# taz.de -- Fährverbindungen in Hamburg: Wer pendelt, muss warten
       
       > Weil Tourist*innen die Hamburger Fähren für Hafenrundfahrten nutzen,
       > können Pendler*innen oft nicht mitfahren. Eine Initiative will
       > Verbesserung.
       
 (IMG) Bild: Besonders bei gutem Wetter ist es oft voll auf den Hafenfähren
       
       HAMBURG taz | Dass die Hafenfähren eine günstige Alternative für
       Hafenrundfahrten sind, hat sich mittlerweile nicht nur unter
       Hamburger*innen, sondern auch unter Tourist*innen herumgesprochen. Für all
       jene, die pendeln, kann das bedeuten, dass sie nicht mehr auf die
       gewünschte Fähre kommen und auf die nächste warten müssen. Oder die
       übernächste.
       
       Auf dieses Problem macht die Initiative „Forum Fähre Finkenwerder“
       aufmerksam und hat ein Konzept mit Lösungsvorschlägen, insbesondere für die
       viel frequentierten Linien 62 und 64, vorgelegt (siehe Kasten). Mit
       [1][einer Online-Petition] sammelt die Initiative außerdem Unterschriften,
       um den Handlungsdruck auf die Politik zu erhöhen.
       
       Melanie Sandrock von der Initiative pendelt selbst mit der Fähre zur
       Arbeit. „Wenn ich von der Arbeit komme, stehe ich oft mit einem Pulk
       Touristen an den Landungsbrücken“, sagt sie. Manchmal könne sie dann nicht
       mehr mitfahren, weil die erlaubte Passagierzahl schon an Bord sei. Ein
       weiteres Problem: Viele Pendler*innen nehmen ihre Fahrräder mit auf die
       Fähre, so auch Sandrock. Und damit sei die Chance, an Bord zu kommen, noch
       geringer. „Mein Rekord der verpassten Fähren liegt bei vier“, erzählt sie.
       
       Wenn eine Fähre die Höchstzahl an möglichen Passagieren aufgenommen hat und
       Fahrgäste zurücklassen muss, gibt das Schiffspersonal eine sogenannte
       Besetzt-Meldung ab. Und laut einer Statistik des Fährenbetreibers Hadag,
       über die das Hamburger Abendblatt zuerst berichtet hat, war das bis Mitte
       Oktober 1.962 Mal der Fall. 2017 waren es im selben Zeitraum nur 757
       Besetzt-Meldungen, 2018 dann 1.509.
       
       ## Die Initiative fordert eine Direktverbindung
       
       Damit sich der Trend nicht fortsetzt und Berufspendler*innen verlässlich
       ans Ziel kommen, fordert die Initiative unter anderem, dass für die
       Stoßzeiten eine Direktverbindung zwischen den Landungsbrücken und
       Finkenwerder eingerichtet wird, eine Linie 62d mit nur einem Zwischenhalt
       in Neumühlen.
       
       Auf der Linie 62 sollen außerdem nur die großen Fähren der Hadag verkehren
       und in Finkenwerder sollten – so wie an den Landungsbrücken – alle
       Passagiere aussteigen müssen. Denn, so die Initiative, viele Tourist*innen
       stiegen in Finkenwerder nicht aus, weil sie die Fähre als
       Hafenrundfahrt-Ersatz nutzen. Für Fahrgäste aus Finkenwerder bedeute dies
       oft, dass sie nicht an Bord kämen.
       
       Die Initiative habe sich von einem Experten des Verkehrsclub Deutschland
       Konzepte vorstellen lassen und bei den Lösungsvorschlägen im Blick gehabt,
       was realisierbar ist, sagt Sandrock.
       
       Die Hadag ist ein Tochterunternehmen der Hochbahn. Hadag-Vorstand Tobias
       Haack ist grundsätzlich offen für die Vorschläge der Initiative, macht
       gleichzeitig aber wenig Hoffnung auf rasche Änderungen. „Eine
       Taktverdichtung ist sicherlich sinnvoll“, sagt er zur taz. Dafür stünden
       aber zu wenig Schiffe zur Verfügung und neue seien nicht so schnell zu
       bekommen. Man versuche bereits, die großen Schiffe dort einzusetzen, wo
       viel Betrieb sei. Das klappe aber betriebsbedingt nicht immer.
       
       Auch die Direktverbindung sei ein Ansatz, so Haack. Er befürchte jedoch,
       dass diese keine Verbesserung für die Pendler*innen bringe, weil
       Tourist*innen diese dann ebenfalls nutzten. Er stünde in kontinuierlichem
       Austausch mit der Verkehrsbehörde und Bürger*innen. Neuerungen bräuchten
       aber Zeit und müssten auch finanziert werden.
       
       ## Die Opposition kritisiert den Senat
       
       Derweil kritisieren CDU und FDP die Verkehrspolitik des rot-grünen Senats.
       Martin Bill, verkehrspolitischer Sprecher der grünen Bürgerschaftsfraktion
       sagt, man werde nun „gemeinsam mit der Hadag genau prüfen, welche Maßnahmen
       geeignet sind, um die Situation für Pendlerinnen und Pendler zu
       verbessern“.
       
       Die verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heike Sudmann, zeigt
       Verständnis für den Unmut der Pendler*innen. Die Hadag müsse prüfen, ob
       eine bevorzugte Beförderung von Berufspendler*innen möglich sei. Mit einer
       kleinen Anfrage will Sudmann nun erfahren, ob der Senat diese und andere
       Lösungsmöglichkeiten bereits mit welchem Ergebnis geprüft hat.
       
       22 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.openpetition.de/petition/online/finkenwerder-hat-die-faehren-voll#petition-main
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marthe Ruddat
       
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