# taz.de -- Unteilbar-Demo am Sonntag: Unteilbar auch mit Abstand
       
       > Am Sonntag mobilisieren 130 Organisationen in vielen Städten zu
       > Unteilbar-Demos. In Berlin wird es ein neun Kilometer langes Band der
       > Solidarität geben.
       
 (IMG) Bild: Noch ohne Maske: Unteilbar-Demo im Oktober 2018
       
       Viel inhaltlichen Zuspruch gab es für die riesigen
       [1][Black-Lives-Matter]-Proteste vom vergangenen Wochenende in Berlin.
       Unter dem Eindruck rassistischer Polizeigewalt in den USA und dem auch in
       Deutschland allgegenwärtigen Rassismus kamen deutlich mehr Menschen zu den
       Protesten als erwartet – die meisten mit Mundschutz, aber an die Einhaltung
       von Abständen zwischen den Teilnehmenden war nicht mehr zu denken.
       
       Anders soll es an diesem Sonntag werden, wenn die nächste Großkundgebung
       während der Coronapandemie stattfinden soll. Aufgerufen hat dazu das
       [2][Unteilbar]-Bündnis, das im Oktober 2018 in Berlin 200.000 Menschen auf
       die Straße gebracht hatte. Für diesen Sonntag, den 14. Juni, rufen 130
       Organisationen dazu auf, sich an den Protesten in vielen deutschen Städten,
       aber auch online unter dem Hashtag #sogehtsolidarisch und #unteilbar
       mitzumachen.
       
       In Berlin soll mit einer neun Kilometer langen Menschenkette vom
       Brandenburger Tor bis zum Hermannplatz ein Band der Solidarität entrollt
       werden – mit drei Meter Mindestabstand zwischen den Protestierenden. Am
       Band selber sollen Plakate, Transparente und Fotos befestigt werden. Mit
       Blick auf die gesamtgesellschaftliche Gerechtigkeit soll es vor allem darum
       gehen, [3][die Lasten der Coronakrise gleich zu verteilen]: Neben
       geschlechtergerechter Aufteilung von Care-Arbeit und sozial-ökologisch
       orientierten Konjunkturprogrammen geht es auch um gerechte Löhne für
       besonders gebeutelte Berufe.
       
       Auch das Thema Rassismus spielt am Sonntag eine Rolle. Ceren Türkmen vom
       Aktionsbündnis Antirassismus wird mit verschiedenen Gruppen an der
       Hasenheide und auf dem Hermannplatz stehen. Sie sagt: „Die
       [4][Black-Lives-Matter-Demo] hat deutlich gemacht, dass es bei
       Alltagsrassismus und bei institutionellem Rassismus hier oder an der
       EU-Außengrenze in Moria kein Schweigen mehr geben kann. Solidarität mit von
       Rassismus Betroffen, echte politische Veränderungen und globale
       Menschenrechte sind für Unteilbar zentral. Niemand darf zurückgelassen
       werden.“
       
       Mit dem Band an der Hasenheide will das Bündnis Kämpfe „von Moria bis
       Hanau, von Ellwangen bis Neukölln, von Halle bis Minneapolis“ verbinden.
       Protestieren werden dort Gruppen wie Migrantifa, Solidarity City Berlin,
       We’ll Come United und die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. Zu
       verfolgen wird das Programm auch auf dem [5][offenen Kanal Alex] sein.
       Türkmen sagt: „Wir haben uns ganz bewusst für diesen Streckenabschnitt
       entschieden: Das Band der Solidarität soll Neukölln einbeziehen, weil dort
       viele Menschen leben, denen droht, in der Coronakrise zurückgelassen zu
       werden.“
       
       Warum alle diese Anliegen gerade jetzt verknüpft gehören, fasste die
       Soziologin Silke van Dyk von der Uni Jena auf der Pressekonferenz von
       Unteilbar am Donnerstag zusammen. Sie sagte: „Corona hat bestehende
       Ungleichheiten wie im Brennglas hervortreten lassen.“ In den USA stürben
       Schwarze zwei- bis dreimal häufiger an Covid-19, hierzulande wiege man den
       Schutz der Alten gegen wirtschaftliche Schäden ab.
       
       „Vollkommen undiskutiert ist dabei geblieben, dass ein langes und gesundes
       Leben auch im gesellschaftlichen Normalbetrieb eine Klassenfrage ist“, so
       van Dyk. „Wer wenig verdient, lebt zehn Jahre kürzer – das kommt einer
       Umverteilung von unten nach oben gleich: früh sterbende Arme finanzieren
       die Rentenbeiträge der Reichen. Ein langes und gesundes Leben ist ein
       Klassenprivileg.“
       
       Gut sei hingegen der Fokus auf soziale Ungleichheiten während dieser Krise.
       Während der Finanzkrise von 2008 sei es unter dem Label Systemrelevanz noch
       um Banken und Produktionssektoren gegangen. Nun gälten lebensnahe Bereiche
       wie die Lebensmittelversorgung und Gesundheit als systemwichtig. „Eine
       Frage ist, wie sich diese neue Sichtbarkeit in strukturelle Veränderungen
       in verbesserte Arbeitsbedingungen und Löhne übersetzen kann“, so van Dyk.
       Diese Perspektive müsse allerdings auch Klimagerechtigkeit beinhalten. Van
       Dyk: „Wenn der Staat jetzt einsteigt, um Unternehmen und Branchen wie die
       Lufthansa zu retten, muss er laut sein und auf soziale Fragen und
       Klimagerechtigkeit bestehen.“
       
       12 Jun 2020
       
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