# taz.de -- Rassismus unter Medienschaffenden: Koloniales Fachgespräch
       
       > Eine „Beauty-Influencerin“ interviewt einen Journalisten. Am Ende stehen
       > rassistische Stereotypen im Raum – und dann noch sexistische.
       
 (IMG) Bild: Diana zur Löwen wird für ihr Interview mit Wolfgang Drechsel in Kapstadt heftig kritisiert
       
       BERLIN taz | Diana zur Löwen ist unterwegs in Südafrika: Die
       „Beauty-Influencerin“, der [1][auf Youtube und Instagram] insgesamt knapp
       1,5 Millionen Menschen folgen, reiste in der vergangenen Woche für fünf
       Tage nach Kapstadt.
       
       Neben zahlreichen Bikinipics sollen auch die Kulturinteressierten unter
       ihren FollowerInnen nicht zu kurz kommen. Außerhalb von Strandausflügen
       berichtet sie auf Instagram unter dem Format „Wie ist Südafrika wirklich?!“
       von den Menschen und der politischen Lage vor Ort. Dafür traf sie unter
       anderem Wolfgang Drechsler. Der 56-Jährige ist seit 1995
       Afrikakorrespondent für das Handelsblatt und lebt selbst in Kapstadt.
       
       Nachdem Drechsler im Instagram-Interview zunächst allgemein über den
       afrikanischen Kontinent doziert, spricht er davon, dass der „Afrikaner“
       bedingt durch seine „Kultur“ keinen Unternehmergeist entwickeln könne, da
       er sich eher auf das „Kollektiv im Dorf“ verlasse. Im rosafarbenen
       Poloshirt gestikulierend, erklärt Drechsler anschließend, dass „wir“
       (Weißen/Europäer*innen) jedoch auch von den „Afrikanern“ lernen könnten:
       „Der Afrikaner“ lebe nämlich sehr gerne im Hier und Jetzt, während „wir“
       uns ständig um unsere Zukunft sorgen.
       
       „Der Afrikaner“ tendiere dazu, in der Vergangenheit zu verharren. Daher
       käme seitens afrikanischer Staaten immer wieder die Forderung nach
       Entschädigungen gegenüber den einstigen Kolonialmächten auf. Es sei nun für
       den afrikanischen Kontinent an der Zeit, sich endgültig von der
       Kolonialphase zu verabschieden um „aus den Puschen“ kommen zu können.
       
       ## Unangemessene Kritik
       
       Zur Löwen sitzt lächelnd daneben und nickt. Von der [2][ausbeuterischen
       Kolonialherrschaft der Deutschen] auf dem afrikanischen Kontinent schweigt
       Drechsler. Dabei ist die maßgeblich für die heutige politische und
       wirtschaftliche Situation eben dieser Staaten mitverantwortlich. Drechsler
       bedient sich auf unsubtile Art und Weise des kolonialen Narrativs des
       „rückständigen Afrikaners“ das der Erzählung des „fortschrittlichen
       Europäers“ gegenüber steht.
       
       Protest gegen das Video ließ nicht lange auf sich warten. Auf Twitter wurde
       zur Löwen am Mittwoch als „Rassistin“, „Schande für den Afrikanischen
       Kontinent“, aber auch, sexistische Stereotypen reproduzierend als
       „wandelnde Werbefläche“ und „Püppi“, von der man nicht erwarten könne, dass
       sie mitdenke, bezeichnet. Das Video hat die Influencerin mittlerweile
       gelöscht.
       
       5 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.youtube.com/channel/UCWVKUr4UCSjjQV-uE-HZmlA
 (DIR) [2] /Berliner-Kolonialgeschichte/!5656442
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Luisa Kuhn
       
       ## TAGS
       
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