# taz.de -- Christliche Seenotrettung im Mittelmeer: „Poseidon“ kann auf Kurs gehen
       
       > Um Menschen im Mittelmeer zu retten: Ein von der Evangelischen Kirche in
       > Deutschland mitgegründetes Bündnis kauft ein früheres Forschungsschiff.
       
 (IMG) Bild: Das Ex-Forschungsschiff „Poseidon“ soll künftig Menschen im Mittelmeer retten
       
       BERLIN epd/dpa/taz | Das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
       mitbegründete Bündnis „United4Rescue“ hat ein Schiff für die geplanten
       Rettungen im Mittelmeer erworben. Wie ein Sprecher des Vereins am Freitag
       sagte, hat das Bündnis den Zuschlag für das frühere Kieler Forschungsschiff
       „Poseidon“ erhalten.
       
       Das Bieterverfahren für das Schiff endete am Donnerstag. Die 1976 in Dienst
       gestellte „Poseidon“ war bislang für das Geomar Helmholtz-Zentrum für
       Ozeanforschung im Einsatz. Das Schiff hat einen Schätzwert von rund einer
       Million Euro. Das Bündnis hatte zuvor nicht bekanntgegeben, wie viel es bei
       der verdeckten Versteigerung bieten wollte.
       
       Der Auftraggeber der Ausschreibung – das schleswig-holsteinische
       Wissenschaftsministerium – hatte nach Angaben eines Sprechers ein
       Widerspruchsrecht. Das Schiff sei in einem „fairen und transparenten
       Verfahren“ versteigert worden. „Ich freue mich, dass die „Poseidon“, die
       über Jahrzehnte im Dienste der Wissenschaft auf den Weltmeeren unterwegs
       war, nun eine neue Verwendung in der Seenotrettung findet“, sagte
       Schleswig-Holsteins Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU) am Freitag
       der Deutschen Presse-Agentur.
       
       Die Idee, dass sich die evangelische Kirche an der Rettung von Flüchtlingen
       beteiligt, geht auf eine Initiative des evangelischen Kirchentages vom Juni
       2019 zurück. Der verabschiedete einer von dem grünen EU-Abgeordneten Sven
       Giegold initiierte Resolution, in der die EKD dazu aufgerufen wurde,
       [1][ein eigenes Rettungsschiff ins Mittelmeer zu schicken].
       
       [2][Anfang Dezember wurde das Bündnis „United4Rescue“ gegründet.] Es hat
       derzeit rund 150 Mitglieder. Darunter sind neben der EKD Organisationen wie
       die AWO, Diakonische Werke und Landeskirchen sowie einzelne
       Kirchengemeinden und Privatpersonen wie Wim Wenders und die Band
       Revolverheld.
       
       Mehr als 2.500 Menschen und Organisationen haben bereits für das Projekt
       gespendet. Die EKD selbst hatte stets betont, nicht selbst als Reeder
       auftreten zu wollen. Den Betrieb des Schiffes soll die Organisation Sea
       Watch übernehmen.
       
       „Die Poseidon wird zum Symbol für praktizierte Solidarität und
       Menschlichkeit“, zeigte sich Resolutionsinitiator Sven Giegold zufrieden.
       Weil sich das Sterben auf dem Mittelmeer tagtäglich fortsetze, sei es
       wichtig gewesen, schnell ein Schiff zu kaufen. „Die Evangelische Kirche
       wird der Tatenlosigkeit der europäischen Regierungen nun nicht länger zu
       sehen“, sagte Giegold.
       
       31 Jan 2020
       
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