# taz.de -- Bremer Kriminalstatistik 2019: Weniger Ausländer verdächtig
       
       > 2019 erfasste Bremen auch wegen des Bamf-Verfahrens wieder mehr
       > Straftaten als zuvor. Die Zahl der nicht deutschen Tatverdächtigen sank
       > aber.
       
 (IMG) Bild: Innensenator Ulrich Mäurer zum Einfluss des Bamf-Verfahrens auf die Kriminalitätsstatistik
       
       BREMEN taz | Mit vermeintlich 1.159 Delikten trug allein das Bamf-Verfahren
       dazu bei, dass die Zahl der Straftaten im Land Bremen 2019 auf 78.228
       gestiegen ist. Das erklärte Innensenator Ulrich Mäurer, der gemeinsam mit
       der Polizei am Montag die [1][Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS)]
       vorgestellt hat. 2018 waren es noch knapp 4.000 weniger – allerdings mit
       einem historisch niedrigen Wert.
       
       In der PKS sind alle der Polizei bekannten Straftaten enthalten, deren
       Ermittlungen bis Ende des Jahres abgeschlossen waren – auch solche, die
       2018 oder früher begangen wurden. Oder gar nicht: [2][Von den über 1.000
       Bamf-Taten hat die Staatsanwaltschaft am Ende nur 121 in der Anklageschrift
       aufgeführt], zehn Prozent. Und noch ist diese vom Landgericht nicht
       zugelassen – so viel zur Aussagekraft der Statistik.
       
       Ein Zufall ist auch der deutliche Anstieg von sexuellem Missbrauch an
       Kindern sowie Kinderpornographie: Laut Polizeipräsident Lutz Müller hatte
       das Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr Rückstände aufgearbeitet und
       Ergebnisse zum Weiterverarbeiten an die Länder getragen.
       
       Die Aufklärungsquote blieb 2019 bei knapp 50 Prozent, variiert in den
       verschiedenen Deliktsfeldern jedoch stark. So liegt sie bei Vergewaltigung
       und sexueller Nötigung in der Stadt Bremen bei 60, in Bremerhaven sogar bei
       80 Prozent. Delikte in diesem Bereich sind 2019 leicht gesunken.
       
       ## Weniger nicht deutsche Tatverdächtige
       
       Vergleichsweise konstant blieb die Anzahl im Bereich Körperverletzung,
       Tötungen und Tötungsversuche. Die Zahl der Diebstähle stieg ebenso wie die
       Gewalt gegen Polizist:innen und Straftaten an älteren Menschen.
       
       Die Zahl der nicht deutschen Tatverdächtigen sank 2019. Das ergibt sich aus
       der Tatverdächtigenbelastungszahl, die das Verhältnis zwischen ermittelten
       Tatverdächtigen und 100.000 Einwohner:innen ausdrückt. So waren es für die
       Stadt Bremen 2019 mit 6.779 rund 550 weniger als im Vorjahr. „Präventions-
       und Integrationsprojekte scheinen zu wirken“, sagte Müller.
       
       Bei deutschen Tatverdächtigen liegt die Zahl unverändert bei rund 2.500, in
       Bremerhaven sank sie sogar. Besonders deutlich war der Rückgang der nicht
       deutschen Tatverdächtigen bei unter 21-Jährigen um gut 1.500 auf 14.244.
       Hingegen stieg die Zahl in dieser Gruppe bei deutschen Tatverdächtigen, in
       Bremerhaven sogar um mehr als 1.000.
       
       Ob der Rückgang hier auf eine steigende Kultursensibilität der Bremer
       Polizei zurückzuführen ist oder die Zahl der Straftaten durch Nichtdeutsche
       gesunken ist, bleibt offen. Durch Schulungen würden Polizist:innen aber für
       dieses Thema sensibilisiert, sagte ein Polizeisprecher. In der Aus- und
       Fortbildung werde man „künftig mit einem externen Partner das Thema
       interkulturelle Kompetenzen ausweiten“.
       
       Die Zahl der Einbrüche ist weiter gesunken. Die Angst in der Bevölkerung
       vor solchen Straftaten steige jedoch, erklärt Daniela Hunold, Leiterin der
       Zentralstelle Analyse des Landeskriminalamts. „Das subjektive
       Sicherheitsbefinden kann kontrovers zur PKS laufen.“
       
       ## Personallage sorgt für Bearbeitungsrückstände und Stress
       
       Durch die hohe Bindung von 130 Mitarbeiter:innen in 15 Ermittlungsgruppen
       wie zum Bamf-Verfahren oder zum [3][Überfall auf den
       AfD-Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz] ging die Bremer Polizei mit einem
       deutlichen Bearbeitungsrückstand ins neue Jahr. „15.000 Anzeigen von
       Bürgern sind noch nicht mit einbezogen“, rügte der Landesvorsitzende der
       Polizeigewerkschaft GdP, Lüder Fasche. Die Beamt:innen stießen längst an
       ihre Belastungsgrenzen.
       
       Politisch motivierte Straftaten erfasst die PKS nicht. Aktuelle Zahlen
       werden mit dem Verfassungsschutzbericht Anfang des nächsten Quartals
       vorgelegt.
       
       9 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.inneres.bremen.de/dokumente-2496
 (DIR) [2] /Anklage-im-Bamf-Fall-in-Bremen/!5627609
 (DIR) [3] /Anschlag-auf-Bremer-AfD-Politiker/!5561102
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alina Götz
       
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