# taz.de -- US-Prozess gegen Konzerne Bayer und BASF: Schuldspruch wegen Pestizidabdrift
       
       > Ein geschädigter Farmer aus Missouri soll 265 Millionen Dollar bekommen.
       > Ackergifte mit dem Wirkstoff Dicamba gibt es auch in Deutschland.
       
 (IMG) Bild: Farmer Bill Bader an einem seiner Pfirsischbäume
       
       BERLIN taz | Erstmals hat ein US-Gericht die Chemiekonzerne Bayer und BASF
       wegen Schäden durch Abdrift ihres Pestizidwirkstoffs Dicamba zu einer hohen
       Schadensersatzzahlung verurteilt. Die Jury in Cape Girardeau im Bundesstaat
       Missouri sprach am Samstag dem Landwirt Bill Bader 265 Millionen Dollar zu.
       Die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass das auch in Deutschland
       zugelassene Unkrautvernichtungsmittel von benachbarten Baumwollfeldern
       anderer Landwirte die Pfirsichbäume Baders verstümmelte.
       
       Bader klagt, die Anwender seien nicht ausreichend über die Risiken
       informiert worden. Bayer und BASF kündigten am Montag an, Rechtsmittel
       einzulegen. Dennoch fielen die Aktienkurse der Unternehmen um rund 3
       beziehungsweise 1 Prozent.
       
       „Das Urteil ist [1][nur die Spitze des Eisberges]“, teilte die
       Umweltorganisation Pestizid-Aktionsnetzwerk (PAN) mit. Mindestens 140
       ähnliche Fälle werden Reuters zufolge wohl noch in diesem Jahr vor Gericht
       kommen. „Die internen Dokumente von Monsanto (jetzt Bayer), die in diesem
       Prozess offengelegt worden sind, zeigen, dass die Firma ein höchst
       zerstörerisches und absichtlich ungetestetes Produkt auf den Markt
       brachte“, so PAN.
       
       Dicamba wird seit den 1960er Jahren angewendet, aber mit strengen
       Begrenzungen, denn es wird leicht auf Nachbarfelder geweht. Als Unkräuter
       zunehmend resistent gegen Monsantos Pestizid-Bestseller Glyphosat wurden,
       entwickelte das Unternehmen gemeinsam mit BASF neue Präparate mit Dicamba –
       und gentechnisch veränderte Pflanzen, die Dicamba-Behandlungen überstehen.
       Die Konzerne warben damit, dass die neuen Pestizide nicht so leicht
       abdriften würden.
       
       ## Rund 80 Dicamba-Pestizide in Deutschland
       
       Bayer erklärte am Montag, bei „Verwendung gemäß den Anweisungen auf dem
       Etikett“ wiesen seine Pestizid-Saatgut-Kombinationen „[2][kein
       unangemessenes Abdrift-Risiko] auf“. Sie seien „wirksame Optionen zur
       Ertragssteigerung und zur Bekämpfung resistenter Unkräuter“. Bader habe
       „keine qualifizierten Beweise dafür vorgelegt, dass Produkte von Monsanto
       auf seiner Farm vorhanden und für seine Ernteverluste verantwortlich
       waren“.
       
       In Deutschland sind laut Bundesamt für Verbraucherschutz und
       Lebensmittelsicherheit rund 80 Pestizide mit dem Wirkstoff Dicamba
       zugelassen. Allerdings werden diese nicht von Bayer angeboten, sondern von
       BASF und Syngenta.
       
       Bayer steht in den USA ohnehin unter Druck: Zehntausende Kläger führen ihre
       Krebserkrankungen auf glyphosathaltige Mittel der Tochterfirma Monsanto
       zurück.
       
       17 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.panna.org/press-statement/farmer-vs-bayer-basf-farmer-awarded-15m-dicamba-drift-trial
 (DIR) [2] https://www.media.bayer.de/baynews/baynews.nsf/id/Bayer-will-zuegig-Rechtsmittel-gegen-Jury-Entscheidung-in-Dicamba-Fall-einlegen
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Pestizide
 (DIR) Landwirtschaft
 (DIR) Schwerpunkt Bayer AG
 (DIR) Schwerpunkt Glyphosat
 (DIR) Schwerpunkt Glyphosat
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Pestizide
 (DIR) Schwerpunkt Pestizide
 (DIR) Schwerpunkt Glyphosat
 (DIR) Schwerpunkt Bayer AG
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Glyphosat-Prozess in den USA: Berufung abgelehnt
       
       Im Streit um eine krebserregende Wirkung von Glyphosat wurde Bayer zu einer
       Millionenstrafe verurteilt. Nun scheiterte die Berufung des
       Pharmaunternehmens.
       
 (DIR) Pestizidhersteller Monsanto: Die heimlichen Glyphosat-Gelder
       
       Pestizidproduzent Monsanto gab im Lobby-Register an, 1,5 Millionen Euro in
       Europa gezahlt zu haben. Doch es war zehnmal so viel – nur für Glyphosat.
       
 (DIR) Bayer-Konzern stellte Forschung ein: Big Pharma machtlos gegen Corona
       
       Bayer habe Infektionskrankheiten vernachlässigt, sagen Aktivisten. Bei der
       Online-Hauptversammlung bleiben Kritiker außen vor.
       
 (DIR) Agrarministerin zu Essen mit Pestiziden: Klöckners giftige Verteidigung
       
       Die Politikerin dementiert, dass sie für Lebensmittelimporte mit
       gefährlichen Pestiziden kämpfe. Nach taz-Recherchen macht sie einen
       Rückzieher.
       
 (DIR) Essen mit gefährlichen Pestiziden: Ministerin Klöckner für Giftimporte
       
       Die Ernährungsministerin fordert: Nahrungsmittel sollen importiert werden
       dürfen, auch wenn sie gefährliche, in der EU untersagte Pestizide
       enthalten.
       
 (DIR) Glyphosat-Behörde bestätigt Quelle: 24 Studien aus Fälscherlabor
       
       Mehrere Untersuchungen über das Pestizid kommen laut Bundesinstitut von der
       Firma LPT. Diese hat offenbar Ergebnisse von Tierversuchen gefälscht.
       
 (DIR) Meistverkauftes Pestizid von Bayer: Zahl der Glyphosatklagen verdoppelt
       
       Wegen des Unkrautvernichters Glyphosat droht Bayer eine Prozesslawine. Die
       Kläger machen das Pestizid für ihre Krebserkrankung verantwortlich.