# taz.de -- Homöopathie-Debatte bei den Grünen: Gescheiterter Stuhlkreis
       
       > Habeck und Baerbock wollten den Grünen Streit zumuten. Bei der
       > Homöopathie ging das schief. Was, wenn es etwas Wichtiges zu entscheiden
       > gibt?
       
 (IMG) Bild: Hat sich noch nicht verkrümelt: der Streit über Homöopathie bei den Grünen
       
       Die Grünen und ihr Homöopathie-Streit, das ist ein bisschen so wie eines
       dieser Videos, die in sozialen Netzwerken für Lacher sorgen. Ein schicker
       Anzugträger tanzt bei einer Hochzeitsfeier, stolpert, hält sich im Fallen
       an der Tischdecke fest, woraufhin die Sahnetorte … Denken Sie sich den
       Rest. Aber ernsthaft: Es wäre falsch, [1][die Homöopathie-Debatte] nur
       unter Popcorn-Gesichtspunkten zu betrachten – denn sie lehrt einiges über
       die Grünen.
       
       Erstens: [2][Die Partei], die gern mutig tut, hat manchmal große Angst.
       Eine Kommission, in der sich Wissenschaftsfreaks und esoterisch angehauchte
       Homöopathie-Fans auf eine Position einigen sollen, ist per se ein
       irrsinniges Unterfangen. Nicht nur weil beide Lager mit religiösem Eifer zu
       Werke gehen und einander zutiefst verachten, sondern auch weil [3][die
       Sachlage eindeutig ist]. Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt
       hinaus, die wissenschaftliche Evidenz ist erdrückend. In der Frage kann es
       keinen Kompromiss geben, sondern nur eine eindeutige Antwort.
       
       Zweitens: Auch Robert Habeck und Annalena Baerbock, die ChefInnen,
       [4][denen alles zu gelingen scheint], machen Fehler. Auf die Idee, dass die
       Kommission keine gute Idee ist, hätte eine kluge Führung von Anfang an
       kommen müssen. Aber die Grünen-Spitze hatte solche Furcht vor hämischer
       Medienberichterstattung über den Parteitag, dass sie den Streit lieber
       [5][in den Stuhlkreis auslagerte], als ihn auszutragen. Das war falsch.
       
       Drittens: Das Prinzip Habecks und Baerbocks, manche Themen diffus in der
       Schwebe zu halten, um keine Wählerin und keinen Wähler zu vergraulen, stößt
       an Grenzen. Ebenso wie die Strategie, Streit mit allen Beteiligten so lange
       kleinzuquatschen, bis jeder glücklich ist. Manche Dinge müssen entschieden
       werden, und die Argumente für oder gegen die Kassenfinanzierung
       homöopathischer Mittel liegen seit Jahren auf dem Tisch. Was gibt es da
       noch zu diskutieren? Die nun geplatzte Kommission war von Anfang an kein
       Instrument des Erkenntnisgewinns, sondern eines der taktischen
       Konfliktvermeidung.
       
       Habeck und Baerbock sind angetreten mit dem Versprechen, den Grünen Streit
       zuzumuten und Widersprüche aufzurufen. Bei der Homöopathie, einem
       vergleichsweise harmlosen Thema, scheitert das komplett. Womit man bei der
       eigentlichen Frage wäre: Was passiert, wenn es etwas Wichtiges zu
       entscheiden gibt?
       
       14 Jan 2020
       
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 (DIR) Ulrich Schulte
       
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