# taz.de -- Parteitag der CSU: Christlich-Digitale Frauenunion
       
       > Der CSU sterben die Wähler*innen weg. Auf dem Parteitag in München wollen
       > die Chefs ihre Partei deshalb modernisieren. Kann das klappen?
       
 (IMG) Bild: Im Zentrum:Markus Söder beim CSU Parteitag im Januar
       
       MÜNCHEN taz | Eigentlich, möchte man denken, läuft es gerade ganz gut für
       Markus Söder. Immerhin, man erinnert sich: Söder, das ist der Mann, der
       noch vor einem Jahr seine Partei als Ministerpräsident bei den
       Landtagswahlen auf ein historisches Tief geführt hat und zuvor eigenem
       Bekunden nach noch fürchtete, als der Ministerpräsident mit der kürzesten
       Amtszeit in Bayerns Annalen einzugehen. Wenn sich die Partei am Freitag und
       Samstag zum Parteitag trifft, ist davon freilich keine Rede mehr. Söder
       führt als Regierungschef eine stabile Regierung, die ihm willig auf jeden
       Trip folgt, die Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner, den Freien
       Wählern, klappt ziemlich reibungslos.
       
       Auch als CSU-Chef kann sich Söder kaum beschweren: [1][So viel Eintracht
       war selten in dieser Partei.] Ob Fraktion oder Partei, sie leisten dem Mann
       an der Spitze schon fast bedingungslose Gefolgschaft, selbst Querschüsse
       aus der Landesgruppe im Bundestag, dem Europaparlament oder dem
       Bundesinnenministerium halten sich bislang in einem überschaubaren Rahmen.
       Die Partei weiß natürlich auch, dass sie zur Zeit ohnehin keine Alternative
       zu Söder hätte. Es ist ja weit und breit keiner da, der als Nachfolger
       bereitstünde. Manfred Weber? Hat jetzt erst mal andere Probleme. Dobrindt?
       Zu unbeliebt. Ilse Aigner oder Joachim Herrmann? Haben ihren Zenit
       überschritten.
       
       Und doch: Markus Söder hat ein Problem. Der CSU sterben die Wähler weg. Es
       sind noch immer die über 60-Jährigen, die stimmenmäßig das Rückgrat der
       Partei bilden. Hier behauptet die CSU noch immer die absolute Mehrheit,
       beim Rest der Wählerschaft kam sie bei der Landtagswahl gerade noch auf 31
       Prozent. Je jünger die Wähler, desto weniger begeistern sie sich für
       christsoziale Politik. Gewinner bei dieser Altersgruppe sind die Grünen.
       Und bei der Europawahl stimmten nur noch 15 Prozent der Erstwähler für die
       CSU. Auch bei den Frauen kann die CSU immer weniger punkten.
       
       Die nötige Konsequenz aus Söders Sicht liegt auf der Hand: [2][Jünger,
       weiblicher, grüner und hipper muss die Partei werden.] Während er selbst
       dies seit langem mantra-artig vorträgt und zumindest in Sachen
       Grünerwerdung mit öffentlichkeitswirksamen Forderungen und Maßnahmen
       voranschreitet, hat er es Markus Blume überlassen, die Details für den Rest
       auszuarbeiten.
       
       ## „Volkspartei des 21. Jahrhunderts“
       
       Der 44 Jahre alte Generalsekretär der CSU hat dazu ein 75-Punkte-Programm
       erarbeitet, dass am Montag dem Parteivorstand vorgelegt wurde und auf dem
       Parteitag als Leitantrag beschlossen werden soll. Eine Parteireform schwebt
       Blume vor, die die CSU zur „Volkspartei des 21. Jahrhunderts“ machen soll.
       „Wir wollen den Mythos der Volkspartei CSU erneuern und zeigen, dass die
       Idee der Volkspartei Zukunft hat“, heißt es in dem Antragsentwurf. Aber
       auch von „Basisbewegung“ und „erster Digitalpartei Deutschlands“ ist die
       Rede.
       
       Konkret ist beispielsweise eine Ausweitung der Frauenquote geplant. Die
       40-Prozent-Quote soll künftig nicht nur für die Landes- und Bezirks-,
       sondern auch für die Kreisvorstände gelten. In den engeren Vorständen soll
       sie sogar auf 50 Prozent erhöht werden. Außerdem sieht das Papier vor, dass
       im Landesvorstand mindestens ein Vertreter unter 40, in den anderen
       Vorständen sogar unter 35 sitzt. Orts- und Kreisverbände sollen
       Digitalbeauftragte bekommen und Gremiensitzung bis hin zum Parteitag
       virtuell abgehalten werden können.
       
       Bevor der Leitantrag auf dem Programm steht, wird am Freitag jedoch erst
       einmal der Parteivorstand neu gewählt – noch ganz herkömmlich. Dass Söder
       ein sehr gutes Ergebnis bekommen wird, daran zweifelt kaum einer. Die
       Vorstandswahl wurde sogar auf den Freitag vorgezogen; sonst hatte die
       Parteitagsregie immer erst am Samstag wählen lassen – um gegebenenfalls
       noch etwas Zeit zu haben, zweifelnde Delegierte zu bearbeiten.
       
       18 Oct 2019
       
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