# taz.de -- Solidarität in der Beziehung: Ist das wirklich so schwer?
       
       > Schwarze Menschen verlangen nichts Außergewöhnliches von ihren weißen
       > Freund*innen. Echtes Interesse und praktische Solidarität reichen aus.
       
 (IMG) Bild: Antirassistischer Protest vor der US-Botschaft am 31. Mai in Berlin
       
       Es gibt so ein tragisch-komisches Meme, das die afroamerikanische
       Schauspielerin Viola Davis in ihrer Rolle als Annabel Keating zeigt –
       Protagonistin der Serie [1][How to Get Away with Murder.] Sie liegt neben
       ihrem weißen Partner und schaut ihn sauer an. Titel ist: Wenn du in einer
       „interracial“ Beziehung [2][bist und gerade „Get Out“ gesehen hast.]
       
       Falls der Film „Get Out“ nicht mehr so richtig präsent ist im Kopf: Es geht
       um einen schwarzen Mann, der mit seiner weißen Freundin übers Wochenende zu
       ihren Eltern fährt. Liberale, gutmeinende weiße Amerikaner („Wir hätten
       Obama noch ein drittes Mal gewählt“).
       
       In dem Horrorfilm von Jordan Peele wird aus dem gemütlichen Wochenende
       schnell ein Horrortrip, und plötzlich geht es um Leben und Tod für den
       schwarzen Freund. Und es endet tödlich.
       
       Dieses Meme hätte ich am liebsten meiner Freundin Paula, die mit einem
       weißen Deutschen zusammen ist, gezeigt, als wir auf meiner Couch saßen und
       über die #BlackLivesMatter Demo sprachen, auf der wir waren. Gemeinsam mit
       2.000 anderen Menschen haben wir am Sonntag vor der amerikanischen
       Botschaft gegen Polizeigewalt protestiert und uns mit den Opfern dieser
       Gewalt – ob Oury Jalloh in Deutschland oder George Floyd in Amerika –
       solidarisiert.
       
       ## Selbsternannte Allies
       
       Paula und ich sprechen also über die Demo, wundern uns über die Abwesenheit
       mancher „Freunde“, mit denen wir tagtäglich sprechen, die selbsternannte
       Allies sind und schwarze Kultur konsumieren, aber die sich bis auf ein paar
       schwarze Kästen auf Instagram nicht weiter mit schwarzen Menschen
       solidarisieren wollen oder können.
       
       Paula erzählt also, wie ihr neuer Freund „die ganze Sache“ nicht
       mitgekriegt hat und nicht mit zur Demo wollte, weil er noch ein Lunch hat.
       Als sie sich (völlig zu Recht) darüber aufregt und ihm sagt, wie unsensibel
       es ist, sagt er, dass sie sich nicht so haben soll und er sie ja nur ein
       bisschen triezen wollte.
       
       Liebe weiße Partner*innen von schwarzen Menschen: Falls ihr auch so denkt
       wie der Freund von Paula, wünsche ich euch alles Schlechte dieser Welt.
       
       Falls ihr euch unsicher seid, was zu tun ist: Lest und informiert euch und
       erwartet keine kostenlose Bildungsarbeit von euren Partner*innen.
       
       Fragt nach, was die Person gerade braucht. Hört zu. Seid da. Schweigt, wenn
       es notwendig ist. Nehmt euch zurück, wo es angebracht ist. Schaltet euren
       Kopf oder euer Herz ein und versucht „den Raum zu lesen“, wie man so schön
       auf Englisch sagt. Spendet an Organisationen, die gerade wichtige Arbeit
       leisten.
       
       Und erkundigt euch, wie es der Person geht. Nicht um besser dazustehen,
       sondern damit es euren Partner*innen danach wirklich besser geht. Klingt
       nicht so schwer, oder? Das gilt übrigens auch für Freund*innen.
       
       4 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://de.wikipedia.org/wiki/How_to_Get_Away_with_Murder
 (DIR) [2] /US-Horrorfilm-Get-Out/!5403538
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Dushime
       
       ## TAGS
       
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