größeren Streifen zu
       Gewässern Düngen verboten sein. Vorgeschlagen werden auch Maßnahmen, um
       Phosphateinträge in Gewässer zu verringern. Vorgelegt worden sei zudem ein
       neuer Zeitplan zur Änderung der Düngeverordnung.
       
       Die EU-Kommission hatte Deutschland wegen zu hoher Nitratwerte im
       Grundwasser verklagt und 2018 beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) Recht
       bekommen. Düngen etwa mit Gülle ist eine Hauptursache der Belastungen. Das
       Urteil bezog sich zwar noch auf ältere Düngeregeln. Aber auch die erst 2017
       geänderten Vorgaben müssen nun verschärft werden, sonst könnten letztlich
       hohe Strafzahlungen drohen.
       
       ## Kritiker fordern, die Tierbestände zu senken
       
       Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), der kommunale Wasserwerke
       vertritt, mahnte ein effizienteres Düngen an. Die Behörden müssten zudem in
       die Lage versetzt werden, Düngebeschränkungen überprüfen zu können, sagte
       VKU-Vizepräsident Karsten Specht der Deutschen Presse-Agentur. Zentral
       dafür sei ein flächendeckendes und transparentes Beobachtungssystem. Damit
       würden sich auch Rufe nach immer neuen Ausnahmeregelungen erübrigen.
       
       Auch die Umweltorganisation WWF kritisierte die Nachbesserungen der
       Bundesregierung. „Auch mit den jetzt vorgeschlagenen Maßnahmen wird
       Deutschland seine Nitratmisere nicht in den Griff bekommen“, sagte Rolf
       Sommer, Leiter des Bereichs Landwirtschaft und Landnutzung beim WWF
       Deutschland. Sperrfristen und ausreichende Gewässerabstände seien wichtig,
       lösten aber das generelle Problem von Nährstoffüberschüssen nicht. Dazu
       müssten die derzeitigen Überschüsse auf jedem Betrieb auf deutlich unter 50
       Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr sinken.
       
       „Das gelingt aber nur, wenn insbesondere die viehstarken Regionen ihre
       Nutztierbestände deutlich absenken“, so Sommer. Und mit der verbindlichen
       Einführung einer Stoffstrombilanz für Stickstoff und Phosphor für alle
       Betriebe, wären die tatsächlichen Verursacher der Nitratmisere in der
       Pflicht.
       
       27 Sep 2019
       
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