# taz.de -- Twitter fact-checkt Trump: Präsident mit Warnhinweis
       
       > Twitter hat erstmals Tweets von Donald Trump mit einem Warnhinweis
       > versehen. Es geht um Falschinformation in dessen Äußerungen zur
       > anstehenden Wahl.
       
 (IMG) Bild: Präsident Trump hat möglicherweise eine Falschbehauptung aufgestellt, sagt Twitter. [shocked!]
       
       SAN FRANCISCO/BERLIN reuters/taz | Twitter hat am Dienstag zum ersten Mal
       einen Tweet des US-Präsidenten Donald Trump mit einem Warnhinweis vor
       möglichen falschen Fakten versehen. Damit wendet [1][Twitter seine neue
       Politik zum Fact-Checking] erstmals bei seinem berühmtesten Nutzer an.
       
       Trump, der mehr als 80 Millionen Follower auf dem US-Kurznachrichtendienst
       hat, hatte zu Beginn des Tages zu den anstehenden Wahlen getwittert und
       unter anderem geschrieben, dass eine Briefwahl „im Wesentlichen
       betrügerisch“ sei und zu einer „manipulierten Wahl“ führen würde.
       
       Twitter markierte die Aussage mit einem blauen Ausrufezeichen, das den
       Leser auffordert, „Fakten über die Abstimmung per Brief zu erhalten“ und
       mit einem Klick auf eine Seite mit weiteren Informationen führt. Dort heißt
       es beispielweise in einer Überschrift: „Trump macht unbegründete
       Behauptung, dass Briefwahlstimmen zu Wahlbetrug führen“.
       
       Es folgt ein Abschnitt „Was Sie wissen müssen“, der drei konkrete
       Behauptungen aus den Trump-Tweets behandelt. Die Warnungen vor möglichen
       Fake News ist laut Twitter eine Erweiterung der neuen Richtlinie zur
       Vermeidung irreführender Informationen. Sie wurde Anfang des Monats
       eingeführt, um Fehlinformationen über das Coronavirus zu bekämpfen. Wie
       zuvor Facebook hatte auch Twitter angekündigt, Tweets mit Coronabezug und
       zweifelhaften Inhalten mit Hinweisen zu markieren.
       
       Twitter vermeidet in der Regel das Löschen von Inhalten, um keine
       Zensurvorwürfe zu riskieren. Trump-Tweets zu löschen war für Twitter bisher
       außerdem doppelt tabu, da die Aussagen des US-Präsidenten, egal wie falsch
       oder schockierend, aus Sicht des Kurznachrichtendienstes
       [2][Nachrichtenwert haben und von öffentlichem Interesse sind].
       
       Twitter setzte seine Warnungen vor falschen Fakten daher auch bislang nur
       sparsam gegen politische Persönlichkeiten ein, aber es wurden bereits
       Tweets der Präsidenten Brasiliens und Venezuelas gelöscht, die gegen die
       Corona-Regeln des Nachrichtendienstes verstoßen hatten.
       
       Trump warf dem Unternehmen – wiederum per Tweet – vor, sich in die
       Präsidentschaftswahlen 2020 einmischen zu wollen: „Twitter unterdrückt die
       freie Meinungsäußerung und ich, als Präsident, werde es nicht zulassen,
       dass das passiert!“
       
       Trump postete den gleichen Text über das Briefwahlsystem auch auf seiner
       offiziellen Facebook-Seite, wo der Beitrag 170.000 Reaktionen erhielt und
       17.000 Mal geteilt wurde. Nach Facebook-Richtlinien müssen Inhalte entfernt
       werden, die Methoden der Stimmabgabe oder Wählerregistrierung falsch
       darstellen – aber in diesem Fall ließ das Unternehmen den Post unberührt.
       „Wir glauben, dass die Menschen in der Lage sein sollten, eine Debatte über
       den Wahlprozess zu führen, weshalb wir unsere Richtlinien so auslegen, dass
       sie sich auf falsche Darstellungen konzentrieren, die die Abstimmung stören
       würden“, sagte ein Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur Reuters.
       
       27 May 2020
       
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