# taz.de -- Vor der Landtagswahl in Thüringen: Der Flügel-Bekämpfer
       
       > Thüringens Innenminister Georg Maier schießt wie kein anderer gegen Björn
       > Höckes AfD-Truppe. Gelohnt wird es dem Sozialdemokraten wenig.
       
 (IMG) Bild: Will ein Direktmandat: Georg Maier beim Wahlkampfauftritt in Waltershausen
       
       ERFURT taz | Gerade geht es rund: Die AfD hat einen Untersuchungsausschuss
       gegen den Minister angekündigt, das Handelsblatt meldet eine „Eskalation“.
       Auf allen Nachrichtenseiten ist an diesem Tag von Georg Maier die Rede, dem
       Innenminister von Thüringen, der es seinen Polizisten nicht durchgehen
       lassen will, wenn sie bei Björn Höckes „Flügel“ mitmischen.
       
       Maiers Sprecher wartet auf seinen Rückruf, aber der Minister sitzt zur
       Mittagspause im Brauhaus Friedrichroda, eine halbe Autostunde westlich von
       Erfurt. Draußen regnet es in Strömen, drinnen sind alle Tische besetzt mit
       Touristen. Maier, 52, Ex-Banker und Sozialdemokrat, fragt den Kellner, ob
       es denn auch ordentlich Salat zu den Spaghetti gibt, sein Personenschützer
       und er kriegen riesige Portionen aufgetischt, und jetzt will er erst einmal
       essen.
       
       „Ich hab dasselbe vor einem Jahr schon gesagt“, sagt er dann zu der Debatte
       von in der AfD engagierten Beamten. Für ihn als Dienstherrn verstehe sich
       die Sache von selbst: Der Flügel sei „Verdachtsfall“ beim
       Verfassungsschutz. Also drohen Beamten, die dabei sind,
       Disziplinarmaßnahmen. „Ich versteh die Aufregung jetzt nicht.“
       
       Aber vor einem Jahr stand keine Landtagswahl an, jetzt schon. Fünf
       Polizisten sind auf der Wahlliste der AfD in Thüringen, die angeführt wird
       von Björn Höcke. Andere Bundesländer haben auch rechte Polizisten, aber so
       weit gegen sie vorgewagt wie Maier hat sich lange kein anderer
       Innenminister. Erst vor einigen Tagen erklärte Niedersachsen Innenminister
       Boris Pistorius, dass, wer sich zum „Flügel“ bekenne, seinen Beamtenstatus
       verlieren sollte.
       
       Eine Werbeagentur hat für Maiers Wahlkampf sein hübsch restauriertes
       DDR-Mofa der Marke Simson als Fotomotiv ausgesucht. „Flotter Simson-Sozi“
       hat die Bild-Zeitung daraus gemacht. Aber sein eigentliches Markenzeichen
       ist es, den Nazis in Thüringen, der Heimat des NSU, das Leben schwer zu
       machen.
       
       „Rechtsrock-Festival: Bier weg, Bands weg, Stimmung weg“, mit solchen
       Schlagzeilen hat er von sich reden gemacht. Das in Thüringen lange blühende
       Geschäftsmodell der extrem rechten Musikfestivals „funktioniert mit unserer
       Auflagenpolitik nicht“, sagt Maier. Zum letzten Nazi-Konzert Anfang Juli im
       südthüringischen Kloster Veßra sagt er: „Zum ersten Mal waren wir mehr
       Gegendemonstranten.“ „Wir.“
       
       Ist mit Maier die Staats-Antifa zurück, die der SPD-Kanzler Gerhard
       Schröder im Jahr 2000 ausgerufen hatte? Er sei der Erste in dem Amt, der
       wahrnehmbar etwas gegen die Rechten tut, sagt ein linker Publizist, der
       Thüringens Naziszene berufsmäßig beobachtet. Maier fährt zu
       Polizeieinsätzen bei den Nazi-Events, anders als seine Amtsvorgänger.
       
       Das gibt schöne Pressebilder von ihm. Aber es wirkt auch disziplinierend
       auf die Polizei, was deren Umgang mit den Gegenprotesten angeht, sagt
       einer, der regelmäßig an diesen Demonstrationen teilnimmt. Ein
       „Quantensprung“ nennt gar ein Journalist, der seit Jahren für das Magazin
       Blick nach Rechts aus Thüringen berichtet, Maiers
       Anti-Rechtsrock-Offensive. „Allerdings ist er von den lokalen Initiativen
       auch zum Jagen getragen worden.“
       
       Maier hat aus Top-Juristen die „Taskforce Versammlungslagen“ gebildet. Sie
       prüft bis ins Kleinste die Möglichkeiten, Nazi-Events Steine in den Weg zu
       legen. „Erst mal richtig gut“ fand die Linke Katharina König etwa das
       Maßnahmenpaket gegen das „Schild und Schwert“-Festival in Themar vor
       einigen Monaten. Diese Politik der Nadelstiche hat die Konzerte für die
       Veranstalter unattraktiv gemacht. Auf die Idee ist keiner seiner Vorgänger
       gekommen.
       
       ## Quereinsteiger ohne Seilschaften
       
       Da wird geholfen haben, dass Maier kein aufgestiegener Verwaltungsbeamter
       ist. Zwanzig Jahre arbeitete er bei der bundeseigenen Kreditanstalt für
       Wiederaufbau, der drittgrößten Bank Deutschlands. Als der Linke Bodo
       Ramelow Maier im August 2017 ins Innenministerium holte, war der niemandem
       in seiner neuen Wirkungsstätte einen Gefallen schuldig – und wusste, wie
       Effizienz organisiert werden kann. Risikolos ist das nicht.
       
       Der Innenministerposten ist für Thüringer Verhältnisse ein wackeliges Amt.
       Umweltminister gab es in dem Bundesland bisher drei, Finanzminister sechs.
       Maier ist der elfte Herr über das Innere, keine Ressortspitze wurde
       häufiger ausgetauscht. Immer wieder wurden Skandale aus dem eigenen Haus
       durchgestochen. Es heißt, Maiers unkonventionelles Vorgehen gegen die Nazis
       gefalle im Ministerium nicht jedem.
       
       Mitte August, noch zwei Monate bis zur Landtagswahl. Maiers Büro liegt im
       obersten Stock des Ministeriums, mit Blick auf eine Bahntrasse. Er ist
       trüber Stimmung. „Gesellschaftlich sind wir in einer Situation, in der es
       ums Ganze geht“, sagt er. Die AfD sei noch das kleinere Problem. In
       Südthüringen hätten „Nazis reinsten Wasser“ teils 15 Prozent bei der
       letzten Kommunalwahl bekommen. Unter ihnen ist etwa das „Bündnis Zukunft
       Hildburghausen“ dessen Kreistagsabgeordneter Tommy Frenck
       Rechtsrock-Veranstalter ist.
       
       Die Menschen, die sich gegen diese Festivals vor Ort organisieren, „das
       sind Helden, weil die am nächsten Tag beim Fleischer damit rechnen müssen,
       neben dem Nazi zu stehen“, sagt Maier. „Die müssen den Kopf hinhalten, wenn
       einer mal durchdreht. Und die Atmosphäre ist aufgeheizt.“ Es gebe
       erschreckend viele extrem rechte Veranstaltungen. Auch in Friedrichroda, wo
       Maier wohnt. „Allumfassender Schutz“ sei kaum zu gewährleisten. „Und ich
       rede auch von mir selber. Ich muss davon ausgehen, dass mir persönlich auch
       was passieren kann.“
       
       ## Maier will das Unmögliche
       
       In vielen Dörfern habe der letzte Laden zugemacht, abends fährt kein Bus in
       die nächste Stadt. „Die Leute erzählen mir, wie toll es in der DDR war, in
       welchen Läden sie sich getroffen haben. Und das ist alles weg. Das ist der
       Frust, der da ist.“ Es gebe kein Medium mehr, das aus Thüringen
       überregional berichte. „Der Rest der Republik ist nicht im Bilde, was hier
       los ist.“
       
       Sieben Wochen später hat der Wahlkampf begonnen. Maier kandidiert im
       Wahlkreis Gotha I. Er will das Direktmandat gewinnen. Angewiesen ist er
       darauf nicht, er steht auf Platz 5 der SPD-Liste. Aber er will beweisen,
       dass die „SPD wieder in der Lage ist, Direktmandate zu gewinnen“ – und sich
       damit vermutlich auch für Höheres empfehlen. Bei der EU-Wahl im Mai bekam
       die CDU im Landkreis Gotha 24, die AfD 22 – und die SPD 14 Prozent. „Schier
       unmöglich. Aber ich schaff das“, sagt Maier. Der Amtsbonus helfe nur
       begrenzt. „Wenn ein großer Teil der Bevölkerung der Meinung ist, die da
       oben müssten alle beseitigt werden, hat man nicht viel davon, als
       Innenminister begrüßt zu werden.“
       
       Anfang Oktober ist Maier bei einer Firma in seinem Wahlkreis zu Besuch,
       familiengeführter Mittelstand, Neubau im Gewerbegebiet, 18 Mitarbeiter.
       Eine Wahlkampfhelferin hat Mett, Brötchen und Butter mitgebracht, Maier
       trägt Jeans und Jackett mit Einstecktuch, im Chefbüro wird gefrühstückt.
       Der Senior erzählt von einer neuen Datenbank, die er anschaffen will, es
       geht um Fachkräftemangel, Bürokratie, Digitalisierung, Waldsterben. „Wollen
       Sie mir etwas mitgeben?“ fragt Maier. Der Junior denkt nach. „Mehr
       Förderung für den Mittelstand wäre gut.“ Der Senior sagt, er hätte für die
       neue Datenbank-Schulung gern einen Zuschuss aus dem Landesprogramm
       „Digitalbonus“, doch das fördere keine Schulungen.
       
       „Ich red mit dem Zuständigen“, sagt Maier. Ob sie denn „allgemeinpolitisch“
       noch etwas sagen möchten? „Hast du was?“, fragt der Senior. Dem Junior
       fällt nichts ein. Es gebe so viel diffuse Unzufriedenheit im Land, sagt
       Maier dann. „Die Leute sagen, alles ist scheiße, aber wenn man sie fragt,
       was sie konkret meinen, dann kommt nicht viel.“ „Ich verstehe die
       Unzufriedenheit in meiner Generation auch nicht“, sagt der Senior dann.
       „Wir sind Wendegewinner.
       
       Diese DDR-Verklärung, das Genöle über die Ausländer, das ist nicht
       auszuhalten.“ Er hoffe, dass sich das „mit der nächsten Generation erledigt
       hat“. Er habe „Angst vor der Unregierbarkeit Thüringens“ durch die
       „Protestwähler“. Wenn es für Rot-Rot-Grün nicht reicht und die CDU weder
       mit AfD noch mit den Linken koaliert, gibt es keine Regierungsmehrheit in
       Thüringen. Das sei leider ein „realistisches Szenario und ganz schlecht für
       die Wirtschaft“, sagt Maier, bevor Facebook-Fotos gemacht werden.
       
       Angst vor Rot-Rot-Grün habe der Mittelstand in Thüringen nicht mehr, sagt
       Maier später. Solider Haushalt, wachsende Wirtschaft, geringe
       Arbeitslosigkeit. Der SPD-Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee habe etwa
       die neue Batteriefabrik des chinesischen Konzerns CATL nach Erfurt geholt –
       1,8 Milliarden Euro Investition, 2.000 Arbeitsplätze sollen entstehen. Es
       sei „nicht wirklich was schiefgelaufen bei Rot-Rot-Grün“, sagt Maier. „Aber
       wir, wir sacken ab,“ sagt Maier und meint seine Partei. „Warum sagen die
       Leute der SPD: ‚Euch wollen wir nicht mehr‘? Das kann nicht im Land
       liegen.“
       
       ## Auf dem Marktplatz von Waltershausen
       
       Weiter geht es auf dem Marktplatz von Waltershausen, fünf Stände, Regen,
       der SPD-Pavillon droht vom Wind umgeblasen zu werden. Es gibt hier einen
       SPD-Ortsverein, ein halbes Dutzend WahlhelferInnen sind da, und das an
       einem Dienstagvormittag. Einer holt Steinplatten für die Pavillon-Füße,
       einer trägt eine abgebaute Plakatwand in das Parteibüro in der Nähe.
       Unbekannte hatten Hakenkreuze, „Dreckschwein“, „SS“ und „AfD“ darauf
       gesprüht. Auf dem Marktplatz ist von Politikerhass, Demokratieverachtung
       oder DDR-Nostalgie nichts zu hören. Wenn es wütende Kommentare gebe, „dann
       ist es immer ‚Merkels Flüchtlingspolitik‘“, sagt ein Wahlkampfhelfer. Aber
       die meisten nehmen Maiers Werbe-Butterbrotdosen und reden über alles
       Mögliche – Verkehr, Rente, den Wald.
       
       Maier hat keine klassische Parteibiografie. 1995 bewarb er sich erfolglos
       auf eine Stelle als Referent bei der SPD-Landtagsfraktion in Thüringen. In
       die SPD trat er erst 2009 ein. 2013 gehörte er zum Strategieteam von Peer
       Steinbrück, wurde Sprecher des Finanzforums der SPD. Der Marktplatz von
       Waltershausen ist eine sehr andere Welt als das Frankfurter Westend, das
       Bankenviertel, aus dem Maier kommt. Er ist erst 2018 nach Friedrichroda
       gezogen, als der Wahlkreis für ihn frei wurde. „Zeit für einen von hier“
       steht jetzt auf den Plakaten von Maiers Konkurrenten, dem Nachwuchs-CDUler
       Hans-Georg Creutzberg. Von hier ist Maier nicht. Aber er gibt sich alle
       Mühe, keine Distanz aufkommen zu lassen, quatscht mit den Leuten über die
       Feuerwehr, den anstehenden Wald-Subbotnik, sein Mofa.
       
       Ins Amt gebracht hat Maier die gefloppte Kreisgebietsreform. Aus 23
       Landkreisen und kreisfreien Städten wollte Rot-Rot-Grün 8 machen. Die
       Bevölkerung schrumpft, das hätte Geld gespart. „Das war eine neoliberale
       Logik, wir haben nicht gesehen, dass wir damit die Identifikation der Leute
       verlieren“, sagt Maier. Die Proteste waren heftig, sein Vorgänger Holger
       Poppenhäger musste gehen. Ramelow brauchte jemanden, der „das kommunikativ
       besser hinbekommt“, sagt Maier. Der Widerstand ging weiter, Maier ließ die
       Kreise, wie sie waren, und fusionierte stattdessen 300 Gemeinden. „Aber
       alle freiwillig. Das haben die Leute akzeptiert.“
       
       ## Die AfD und die diffuse Unzufriedenheit
       
       Am Nachmittag steht das Wahlkampfteam im Getränkemarkt Löhr in Ohrdruf.
       Grob gesagt gibt es zwei Typen von Passanten: Männer zwischen 20 und 60
       Jahren und den Rest. Schon von Weitem sehen viele Männer das SPD-Plakat,
       ihr Gesicht wird dann regungslos, der Schritt schneller, Maier mit
       unwirschem Kopfschütteln auf Abstand gehalten. „Typischer AfD-Wähler“, sagt
       die Lehrerin dann. „Ja, die Männer“, sagt Maier. Da sei sie wieder, die
       „diffuse Unzufriedenheit“. Viele Frauen, Teenager und Senioren hingegen
       lassen sich ansprechen. Einige kennen Maier, aber längst nicht alle. Dass
       er Innenminister ist, nehmen viele mit Erstaunen zur Kenntnis. Manche
       scheinen mit dem vierseitigen Flugblatt überfordert, das er ihnen hinhält,
       denen gibt er ein Knoppers. Die werden in Ohrdruf in einer Fabrik mit über
       1.800 Beschäftigten hergestellt. Vielleicht ist die Unzufriedenheit hier
       deshalb nur „diffus“ und nicht konkret.
       
       Am Ende kommt ein Pärchen vorbei, der Mann sagt, er habe Jahrzehnte beim
       Thüringer Staatsschutz gearbeitet. Er finde gut, was Maier macht. Die
       Polizei sei nicht so rechts, wie behauptet werde. „Ich hab in den
       Jahrzehnten keinen kennengelernt, der nicht gegen Nazis war.“ Das kann man
       glauben oder auch nicht. Maier versucht jedenfalls, das Problem der Rechten
       in der Polizei anzugehen. Kürzlich hat er erstmals PolizistInnen öffentlich
       auf dem Erfurter Domplatz vereidigen lassen, der „Wertschätzung“ wegen. Er
       dulde „nicht den Hauch eines Zweifels an Ihrer Verfassungstreue“, hat er an
       dem Tag gesagt.
       
       Maier stammt vom Bodensee und hat einst bei der Treuhand-Nachfolgebehörde
       BvS gearbeitet. Ein Jahr, 1995, hat er dort privatisierten Unternehmen
       „geholfen zu überleben“, sagt er. Dieser Teil seiner Biografie „spielt im
       Wahlkampf keine Rolle“. Das ist erstaunlich, denn die AfD setzt, wie schon
       in Brandenburg und Sachsen, auch in Thüringen voll auf 1989 als
       Bezugspunkt.
       
       2018 sagte Maier erstmals, dass Zweifel an der Verfassungstreue von
       Polizisten bestehen, „die meinen, sich dem Flügel offen anschließen zu
       müssen“. Wobei das natürlich nicht gleich heiße, dass sie aus dem Dienst
       entfernt werden. Zunächst werde in einem Gespräch auf das Mäßigungsgebot
       hingewiesen. „Das beträfe auch Polizisten, die sich bei extrem linken
       Gruppierungen betätigten.“ Höcke – der selbst aus dem Westen kommt –
       diffamiert Maiers Vorstoß dennoch als „Gesinnungsschnüffelei“ und
       „Treppenwitz der Geschichte“: „Genau das ist ein Merkmal totalitärer
       Staaten“, schreibt Höcke. „Das zieht alles in den Dreck, was 1989 geleistet
       wurde“, sagt Maier dazu. Doch die Frage bleibt, wie er damit umgehen kann,
       dass viele seiner Polizisten die AfD gut finden. „Klare Sprache, klare
       Ansagen“, so wie bei der Vereidigung, sagt Maier. Im Verfassungsschutz den
       Flügel anschauen.
       
       Höckes Geraune, große Teile der Sicherheitsorgane würden nur darauf
       warten, sich gegen das System zu wenden, nennt Maier „perfide. Das ist auch
       nicht wahr.“ Er hat Rückhalt von beiden Polizeigewerkschaften bekommen.
       Doch wenn sein Vorgehen gegen die Flügel-Beamten zu Solidarisierungen
       anderer Polizisten führe, „dann ist das so“, sagt Maier.
       
       ## Themen: die örtliche Burgruine, Busstationen, Waldsterben
       
       Das Kulturzentrum im kleinen Bad Tabarz heißt KuKuNa. Am Abend regnet es
       immer noch, eine halbe Stunde bevor die Podiumsdiskussion der Thüringer
       Allgemeinen losgeht, sind alle Stühle besetzt. Sieben KandidatInnen sind,
       da, ganz links sitzt ein Elektriker von der MLPD, ganz rechts ein Ex-Soldat
       von der AfD. Der Moderator fragt, ob er sich dem „Flügel“ zurechnet.
       „Natürlich“, sagt er und bekommt Applaus. Den Grünen haben sie rechts von
       Maier platziert, der hat sich einen dunklen Anzug und weißes Hemd
       angezogen. Auch hier wirkt die Lage nicht so trüb, wie Maier sie im Sommer
       geschildert hatte.
       
       Drei Stunden wird diskutiert, engagiert, unaufgeregt, sachlich, über lokal
       relevante Themen: die örtliche Burgruine, die stillgelegte Ohratalbahn,
       Haltepunkte für Busse, Waldsterben. Von „Islam“ oder „Merkel“ ist keine
       Rede. Als alle sagen sollen, welches Projekt sie am liebsten realisieren
       würden, nennt der Mann von der MLPD „kostenlosen Nahverkehr“, der AfDler
       will „Mobilität fördern“ und hat auch ansonsten Kreide gefressen.
       
       In der Pause scheint Maier etwas enttäuscht. Klar sei es gut, dass die
       Diskussion hier so sachlich sei, aber ein wenig Konfrontation könne ja
       nicht schaden. „Mal sehen, ob der sich aus der Reserve locken lässt.“ Er
       lässt nicht, auch wenn Maier etwas stichelt. Erst ein wütender Schüler
       bringt den AfDler in Verlegenheit, der ihn fragt, wie seine Partei den
       menschengemachten Klimawandel leugnen könne. Er hat keine gute Antwort.
       
       „Die AfD hat ihr Wählerpotenzial zu 100 Prozent ausgeschöpft“, glaubt
       Maier. Und die SPD? Maiers Situation ähnelt jener des sächsischen
       SPD-Spitzenkandidaten Martin Dulig. Der ist wie Maier vorzeigbar, smart,
       integer, viele mögen ihn – aber nicht seine Partei. Auf Duligs Wahlplakaten
       in Sachsen stand „Wer Dulig will, muss SPD wählen“. Es klang wie „Wer schön
       sein will, muss leiden“. Genützt hat es nichts. Sachsens SPD kam auf
       desaströse 7,7 Prozent. Das prognostizieren die Wahlforscher auch der
       Thüringer SPD.
       
       16 Oct 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Jakob
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Björn Höcke
 (DIR) SPD
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahl Thüringen
 (DIR) Wahlen in Ostdeutschland 2024
 (DIR) Schwerpunkt Neonazis
 (DIR) Georg Maier
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
 (DIR) Rot-Rot-Grün
 (DIR) Polizei Thüringen
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahl 2019 in Brandenburg
 (DIR) Robert Habeck
 (DIR) CSU-Parteitag
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahlen
 (DIR) Schwerpunkt Rechter Terror
 (DIR) Polizei Thüringen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Tommy Frenck bei Bürgermeisterwahl: 30 Prozent für den Neonazi
       
       Der Thüringer Neonazi Tommy Frenck verliert die Bürgermeisterwahl in seinem
       Dorf. Der Innenminister kritisiert, dass er antreten durfte.
       
 (DIR) Debatte über AfD-Verbot: Ein gefährliches Spiel
       
       Thüringens Innenminister hat eine Debatte über ein AfD-Verbot losgetreten.
       Das war unüberlegt und dumm. Die radikal rechte Partei wird’s freuen.
       
 (DIR) Rechtsextreme Strömung in der AfD: Partei setzt Kalbitz unter Druck
       
       „Flügel“-Anführer Andreas Kalbitz soll alle politischen Vereinigungen
       auflisten, in denen er Mitglied war oder zu denen er Kontakt hatte.
       
 (DIR) Landtagswahl in Thüringen: Die eingeklemmte CDU
       
       Die CDU versucht sich zwischen Linkspartei und AfD zu behaupten.
       Spitzenkandidat Mohring wettert gegen beide, schließt aber nur eine als
       Partnerin aus.
       
 (DIR) SPD und Grüne in Thüringen: In Ramelows Schatten
       
       Ob Rot-Rot-Grün in Thüringen weiterregiert, hängt vor aIlem von SPD und
       Grünen ab. Die SPD wirkt farblos. Dabei ist ihre Bilanz gar nicht mal
       schlecht.
       
 (DIR) SPD-Politiker über Pressefreiheit: „Ich vertraue der Thüringer Polizei“
       
       Thüringens Innenminister Georg Maier spricht über einen kritischen
       Polizeieinsatz gegen Journalisten, über Neonazis und die Pressefreiheit.
       
 (DIR) Rot-schwarz-grünes Bündnis in Potsdam: Kenia kann kommen
       
       Brandenburg vor Regierungsbildung: SPD, CDU und Grüne einigen sich nun beim
       schwierigsten Thema – der Energiepolitik. Ein Wochenkommentar.
       
 (DIR) Vor der Landtagswahl in Thüringen: Morddrohung gegen Habeck
       
       Laut seiner Partei hat Grünen-Chef Robert Habeck im Thüringer
       Landtagswahlkampf eine Morddrohung erhalten. Gegen einen Verdächtigen wird
       ermittelt.
       
 (DIR) Parteitag der CSU: Christlich-Digitale Frauenunion
       
       Der CSU sterben die Wähler*innen weg. Auf dem Parteitag in München wollen
       die Chefs ihre Partei deshalb modernisieren. Kann das klappen?
       
 (DIR) Landtagswahl in Thüringen: Bodo, der Balancekünstler
       
       Bodo Ramelow ist einziger Ministerpräsident der Linken. Selbst CDU-Anhänger
       wünschen sich eine weitere Amtszeit. Wie macht er das?
       
 (DIR) Aufklärung des NSU-Terrors: Thüringen will Archiv anlegen
       
       Thüringen will zur Aufklärung des NSU-Terrors neue Wege gehen: mit einem
       öffentlichen Archiv. Beim Verfassungsschutz sind nicht alle erbaut.
       
 (DIR) Haftbefehl gegen Polizisten: Vergewaltigung im Dienst
       
       Zwei Polizisten sollen in Thüringen bei einer Wohnungsdurchsuchung eine
       Frau vergewaltigt haben. Gegen sie wurde Haftbefehl erlassen.