# taz.de -- Antiziganistischer Brandanschlag: Fackelwurf auf schlafende Familie > Die wegen eines versuchten Brandanschlags auf Romn*ja Angeklagten werden > aus der U-Haft entlassen. Das Gericht geht nicht von versuchtem Mord aus. (IMG) Bild: Prozessauftakt in Ulm am 11. Mai BERLIN taz | Die Haftbefehle gegen fünf Männer, die im Mai 2019 in Baden-Württemberg einen [1][Brandanschlag auf eine Gruppe schlafender Romn*ja] verübt haben sollen, sind aufgehoben. Das teilte am Montagabend das Landgericht Ulm mit, wo der Fall derzeit verhandelt wird. Grund sei ein möglicherweise weniger schwerwiegender Tatbestand, als von der Staatsanwaltschaft angenommen. Im Mai 2019 sollen die Angeklagten im Ort Erbach eine brennende Fackel in unmittelbare Nähe eines Wohnwagens geworfen haben, in dem eine Familie mit ihrem neun Monate alten Baby schlief. Rund 30 Romn*ja campten zu dieser Zeit auf der Wiese im Erbacher Stadtteil Dellmensingen. Die Fackel verfehlte den Wagen, andernfalls hätte der Vorfall für die Familie verheerende Folgen haben können. Während der Aktion sollen die Männer aus dem Auto heraus noch: „Ihr seid nicht willkommen in Deutschland“ gerufen und das Z-Wort benutzt haben. Auf ihren Handys fanden die Ermittler*innen später unter anderem ein Bild, auf dem sie eine schwarz-weiß-rote Fahne mit der Aufschrift „Deutschland – Meine Heimat“ halten und den Hitlergruß zeigen. Beim Prozessauftakt am Landgericht Ulm am 11. Mai bezeichnete einer der Angeklagten sich als „rechtsoffen“. Den Anschlag bezeichnete er als eine „Idee, eine Art Statement zu setzen, um die Roma-Familien zur Abreise zu bewegen“. Vier der fünf Angeklagten waren seit Juli 2019 in Untersuchungshaft, der fünfte, zur Tatzeit minderjährig, war nach fünf Wochen wieder entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte bei Prozessbeginn gefordert, die jungen Männer wegen gemeinschaftlichen versuchten Mordes und versuchter schwerer Brandstiftung zu verurteilen. ## Ende des Verfahrens voraussichtlich im September Nun aber erklärte das Gericht, aufgrund des „bisherigen Ergebnisses der Beweisaufnahme wird der Sachverhalt nach vorläufiger Auffassung der Kammer möglicherweise nur als gemeinschaftlich begangene Nötigung gewertet werden können.“ Im Hinblick auf die dafür zu erwartende Höchststrafe (Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bei Erwachsenenstrafrecht) sei ein „weiterer Vollzug der bisher über 10 Monate andauernden Untersuchungshaft aus Sicht der Kammer nicht mehr verhältnismäßig“. „Antiziganismus und Fremdenfeindlichkeit“ als mögliche Tathintergründe würden aber „auch bei einer von der Anklageschrift abweichenden rechtlichen Bewertung im Rahmen der Strafzumessung von ausschlaggebender Bedeutung sein“. Die Beweisaufnahme werde im bisher geplanten Umfang vollumfänglich fortgesetzt. Das Ende des Prozesses ist für September angesetzt. 26 May 2020 ## LINKS (DIR) [1] /Brandanschlag-auf-Roma/!5681737 ## AUTOREN (DIR) Dinah Riese ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Rassismus (DIR) Hasskriminalität (DIR) Antiziganismus (DIR) Sinti und Roma (DIR) Rechte Gewalt (DIR) Schwerpunkt Rechter Terror (DIR) Denkmal der im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti (DIR) Rechte Gewalt (DIR) Antiziganismus (DIR) Schwerpunkt Rassismus ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Antiziganistischer Anschlag bei Ulm: Gefährlicher als der Brandsatz Weil sie den Wohnwagen einer Romafamilie anzünden wollten, wurden zwei Männer verurteilt. Das Urteil ist mild, die Nebenklage ist trotzdem zufrieden. (DIR) Erinnerung an ermordete Sinti und Roma: Mit dem Mahnmal respektvoll umgehen Organisationen von Rom*nja und Sinti*zze fordern einen respektvollen Umgang mit ihrem Mahnmal. Am Samstag wird gegen eine S-Bahn-Trasse protestiert. (DIR) Brandanschlag auf Roma: Rechts angehauchter Hitlergruß Fünf Männer verübten einen Brandanschlag auf Wohnwagen von Roma. Die Anklage sieht versuchten Mord, die Männer nur eine „Dummheit“. (DIR) Hasskriminalität gegen Roma und Sinti: Bis zur versuchten Tötung Die Zahl antiziganistischer Straftaten ist nach Angaben des Bundesinnenministeriums gestiegen. Fast alle wurden von rechten Täter:innen verübt. (DIR) Nach antiziganistischem Brandanschlag: Verdächtige festgenommen Im Mai wollten mehrere Männer den Wohnwagen einer schlafenden Familie in Brand setzen. Nun hat die Polizei acht Tatverdächtige verhaftet.