# taz.de -- Rücktritte, gebt uns Rücktritte!: Die K-Frage
       
       > Es sind Chaostage in good old Deutschland. Einige immerhin können noch
       > Verantwortung übernehmen und hauen in den Sack.
       
 (IMG) Bild: Ein K-Mann, der für viele steht, in D-Land
       
       Kaum hat sich „Sabine“ hinter die Gardine zurückgezogen, da erschüttern
       Rücktrittsmeldungen unser anscheinend noch nicht genug gezaustes kleines
       Land: Die drei Ks, Klinsmann, Kramp-Karrenbauer, Kardinal Marx – sie wollen
       alle drei nicht mehr.
       
       Der Münchener Erzbischof Kardinal Marx verkündet seinen Rückzug vom Vorsitz
       der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Nach außen gibt er Altersgründe an,
       doch letztlich dürfte ihn der Kampf mit dem Rapistenflügel um den Kölner
       Kardinal Woelki zermürbt haben.
       
       [1][Annegret Kramp-Karrenbauer wiederum verzichtet auf die
       Kanzlerkandidatur und mittelfristig auch auf den CDU-Vorsitz.] Zeitlich
       verbunden wirkt der Entschluss mit ihrem Unvermögen, in der Affäre
       Kemmerich die Thüringer CDU zu bremsen.
       
       Deren Fraktionsvorsitzender Mike Mohring hat die offizielle Linie und damit
       auch seine Vorsitzende verraten. Allerdings ist es derart untypisch für
       diese Partei, dass ihre Leute die Verantwortung dafür übernehmen, was unter
       ihnen, geschweige denn über, neben oder auch nur in ihnen vorgeht, dass man
       automatisch nach den echten Gründen weiterforschen will.
       
       ## Schwabe-Kalifornier-Gemisch
       
       Hohe Frustration mit dem nachfolgenden Gefühl der Überforderung möchte man
       sowohl bei Kramp-Karrenbauer als auch bei Marx kurzdiagnostizieren.
       [2][Ganz anders unser dritter Rücktritt der Woche:] Jürgen Klinsmann, der
       Trainer des Fußballbundesligisten Hertha BSC. Der Wahl-Weddinger
       hinterfragt andere kaum und sich selbst schon mal gar nicht.
       
       Da mischt sich der Schwabe ungut mit dem Kalifornier; gierige, provinzielle
       und rechthaberische Kleinbürgerlichkeit mit oberflächlichem und angesichts
       der Umstände (Jahrhundertwaldbrände, Jahrtausenderdbeben,
       Tabellenvierzehnter) notorisch unangebracht wirkendem Sunnyboy-Optimismus.
       Alles in allem ergibt das eine Mentalitätskombination aus der Hölle.
       
       Sie beinhaltet auch den festen Glauben, man könne jederzeit und alles ohne
       jeglichen Kompetenzerwerb vollbringen, wenn man es denn nur wolle:
       Schauspieler, GröFaZ, Maler, Drehbuchautor oder Trainer einer
       Bundesligamannschaft. Scheißegal, anything goes, Traumfabrik
       Reichssportfeld.
       
       Spätestens jetzt drängen sich natürlich die Parallelen zu Adolf Hitler auf.
       Zwar zögerte der Österreicher vergleichsweise allzu lange mit dem
       Rücktritt. Doch hier wie dort wurden verdiente Player geschasst (Salomon
       Kalou – Erwin Rommel), fremde (Lars Windhorst – IG Farben) Millionen
       verbrannt (Santiago Ascacibar – V1), Entscheidungsschlachten verloren
       (Heimniederlage gegen Mainz 05 – Kesselschlacht von Halbe).
       
       ## Und die Konsequenzen?
       
       Auch Vereinsikonen wie SA-Chef Ernst Röhm oder Torwarttrainer Zsolt Petry
       wurden aus persönlicher Eitelkeit unfein entsorgt. Und beide Leitfiguren
       forderten bis zum Ende für ihre erwiesene Inkompetenz uneingeschränktes
       Vertrauen, dessen Fehlen in ihren Augen natürlich der einzige Grund für ihr
       Scheitern war.
       
       Sehr unterschiedlich sind jedoch die Konsequenzen. Während
       Kramp-Karrenbauer immerhin Verteidigungsministerin bleibt, Marx Erzbischof
       bleibt und Klinsmann sich mit seiner Frau Debbie im Führerbunker entleibte,
       zog sich Hitler lediglich auf seinen Posten als Aufsichtsratsmitglied
       zurück, um von dort aus weiter sein Unwesen zu treiben. Oder war es
       umgekehrt?
       
       In diesen Chaoswochen kennt sich wirklich keiner mehr aus. Es ist, als
       hätte „Sabine“ nicht nur die Natur, sondern auch im ganzen Land die Posten,
       Pöstchen und Verantwortungen durcheinandergewirbelt. Nur Christian Lindner
       bleibt, wo er ist. Doch wen interessiert es? Aber das ist wahrscheinlich
       gerade sein Glück.
       
       11 Feb 2020
       
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