# taz.de -- Konflikt zwischen Iran und den USA: Zu weit nach vorn gewagt
       
       > Radikale im Iran haben Rachegelüste geweckt, die sie nicht bedienen
       > können. Die Militärmacht der USA ist größer.
       
 (IMG) Bild: Reste einer Rakete in Erbil
       
       Es scheint, als habe es bei dem iranischen [1][Raketenangriff auf
       Militärstützpunkte] im Irak tatsächlich keine Toten gegeben. Sollte Iran
       sich jetzt mit diesem Vergeltungsschlag begnügen, könnte die Welt erst
       einmal aufatmen. Iran hatte zunächst von 80 Toten gesprochen, am Mittwoch
       bekräftigte US-Präsident Trump dann öffentlich, dass keine Personen zu
       Schaden gekommen seien.
       
       Die Frage, ob sich Teheran [2][mit diesem Angriff begnügen] wird, bleibt
       indes unbeantwortet. Irans Revolutionsführer, der in der Islamischen
       Republik bei wichtigen Entscheidungen das letzte Wort hat, erklärte Stunden
       nach dem Angriff, es habe sich um eine „erste Ohrfeige“ gehandelt. Die
       Tötung General Soleimanis sei ein „zu wichtiges Ereignis gewesen, die
       Rache dafür sieht anders aus“. Es gelte, „der verderblichen Präsenz der
       Amerikaner in der Region ein Ende“ zu setzen.
       
       Ganz anders klingt eine Stellungnahme des als gemäßigt geltenden
       Außenministers Sarif. Iran habe zur eigenen Verteidigung „verhältnismäßig“
       reagiert und damit die Sache abgeschlossen, twitterte er. „Wir streben
       keine Eskalation an, aber wir werden uns gegen jede Aggression
       verteidigen.“
       
       ## Rachegelüste, die nicht leicht zu bremsen sind
       
       Mit der Mobilisierung von Millionen, die mit erhobenen Fäusten auf Irans
       Straßen tagelang „Tod den USA!“ und „Tod Israel!“ skandierten, haben die
       Radikalen Rachegelüste geweckt, die nicht leicht zu bremsen sein werden.
       Aber das Regime kann die selbst erzeugten Erwartungen nicht erfüllen.
       Chamenei und die Revolutionsgarden wissen wohl, wie gering Irans
       Militärmacht im Vergleich zu der der USA ist und dass sie bei weiteren
       Attacken eine beträchtliche Zerstörung ihres Landes riskieren würden. Sie
       haben sich verbal zu weit nach vorn gewagt und müssen jetzt [3][leiser
       treten]. Zwar hat Trump am Mittwochnachmittag keine neuen Militärschläge
       angekündigt, wohl aber weitere Wirtschaftssanktionen, die das Regime
       empfindlich schwächen könnten.
       
       Von den Massen, die an den Trauerfeiern teilnahmen, dürfen sich die
       Vertreter des Regimes nicht blenden lassen. Zwar haben Millionen sich in
       diesen bedrohlichen Tagen hinter die Staatsführung gestellt. Doch es sind
       zum Teil dieselben, die im November zu Hunderttausenden gegen das Regime
       auf die Straße gegangen sind. Ihre Probleme sind nach wie vor nicht gelöst.
       Ihre Teilnahme an den Trauermärschen erfolgte nicht aus Solidarität mit den
       klerikalen Machthabern, sondern aus Protest gegen die Arroganz einer
       Großmacht, die sich erlaubt, das Völkerrecht zu umgehen, wann immer es
       ihren Interessen dient.
       
       8 Jan 2020
       
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 (DIR) Bahman Nirumand
       
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