# taz.de -- Neue Strategien nach der Corona-Pause: Nimm drei statt vier
       
       > Um die Laufwege zu verkürzen, entdecken Trainer in England und Italien
       > die Dreierkette für sich. Es könnte die perfekte Corona-Taktik sein.
       
 (IMG) Bild: Danke, Trainer! Arsenals Ainsley Maitland-Niles herzt Coach Mikel Arteta
       
       Drei Monate gar kein Spiel, dann plötzlich eine Partie alle drei Tage,
       physisch überlastete Spieler und zu wenig Zeit für Erholung – bei der
       Wiederaufnahme der Ligen nach der coronabedingten Unterbrechung mussten
       sich die Trainer der europäischen Klubs mit ganz neuen Problemen
       beschäftigen. Sie mussten feststellen, dass die lange Pause die Leistungen
       der Spieler negativ beeinflusst hat: Das Tempo blieb eher gering und
       dennoch zeigten sie nach 50 Minuten schon erste Erschöpfungserscheinungen.
       
       Da sah es so aus, als sei das Feld zu groß für sie. Die taktischen
       Fertigkeiten der Trainer waren gefragt. Die Aufgabe lautete: Wie kann man
       das Team so aufstellen, dass die Spieler beim Spurten und Laufen keine
       Energie verschwenden?
       
       Etliche Trainer aus England und Italien, die davor meist treu zur
       Viererkette standen, sind auf die gleiche Idee gekommen: Sie ließen eine
       Dreier- oder Fünferkette in der Defensive spielen. In dieser Formation wird
       der Abstand zwischen den Spielern verkürzt, was vor allem bei Ballverlusten
       im Mittelfeld eine Rolle spielt: Statt dem Gegner nachlaufen zu müssen,
       kann man ihn mit einem Extraverteidiger anlaufen. Außerdem können die
       Außenspieler besser ins Offensivspiel integriert werden. So wird mindestens
       ein gegnerischer Mittelfeldspieler zu einer Defensivaufgabe gezwungen.
       
       ## Geteilte Verantwortung
       
       Besonders auffällig ist dies beim FC Arsenal aus London. [1][Mikel Artetas
       Experiment] mit der Fünferkette funktionierte im FA-Cup-Halbfinale gegen
       [2][Manchester City] perfekt und war der Schlüssel zum 2:0-Erfolg des
       Teams. Besonders problematisch für die Elf von Gästetrainer Pep Guardiola
       waren die Rochaden von Kieran Tierney, der ausnahmsweise nicht als
       Linksverteidiger agierte, sondern im Zentrum. Dabei teilte er die
       Verantwortung für die Spieleröffnung mit dem sonst bisweilen überforderten
       David Luiz und fungierte als Bindeglied zwischen Defensive und Angriff.
       
       Eine ähnliche Strategie hat dem Stadtrivalen FC Chelsea geholfen, im
       anderen Halbfinale Manchester United zu besiegen (3:1). Mit Jorginho, Mateo
       Kovacic und Mason Mount stehen Trainer Frank Lampard Spieler bereit, die
       zwar über eine ausgezeichnete Technik verfügen, denen es aber doch ein
       wenig an Geschwindigkeit fehlt. Wenn sie physisch nicht topfit sind,
       leidet das ganze Team darunter. Deswegen hat Lampard für sie das Feld
       verkleinert: Durch das Installieren eines dritten Innenverteidigers
       konnten Außenspieler César Azpilicueta und Marcos Alonso nach vorne rücken
       und zum Flachpassspiel der drei Mittelfeldakteure beitragen.
       
       Noch schwieriger war die Situation bei der AS Roma. Nach der langen Pause
       in Italien schienen die Spieler einfach zu schwach, langsam und müde, um
       modernen Fußball zu spielen. Trainer Paulo Fonseca hat dann die übliche
       Viererkette durch eine flexible Dreierkette ersetzt, die sich besonders
       hoch positioniert, um die Stürmer ins Abseits zu stellen. Dazu befinden
       sich kreative Spieler wie Henrikh Mkhitaryan und Lorenzo Pellegrini immer
       nah am gegnerischen Strafraum und müssen nicht stetig das Spielfeld rauf-
       und runterlaufen. Der Lohn für diese Intuition: vier Siege und ein Remis in
       den letzten fünf Partien.
       
       27 Jul 2020
       
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