# taz.de -- Ministerin über Corona-Kinderstudie: „Wir sind Pioniere in Deutschland“
       
       > Die Rolle von Kindern bei der Ansteckung mit Corona muss endlich
       > erforscht werden, sagt Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin
       > Theresia Bauer.
       
 (IMG) Bild: Dass Kinder ein großer Risikofaktor in der Pandemie sind, ist bis heute nicht hinreichend belegt
       
       taz: Frau Bauer, seit Wochen wird vor den psychischen Folgen des Lockdowns
       für Kinder gewarnt. Jetzt endlich lassen Sie für Baden-Württemberg
       untersuchen, ob Kinder überhaupt eine wichtige Rolle bei der Ansteckung
       spielen. Warum so spät? 
       
       Theresia Bauer: Wir sind nicht spät, wir sind Pioniere. Als erstes Land in
       Deutschland haben wir eine solche Studie beauftragt. Um empirisch
       untersuchen zu können, inwieweit Kinder sich anstecken und selbst das Virus
       verbreiten, braucht es aber auch eine gewisse Verbreitung des Virus in der
       Bevölkerung. Sonst lässt sich nichts messen.
       
       Zwischen der Idee, die Untersuchung zu machen, und ihrem Beginn lagen
       gerade einmal sieben Tage. Klingt wie mit der heißen Nadel gestrickt. 
       
       Die Krise hat uns verdeutlicht, wie unverzichtbar Wissenschaft für die
       Politik ist. Wir greifen bei der Eindämmung des Virus massiv in die
       Grundrechte ein, da wollen wir evidenzbasiert entscheiden. Im Kabinett
       haben wir seit Wochen die bemerkenswerte Neuerung, dass wir zu jeder
       Sitzung einen Wissenschaftler einladen. Voriges Mal war der Virologe
       Christian Drosten zugeschaltet. Er hat uns gesagt, dass wir zu wenig über
       die Kinder wissen. Ich habe noch aus der Sitzung heraus eine SMS an unser
       Staatsministerium geschickt, dass wir unsere Unikliniken bitten sollten,
       eine solche Studie zu machen. Tags drauf hatten wir eine Telefonschalte,
       bald darauf stand das Design, wenige Tage später gaben die
       Ethikkommissionen grünes Licht. Insgesamt eine Woche. Ich halte dies für
       ein hervorragendes Zusammenspiel von Politik und Wissenschaft.
       
       Die Studie kostet 1,2 Millionen Euro, Baden-Württemberg zahlt die gesamte
       Zeche. In Bonn wurde der Virologe Hendrik Streeck kritisiert, weil er seine
       Heinsberg-Studie mit 65.000 Euro Landesmitteln finanziell unterstützen
       ließ. 
       
       Ich halte die Kritik, dass ein Land Forschung nicht mitfinanzieren soll,
       für weltfremd. Wir beeinflussen weder die Methode noch die Ergebnisse; wir
       fördern Wissen und Erkenntnisse, die wir dringend brauchen.
       
       Was, wenn diese Erkenntnisse zeigen, dass Kinder doch hoch ansteckend sind? 
       
       Sollte sich herausstellen, dass Kinder ein großer Risikofaktor sind, werden
       wir über die Öffnung von Kitas und Schulen anders diskutieren müssen, als
       wir das jetzt hoffen.
       
       Kinder und Jugendliche bleiben dann für weitere Monate eingesperrt? 
       
       Nein. Wir werden dann über andere Lösungen nachdenken müssen, kleinere
       Gruppen in Kitas und Schulen, noch bessere Hygiene, engmaschiges contact
       tracing. Klar ist: Die Kinder können und werden nicht ein Jahr lang zu
       Hause bleiben.
       
       27 Apr 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heike Haarhoff
       
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