# taz.de -- Studie zur sozialen Dimension von Corona: Risikofaktor Arbeitslosigkeit
       
       > Eine Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Corona und sozialer Lage
       > der Erkrankten. Demnach sind Langzeitarbeitslose viel häufiger betroffen.
       
 (IMG) Bild: Arbeitslos zu sein erhöht das Risiko zu erkranken, belegt eine Studie
       
       DÜSSELDORF/BERLIN taz | Langzeitarbeitslose Menschen müssen im Vergleich zu
       regulär Erwerbstätigen wesentlich häufiger mit einer Corona-Infektion im
       Krankenhaus behandelt werden. Das zeigt eine Untersuchung der AOK
       Rheinland/Hamburg und des Instituts für Medizinische Soziologie des
       Universitätsklinikums Düsseldorf. Die Studie mit dem Untersuchungszeitraum
       von Januar bis Juni soll diese Woche veröffentlicht werden. Ein
       Hintergrundpapier dazu liegt der taz bereits vor.
       
       Ausgewertet wurden Daten von 1,3 Millionen Versicherten, von denen 1.415
       wegen einer Covid-19-Erkrankung ins Krankenhaus mussten. Empfänger von
       Arbeitslosengeld I (ALG I) hatten ein um 17 Prozent erhöhtes Risiko,
       Empfänger von ALG II sogar ein um 84 Prozent erhöhtes Risiko im Vergleich
       zu erwerbstätigen Versicherten, wegen des Virus ins Krankenhaus zu müssen.
       Sie waren zudem häufiger von einem schweren Krankheitsverlauf betroffen.
       
       „Covid-19 könnte bestehende soziale Ungleichheiten in der Gesundheit
       verschärfen“, heißt es in dem Hintergrundpapier zur Studie. Als Erklärung
       dieses bereits in den USA und Großbritannien beobachteten Trends sehen die
       ForscherInnen drei Gründe:
       
       Zum einen seien Lebens- und [1][Arbeitsverhältnisse] mit ungleichen Risiken
       belegt. Personen mit höheren Einkommen können häufiger Möglichkeiten der
       Heimarbeit wahrnehmen und auf den öffentlichen Nahverkehr verzichten.
       Zweitens gebe es ungleich verteilte Vorerkrankungen, von denen
       benachteiligte Gruppen wesentlich häufiger betroffen sind. Und drittens
       gebe es Versorgungsungleichheiten, also zum Beispiel begrenzte
       Möglichkeiten, sich testen zu lassen.
       
       ## Auftakt für weiterführende Forschung
       
       Die zentrale Empfehlung aus dem Papier lautet: sozioökonomische Merkmale –
       ebenso wie Alter und Vorerkrankungen – für die Bestimmung von Risikogruppen
       und Infektionsschutzmaßnahmen zu berücksichtigen.
       
       „Dass Armut und Gesundheit zusammenhängen, wissen wir seit Langem“, sagte
       der verantwortliche Autor Nico Dragano von der [2][Uniklinik Düsseldorf].
       Personen aus Gruppen mit niedrigem Einkommen sind höheren Krankheitsrisiken
       ausgesetzt und haben eine geringere Lebenserwartung. Auch im Falle der
       saisonalen Influenza bestätigen Studien jährlich Unterschiede gemäß
       Einkommensgruppen.
       
       Neu sind belastbare Daten in diesem Zusammenhang für Deutschland und das
       Coronavirus. Sie seien Auftakt „für weiterführende Forschung zur sozialen
       Dimension der Covid-19-Pandemie“, sagte Dragano.
       
       Die AutorInnen fordern, der gesundheitlichen Ungleichheit entgegenzuwirken.
       Neben der Berücksichtigung des Einkommens müsse es eine
       zielgruppenorientierte Kommunikation sowie eine bedarfsgerechte soziale und
       finanzielle Unterstützung geben. Wichtig sei außerdem eine Verbesserung der
       Datenlage. Gesundheitliche Chancengleichheit müsse politikübergreifendes
       Ziel werden.
       
       17 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Auswirkungen-der-Coronapandemie/!5690403
 (DIR) [2] https://www.medizin.hhu.de/aktuelles/detailansicht/article/hinweise-auf-erhoehtes-risiko-fuer-krankenhausaufenthalte-wegen-covid-19-bei-arbeitslosen-menschen-1.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bennet Groen
       
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