# taz.de -- Debatte über Corona-Schutzmaßnahmen: Händler gegen „Konsumkiller“ Maske
       
       > Der Einzelhandel lobbyiert gegen die Maskenpflicht. Die
       > Mund-Nasen-Bedeckung störe das Shoppingerlebnis und verhindere
       > Spontankäufe.
       
 (IMG) Bild: Frau geht mit Mundschutz Einkaufen
       
       BERLIN taz/dpa/rtr | Der deutsche Einzelhandel will die Maskenpflicht am
       liebsten so schnell wie möglich abgeschafft sehen. Vertreter der Branche
       begrüßen einen entsprechenden Vorstoß von Mecklenburg-Vorpommerns
       Wirtschaftsminister Harry Glawe.
       
       Der CDU-Politiker hatte am Wochenende eine Debatte um die Maskenpflicht im
       Handel angestoßen, als er ankündigte, diese in Mecklenburg-Vorpommern
       abschaffen und eine einheitliche Regelung für alle norddeutschen
       Bundesländer finden zu wollen. Noch lieber wäre ihm ein bundesweites Ende
       der Maskenpflicht im Handel, sagte Glawe. Als Grund für seinen Vorstoß
       hatte er angeführt, dass er die „Ungeduld des Handels“ sehr gut
       nachvollziehen könne.
       
       Tatsächlich beklagen Handelsverbände immer wieder, dass die Maskenpflicht
       derzeit einer der Hauptgründe für die schlechte Shoppinglaune der Deutschen
       sei – neben Abstandsregeln und wirtschaftlichen Sorgen. „Die Maske
       verhindert Spontaneinkäufe“, sagte Stefan Hertel, Pressesprecher des
       Handelsverbands Deutschland (HDE), am Montag der taz. Das schmälert die
       Umsätze: Die Maskenpflicht koste die Händler jeden Tag 10 bis 15 Prozent
       Umsatz, so etwa Kay-Uwe Teetz, Geschäftsführer des Handelsverbands in
       Mecklenburg-Vorpommern.
       
       ## Lieber selbst entscheiden?
       
       Auch Arbeitgeberverbände wollen die Stoffbedeckungen möglichst schnell
       loswerden. „Die Maske wird zum Konsumkiller“ – so äußerte sich Volker
       Schmidt von der Allgemeinen Arbeitgebervereinigung Hannover und Umgebung.
       Er plädiert dafür, die Maskenpflicht dort, wo der Sicherheitsabstand nicht
       eingehalten werden kann, durch ein Maskengebot zu ersetzen. Ähnliche
       Vorschläge gibt es auch aus den Kreisen der Handelsverbände: Jeder Bürger
       solle selbst entscheiden, ob er eine Maske trägt oder nicht.
       
       Die Verbände wollen aber keinen Druck auf die Politik ausgeübt haben, die
       Maskenpflicht abzuschaffen. Man trage den Vorstoß Glawes zwar mit und
       begrüße ihn auch – erst einmal wolle man nun aber die Gespräche abwarten.
       Eine Anfrage der taz, inwieweit Glawe vom Drängen der Verbände beeinflusst
       wurde, ließ das mecklenburg-vorpommerische Wirtschaftsministerium
       unbeantwortet.
       
       Ob die Debatte nun zu einer tatsächlichen Abschaffung der Maskenpflicht im
       Handel führen wird, ist ungewiss. In Mecklenburg-Vorpommern bleibt die
       Pflicht jedenfalls erstmal bestehen – sie war vergangene Woche bis zum 4.
       August verlängert worden. Schleswig-Holstein und Hamburg hatten Glawes
       Plänen für eine norddeutsche Regelung zunächst eine Absage erteilt. In
       Sachsen und Sachsen-Anhalt wird hingegen ebenfalls darüber nachgedacht, die
       Maskenpflicht aufzuheben. Die übrigen Bundesländer sehen das weitgehend
       kritisch.
       
       ## Bund will sich nicht drängen lassen
       
       Auch die Bundesregierung plädiert dafür, die Maskenpflicht beizubehalten.
       „Überall dort, wo der Mindestabstand nicht gewährleistet sein kann, ist die
       Maske ein unverzichtbares Mittel“, sagte Regierungssprecher Steffen
       Seibert. [1][Als Beispiel nannte er Busse, U-Bahnen und den Einzelhandel.]
       Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnte im Deutschlandfunk
       vor der Aufhebung der Maskenpflicht im Handel. Alltagsmasken könnten einen
       Unterschied machen, um sich und vor allem um andere zu schützen, sagte er.
       Deshalb seien sie weiter wichtig.
       
       Die Spitzen von CDU, CSU und SPD wollen ebenfalls an der Maskenpflicht im
       Einzelhandel festhalten. „Es gibt keinen Grund, jetzt über die
       Maskenpflicht zu sprechen“, sagte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak nach den
       Sitzungen der Parteigremien. „Maskentragen ist sexy“, so der Politiker.
       SPD-Chefin Saskia Esken sagte, sie empfehle, „weiterhin auch bei der
       Maskenpflicht zu bleiben“. In München äußerte sich CDU-Chef Markus Söder
       ähnlich.
       
       Selbst der Handelsverband betont, kein radikales Ende der Maskenpflicht zu
       fordern: „Die Maskenpflicht sollte abgeschafft werden – sobald das
       gesundheitspolitisch vernünftig ist“, sagte HDE-Sprecher Hertel.
       
       6 Jul 2020
       
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