# taz.de -- Silvester in Berlin: Polizeieinsatz gegen Böller
       
       > Erstmals will die Polizei an den „Gefahrenpunkten“ auf dem Alexanderplatz
       > und in der Potsdamer Straße ein Böllerverbot an Silvester durchsetzen.
       
 (IMG) Bild: Ist das noch Tischfeuerwerk oder schon ein verbotener Böller?
       
       BERLIN taz | In [1][einigen deutschen Innenstädten gibt es bereits ein
       Böllerverbot] – jetzt zieht Berlin nach. Auf dem nördlichen Teil des
       Alexanderplatzes im Bezirk Mitte sowie in Schöneberg-Nord im Bereich
       Pallas-, Goeben- und Steinmetzstraße dürfen beim kommenden Jahreswechsel
       keine Raketen mehr abgefeuert werden. Mit der Veröffentlichung im Berliner
       Amtsblatt am 22. November ist das [2][seit Längerem angekündigte
       Böllerverbot] nun amtlich. Auf der Partymeile am Brandenburger Tor war die
       Knallerei schon zuvor untersagt.
       
       Die beiden Zonen seien in den vergangenen Jahren in der Silvesternacht
       „Gefahrenbrennpunkte“ gewesen, hatte Innenstaatssekretär Torsten Akman
       (SPD) die geplante Neuerung im September begründet. An beiden Orten sei es
       zu [3][massiven und gezielten Angriffen auf Polizisten und Feuerwehrleute]
       gekommen. Auch für den Hermannplatz sei ein Verbot erwogen worden. Das habe
       man aber verworfen, weil sich gezeigt habe, dass es dort „keine
       Fokussierung auf Einsatzkräfte gibt“.
       
       Das Böllerverbot beginnt am 31. Dezember um 18 Uhr und endet am 1. Januar
       um 6 Uhr. Gestützt ist es auf das polizeiliche Gefahrenabwehrrecht.
       Verboten ist in den Gebieten Pyrotechnik der Kategorien F2, F3, und F4.
       „Nur Wunderkerzen, Tischfeuerwerk und Knallerbsen sind erlaubt“, so
       Polizeisprecherin Anja Dierschke zur taz.
       
       Auf dem Alex gilt das Verbot für den nordöstlichen Teil des Platzes, wo die
       Weltzeituhr steht. Die Freifläche zwischen Berolinahaus, Alexanderhaus,
       Galeria Kaufhof und Primark wird erfahrungsgemäß von Partygängern, die von
       auswärts kommen, und sogenannten erlebnisorientierten Personen, wie die
       Polizei sie nennt, als Fläche zum Zünden von Feuerwerk genutzt. Beim
       Jahreswechsel 2018/2019 sei es infolge „gruppendynamischer Prozesse“ und
       übermäßigen Alkoholkonsums „dauerhaft“ zu einer unsachgemäßen Handhabung
       von Feuerwerkskörpern gekommen, heißt es in der Verbotsverfügung.
       
       Auch illegale Erzeugnisse wie „sogenannte Polenböller“ und SRS-Waffen –
       Schreckschusspistolen – seien verwendet worden. Die versammelten Menschen,
       darunter auch Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, seien gefährdet
       gewesen. „Zumindest bedingt“ seien Verletzungen in Kauf genommen worden.
       Das Verbot auf dem Platz gelte für alle, heißt es. Eine Unterscheidung
       zwischen „Störern“ und „Nichtstörern“ sei unter den Bedingungen der
       Silvesternacht – Dunkelheit, Rauchentwicklung, Überfüllung – nicht möglich.
       
       Im Unterschied dazu trifft das Böllerverbot in Schöneberg ein normales
       Wohngebiet. Das Pallasseum an der Potsdamer Straße Ecke Pallasstraße gehört
       dazu. An die 2.000 Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, leben
       dort. Ähnlich ist es in der Steinmetzstraße, die komplett von dem Verbot
       betroffen ist. Das Gebiet galt früher als sozialer Brennpunkt.
       
       Seit dem Jahreswechsel 2014/ 15 hätten die Straftaten in dem Gebiet „unter
       Nutzung von Pyrotechnik stetig zugenommen“, so die Verbotsbegründung. Die
       Rede ist von Anzeigen wegen schweren Landfriedensbruchs über Herbeiführen
       einer Sprengstoffstoffexplosion bis hin zu gefährlichen Eingriffen in den
       Straßenverkehr.
       
       ## Erhöhte Polizeipräsenz und Personenkontrollen
       
       Als konkretes Beispiel wird auf eine Bushaltestelle verwiesen, die
       2016/2017 durch Pyrotechnik zerstört worden sei. Oder darauf, dass
       2018/2019 „dreimal Polizeidienstkräfte und einmal ein Passant beschossen“
       worden seien. Auch beim kommenden Jahreswechsel sei damit zu rechnen, dass
       eine Vielzahl von Personen vor Ort zusammenkomme – „vornehmlich in der
       Altersgruppe der 14- bis 30-Jährigen“. Und auch damit, dass die fragliche
       Personengruppe die vielfältigen Rückzugsmöglichkeiten am Pallasseum und in
       der Steinmetzstraße dazu nutze, sich dem polizeilichen Zugriff zu
       entziehen. Die Gefahren für Unbeteiligte könnten durch ein Verbot zumindest
       gemindert werden.
       
       Publik gemacht werden soll das Böllerverbot unter anderem mit
       Informationsflyern. Für Silvester kündigte der zuständige Einsatzleiter
       Alexander Karius am Mittwoch gegenüber der taz eine verstärkte
       Polizeipräsenz in den Gebieten an. Auch in den letzten Jahren sei mehr
       Polizei als anderswo vor Ort gewesen.
       
       Am kommenden Silvester werde man das Böllerverbot aber mit
       Personenkontrollen versuchen durchzusetzen. Was das angehe, betrete man
       Neuland, gibt Karius zu. „Wir haben keine Erfahrungswerte, auf die wir
       zurückgreifen können“. Aber der Einsatzleiter lässt keinen Zweifel daran,
       dass die Polizei zum Handeln entschlossen sei. „Wenn man etwas festlegt,
       muss man es auch umsetzen, sonst macht man sich lächerlich“.
       
       4 Dec 2019
       
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