# taz.de -- Immer mehr „Students for Future“-Gruppen: Studis reden übers Wetter
       
       > Studierende in Norddeutschland organisieren sich zunehmend in „Students
       > for Future“-Gruppen. Ende November findet eine Aktionswoche statt.
       
 (IMG) Bild: Waren bisher eher selten: Demonstrant*innen von „Students For Future“, hier im Juli 2019 in Hannover
       
       GÖTTINGEN taz | Lange Zeit, so schien es, machten sich Studentinnen und
       Studenten bei den Klima-Protesten rar. Neben den Schülerinnen und Schülern
       von Fridays for Future gingen vielerorts vor allem ältere Leute auf die
       Straße, um Druck für mehr Klimaschutz zu machen. Der akademische Nachwuchs
       wurde zum Teil vermisst.
       
       Das soll sich nun ändern. In mehr als 40 Universitätsstädten haben sich
       Students-for-Future-Gruppen gegründet, darunter auch in Hamburg, Hannover,
       Braunschweig und Oldenburg. Aus Protest gegen die ihrer Ansicht nach völlig
       unzureichenden Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Klima-krise wollen
       sie in der letzten Novemberwoche den Lehrbetrieb bestreiken. Statt der
       regulären Vorlesungen und Seminare sollen vom 25. bis 29. November unter
       dem Slogan „Public Climate School“ Diskussionen, Vorträge und Aktionen zum
       Klimawandel stattfinden.
       
       Das Handeln der Politik stehe im starken Gegensatz zu der in der
       Zivilgesellschaft verbreiteten Meinung, dass endlich grundlegende Maßnahmen
       gegen die Klimakrise getroffen werden müssten, erklären die Students for
       Future. Die „Dramatik der Situation“ mache entschlossenes, außerplanmäßiges
       Handeln zur Pflicht. Der geplante Hochschulstreik solle dabei nicht nur ein
       Druckmittel sein, um die Politik zum Handeln zu zwingen, sondern auch ein
       „Labor für nachhaltige Zukunftsentwürfe“.
       
       In Hannover und Oldenburg haben die Students for Future inzwischen
       umfangreiche Programme für die Streikwoche veröffentlicht. Alle Menschen
       seien eingeladen, sich an den geplanten Workshops, Vorträgen, Seminaren und
       Aktionen zu beteiligen, heißt es in der niedersächsischen Landeshauptstadt.
       „Ein großer Teil der Bewältigung der Klimakrise ist auch, sich Wissen um
       sie und ihre Folgen anzueignen“, sagt ein Sprecher der Gruppe. „Während der
       Public Climate School wollen wir gemeinsam lernen und Lösungen
       diskutieren.“
       
       In Hamburg und Braunschweig verabschiedeten studentische Versammlungen
       klimapolitische Forderungen an die Hochschulen. „Um Lösungen für die
       Klimakrise zu finden, ist eine kritische Wissenschaft nötig“, erklären etwa
       die Students for Future in Hamburg. „Sie muss die bestehenden Verhältnisse
       hinterfragen, lösungsorientiert alternative Lebens- und Wirtschaftsweisen
       erforschen und sich „als Akteurin im politischen Diskurs verstehen“.
       
       Außerdem müsse die infrastrukturelle Ausstattung der Universität so
       verändert werden, dass sie ihrer gesellschaftlichen Vorbildfunktion für die
       Erreichung der Klimaziele gerecht werde.
       
       Bei den Students for Future an der Technischen Universität Braunschweig
       engagieren sich inzwischen etwa 100 Studierende. 800 Studierende im und 400
       weitere vor dem größten Hörsaal „Tentomax“ solidarisierten sich dort mit
       den klimapolitischen Forderungen an die Hochschule. Auch an der Hochschule
       für Bildende Künste Braunschweig forderte eine Vollversammlung
       Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein.
       
       Die Gründe, warum Studierende sich erst jetzt für mehr Klimaschutz
       organisieren, scheinen vielfältig. An Hochschulen sei die soziale Bindung
       im Vergleich zu den starken Klassenverbänden an Schulen nicht so stark,
       sagt ein studentischer Klimaaktivist in Göttingen. Andere sehen auch in der
       Verschulung des Studiums durch die Bologna-Reform einen Hemmschuh, dadurch
       bleibe seither weniger Zeit für politisches Engagement außerhalb der
       Hochschulen.
       
       Am 29. November wollen sich die Students for Future an den an diesem Tag
       geplanten Großdemonstrationen für mehr Klimaschutz beteiligen. Nach Angaben
       von Fridays for Future gibt es dann in mindestens 350 Orten Streiks,
       Kundgebungen und Demonstrationen. Die Liste sei aber noch nicht
       vollständig. Beim bislang letzten globalen Klimastreik am 20. September
       waren Millionen Menschen auf die Straße gegangen. In Norddeutschland hatten
       mehrere Hunderttausend Jugendliche und Erwachsene für mehr Tempo beim
       Klimaschutz demonstriert.
       
       21 Nov 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reimar Paul
       
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