# taz.de -- Pestizidhersteller Monsanto: Die heimlichen Glyphosat-Gelder
       
       > Pestizidproduzent Monsanto gab im Lobby-Register an, 1,5 Millionen Euro
       > in Europa gezahlt zu haben. Doch es war zehnmal so viel – nur für
       > Glyphosat.
       
 (IMG) Bild: In Lyon protestierten im vergangenen Jahr Menschen gegen Monasanto
       
       BERLIN taz | Der Pestizidhersteller Monsanto hat viel mehr für Lobbyarbeit
       zur Wiederzulassung von Glyphosat gezahlt, als er im EU-Transparenzregister
       angegeben hatte. Das US-Unternehmen überwies der PR-Agentur
       FleishmanHillard für die Kampagne 2016/2017 rund 14,5 Millionen Euro, wie
       aus einem [1][Bericht im Auftrag des Bayer-Konzerns] hervorgeht, der
       Monsanto 2018 übernommen hat. Monsanto teilte dem amtlichen Register jedoch
       mit, man habe maximal [2][1,45 Millionen Euro] für seine gesamte
       Lobbyarbeit von September 2016 bis August 2017 aufgewendet – genauso wie im
       Jahr danach.
       
       „Monsanto hat die Öffentlichkeit irregeführt“, sagte Nina Holland,
       Rechercheurin bei Corporate Europe Observatory (CEO), am Dienstag der taz.
       Das Transparenzregister von EU-Kommission und Europaparlament soll
       offenlegen, wie Organisationen mit finanziellen und personellen Mitteln die
       Politik beeinflussen.
       
       Ziel der Lobbykampagne von Monsanto war die Wiederzulassung von Glyphosat
       in der EU, was 2017 tatsächlich erfolgte – obwohl die
       Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation den weltweit
       meistverkauften Pestizidwirkstoff 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“
       einstuft.
       
       Anmerkung der Redaktion vom 08.06.2020: Beim Redigieren des Artikels ist
       leider gelöscht worden, dass die „Krebsforschungsagentur“ der WHO die
       Einstufung von Glyphosat vorgenommen hat. Das haben wir nun ergänzt. 
       
       FleishmanHillard legte Listen über insgesamt 1.500 Industrie- und
       Verbandsvertreter, Politiker, Lobbyisten und Journalisten in mehreren
       EU-Ländern an. Die Agentur sollte Argumentationen entwickeln und zum
       Beispiel Bauern helfen, in Briefen an Politiker für das Pestizid zu werben.
       An der Kampagne beteiligten sich 59 Lobbyisten von FleishmanHillard oder
       deren Sub-Auftragnehmer. All das veröffentlichten die Unternehmen erst,
       nachdem Medien 2019 auf die Datensammlungen der PR-Leute gestoßen waren.
       
       ## Register muss jegliches Lobbying enthalten
       
       „Es gab keinen Zweifel, dass die Summe von 14,5 Millionen Euro hätte
       offengelegt werden müssen“, sagte CEO-Aktivistin Holland. Den Regeln
       zufolge muss das Register jegliches Lobbying „zum Zweck der unmittelbaren
       oder mittelbaren Einflussnahme auf EU-Organe, [3][unabhängig vom Ort], an
       dem die Tätigkeiten ausgeführt werden“, enthalten.
       
       „Die Wiederzulassung von Glyphosat war eine EU-Entscheidung, mit einer
       endgültigen Abstimmung durch die EU-Mitgliedstaaten“, argumentiert die
       Aktivistin. FleishmanHillard habe gezielt Entscheider in Brüssel sowie in
       den EU-Ländern beeinflusst. Die Firmen hätten die Kosten in ihren
       Registereinträgen nennen müssen. „Das hätte der Öffentlichkeit und den
       Entscheidungsträgern ein realistischeres Bild der Lobbymacht der
       Pestizidindustrie vermittelt“, sagte Holland. Monsanto und FleishmanHillard
       müssten aus dem Register gestrichen werden – und dadurch den Zutritt zu
       Gebäuden des Europäischen Parlaments verlieren.
       
       Das Sekretariat des Registers antwortete CEO, Monsanto habe nur die Kosten
       für das Lobbying in Brüssel, aber nicht die Tätigkeiten in den
       Mitgliedsländern gemeldet. Um Interpretationen in diesem Sinne künftig zu
       verhindern, werde man die Regeln ändern. Da Monsanto nach der Übernahme
       keinen eigenen Eintrag im Register mehr habe und Bayer die Zahlen
       schließlich veröffentlicht habe, seien keine weiteren Sanktionen nötig.
       
       Die angekündigte Klarstellung begrüßte CEO. Aber „Strukturprobleme“ des
       Registers, weshalb zu geringe Angaben über Lobbyausgaben lange unentdeckt
       blieben, würden fortbestehen: Das Sekretariat habe zu wenig Personal, um
       die Daten zu prüfen, sagte Holland. Bayer-Sprecher Holger Elfes schrieb der
       taz, dass der Konzern „anders [als Monsanto] gehandelt und auch die
       Aktivitäten in den EU Mitgliedstaaten in seine Erklärung aufgenommen“ habe.
       „Wir werden selbstverständlich auch in Zukunft höchste Standards in Sachen
       Transparenz einhalten“, so Elfes.
       
       27 May 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.bayer.com/stakeholder-lists
 (DIR) [2] https://lobbyfacts.eu/representative/5a83278603e449fa9475505716ed7794/monsanto
 (DIR) [3] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX%3A32014Q0919(01)&from=de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
       
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