# taz.de -- Mitzvah Day in Berlin: Der Tag der guten Taten
       
       > Am Mitzvah Day feiert die jüdische Gemeinde weltweit das Ehrenamt. Am
       > Sonntag arbeiten Mitglieder des Zentralrats der Juden mit arabischen
       > Geflüchteten.
       
 (IMG) Bild: Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, am Mitzvah Day 2015 in Berlin
       
       Was haben der Zentralrat der Juden in Deutschland, Berliner Umweltprojekte
       und arabische Zugewanderte in Berlin gemeinsam? Sie wollen zusammen am 17.
       November die Welt ein bisschen besser machen. Denn einmal im Jahr ruft die
       jüdische Gemeinde zum weltweiten Mitzvah Day auf. „Mitzvah“ ist Hebräisch
       und bedeutet „gute Tat“. Am Tag der guten Taten also will die jüdische
       Gemeinde zeigen, dass jeder mit unterschiedlichen Projekten etwas Gutes tun
       kann. Auf einem Spielplatz in Berlin-Marzahn treffen sich am Sonntagmittag
       Mitarbeiter*innen des Zentralrats der Juden in Deutschland und des Film-
       und Integrationsprojektes „R.future-TV: Flüchtlinge für Demokratie und
       Menschenrechte“. Die jüdische Gemeinschaft und die Mitglieder der
       Initiative wollen gemeinsam bauen, kochen und backen.
       
       Unter ihnen ist die Berlinerin Hannah Dannel vom Zentralrat der Juden. 2012
       hat sie durch einen Artikel von den ehrenamtlichen Taten und der Vertretung
       der jüdischen Werte am Mitzvah Day in den USA erfahren. Mit dem Judentum
       würden viele Menschen negative Erinnerungen an die Geschichte oder an
       Anschläge verbinden, meint Dannel. Um jüdische Werte wie die Verbesserung
       der Welt oder Gerechtigkeit unter die Menschen zu bringen, organisiert sie
       deshalb seitdem den Mitzvah Day in Deutschland. Dieses Jahr hat sie die
       Teilnehmer*innen zu Projekten mit positiver Auswirkung auf die Umwelt
       motiviert.
       
       „Vergangenes Jahr haben wir Weihnachtskekse für eine Ausgabestelle der
       Berliner Tafel gebacken. Dieses Jahr engagieren wir uns mit einer
       muslimischen Gruppe für einen Spielplatz in Marzahn. Wir kommen herum in
       der Stadt“, erzählt Dannel. Für Sonntag will sie eine typisch jüdische
       Suppe kochen. Insgesamt 60 Geflüchtete, jüdische Menschen und Kinder wollen
       den Spielplatz und einen dazugehörigen Bauerngarten umgestalten und
       winterfest machen.
       
       Außerdem will die Gruppe einen Lehmofen bauen, um darin arabisches Brot für
       die jüdische Suppe zu backen. In den Lehm soll die arabische Begrüßung
       „Salam Aleikum“ – übersetzt „Friede sei mit dir“ – auf Arabisch, Hebräisch
       und Deutsch eingraviert werden. Anschließend wollen alle zusammen essen.
       
       Beim Mitzvah Day 2015 hatte Dannel in einer Notaufnahmestelle für
       Flüchtlinge im Prenzlauer Berg die Geflüchteten kennengelernt, die sich
       heute für R.future-TV engagieren. Damals hatte sie dort zusammen mit
       Kolleg*innen vom jüdischen Zentralrat Hummus und Getränke verteilt und
       Musik gemacht. Nun, vier Jahre später, seien die Geflüchteten wiederum auf
       den Zentralrat zugekommen, um sich selbst am Mitzvah Day zu beteiligen und
       etwas zurückzugeben. Für viele von ihnen sei es damals ein besonderes
       Erlebnis gewesen, gerade in Deutschland angekommen, von Juden empfangen
       worden zu sein.
       
       Die Integrationsinitiative R.future-TV wurde 2015 von dem Syrer und
       ehemaligen Flüchtling Sami Alkomi gegründet und produziert Erklärfilme.
       „Damit wollen wir, selbst Menschen aus arabischen Ländern, andere Menschen
       aus arabischen Ländern über deutsche Werte und Regeln aufklären“, so
       Alkomi. Die Filme handeln von Toleranz gegenüber unterschiedlichen
       Lebensmodellen, von Frauenrechten, Selbstbestimmung oder von
       Antisemitismus. Jede Folge beschäftigt sich auf Arabisch mit einem Thema
       des demokratischen Zusammenlebens, das aufgrund von unterschiedlichen
       Sozialisationen, Gesetzen und Traditionen eine Herausforderung für
       Zugewanderte darstellt.
       
       Am Tag der guten Taten sei es ihr besonders wichtig, etwas zu tun, wobei es
       nicht auf die Größe des Portemonnaies ankomme, sagt Dannel. Mit
       niederschwelligen Projekten wie der Umgestaltung des Spielplatzes will sie
       zusammen mit der jüdischen Gemeinde die Menschen aus ihren Wohnungen holen
       und das Ehrenamt stärken.
       
       Für die diesjährigen Projekte in Berlin haben sich 250 jüdische und
       nichtjüdische Menschen angemeldet. Deutschlandweit würden am Sonntag etwa
       3.500 Teilnehmer*innen beim Bäume pflanzen, Bau von Insektenhotels oder dem
       Reinigen von Flüssen für ein gesellschaftliches Miteinander aktiv werden.
       
       16 Nov 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Luise Land
       
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