# taz.de -- Bildungsföderalismus und Sommerferien: Bayrische Extrawürste
       
       > Das Rotationssystem der Sommerferientermine ist Bayern und
       > Baden-Württemberg schnuppe. Das regt Brandenburgs Ministerpräsidenten
       > auf.
       
 (IMG) Bild: Dafür gibt es eigentlich eine Regelung: aber da halten sich nicht alle Bundesländer dran
       
       Es ist schon eine ganz schöne Unverfrorenheit: „Wir haben unseren
       Bio-Rhythmus mit den Ferien“, hatte der bayerische Ministerpräsident Markus
       Söder (CSU) Ende des Jahres lapidar gesagt, und gemeint hatte er damit das
       Rotationssystem der Sommerferientermine für die Länder – an der lediglich
       Bayern und Baden-Württemberg nicht teilnehmen. Das ist schon ganz schön
       arrogant – und deshalb gut, dass Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar
       Woidke (SPD) am Donnerstag auch die Gelegenheit nicht ausließ, dem Kollegen
       im Süden nochmal dezent darauf hinzuweisen, was er von der bayerischen
       Extrawurst hält: Nicht viel.
       
       „Für mich ist es aber nicht mehr hinnehmbar, dass zwei Länder darauf
       bestehen, immer am Ende dran zu sein, während alle anderen rotieren. Die
       Begründungen dafür sind nicht nachvollziehbar“, hatte Woidke unter anderem
       der Märkischen Oderzeitung, befragt nach Sinn und Sinn eines föderalen
       Bildungssystems, gesagt.
       
       Nun ist das Sommerferienproblem zwar eine Diskussion, die stets viel
       öffentliche Aufmerksamkeit generiert, weil sie die Urlaubsplanungen in
       sämtlichen Betrieben und Büros dieser Republik determiniert (also auch die
       betrifft, die keine Kinder haben). Aber die provokante Spitze mit den
       Sommerferien, auf die Woidke jetzt natürlich auch nochmal eingehen musste,
       sollte nicht davon ablenken, dass die Debatte über den Bildungsföderalismus
       eine Wichtige ist.
       
       Beispiel Abitur und damit Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen, nicht
       ohne Grund das größte Brett in der Diskussion. Inzwischen haben rund 40
       Prozent aller Studiengänge in Deutschland einen Numerus Clausus, die Note
       ist also das entscheidende Auswahlkriterium ist, ob jemand das studieren
       kann, was er oder sie möchte.
       
       ## Für mehr Fairness
       
       In Bayern (und einigen anderen Bundesländern) zum Beispiel ist Mathe
       Pflichtprüfung im Abi – in Berlin nicht. In manchen Ländern können die
       SchülerInnen zwischen den einzelnen Prüfungsaufgaben wählen, in anderen
       nicht. Das bayerische Abitur gilt als schwer, worauf man im Freistaat
       allgemein stolz ist – aber die bayerischen SchülerInnen tröstet das nicht,
       ihr Abi-Schnitt liegt immer deutlich hinter Ländern wie Berlin (die sich
       wiederum anhören müssen, sie bekämen das Abi quasi geschenkt).
       
       Also gut, dass Woidke am Donnerstag nochmal dran erinnerte, dass man das
       Scheitern des Nationalen Bildungsrats – Bayern und Baden-Württemberg waren
       im November ausgetreten, bevor das im Koalitionsvertrag beschlossene
       Gremium sich gründen konnte – nicht auf sich beruhen lassen will.
       
       Wenn auch die Werbung, die Woidke für mehr Fairness im Bildungsföderalismus
       macht, vielleicht nicht die geschickteste war: Die Ost-Länder seien
       hinsichtlich mehr Vereinbarkeit übrigens „alle einer Meinung“, sagt er.
       „Auch weil sie aus der DDR heraus gute Erfahrungen gemacht haben.“ Die DDR
       dürfte jemanden wie Söder kaum überzeugen.
       
       17 Jan 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Klöpper
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Sommerferien
 (DIR) Föderalismus
 (DIR) Markus Söder
 (DIR) Dietmar Woidke
 (DIR) Juristen
 (DIR) Aufgeschreckte Couchpotatoes
 (DIR) Flugscham
 (DIR) Ferien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Übungsaufgaben im Jurastudium: Weißes Recht für alle
       
       Wer Jura studiert, kommt schnell mit rassistischen und sexistischen
       Übungsaufgaben in Berührung. An den Fakultäten scheint das nur wenige zu
       stören.
       
 (DIR) Reisen und Flugscham: Alte Ziele, neue Wege
       
       Der Sündenfall beim Reisen ist unumkehrbar. Verzicht wird überall
       gefordert. Doch es geht nicht darum, ob wir reisen, sondern wie wir reisen.
       
 (DIR) Klimafreundliche Reisen auf der Schiene: Mit dem Zug nach Vietnam
       
       Ein 19-Jähriger hat zusammen mit seinem Vater eine Agentur gegründet. Sie
       organisiert Fernreisen mit der Bahn auf der ganzen Welt.
       
 (DIR) Änderung des Ferienbeginns in Bayern: Mir san Sommer
       
       Früher in die Ferien? Markus Söder will die Ferienzeiten bewahren. Das ist
       identitätspolitisch clever, preußisches Rumgenöle wirkt da eher
       kontraproduktiv.