# taz.de -- Instagram-Trend #ChallengeAccepted: Nur ein Selfie > Millionen Frauen posten ein Schwarz-Weiß-Foto von sich. Damit wollen sie > sich gegenseitig empowern. Doch was kann ein Selfie schon ausrichten? (IMG) Bild: Reese Witherspoons Umsetzung des Hashtags „challenge accepted“ Mit hochgezogener Augenbraue und leicht geöffnetem Mund guckt die [1][Influencerin Khloé Kardashian in die Kamera]. Das Bild reiht sich ein in eine Flut aus Schwarz-Weiß-Selfies, die vermehrt seit dem Wochenende auf Instagram geteilt werden. Eigentlich nichts Besonderes, doch die Anzahl der Bilder ist enorm. Und sie alle sind unterschrieben mit #ChallengeAccepted. Woraus die Challenge besteht, wird auf den ersten – und auch auf den zweiten – Blick nicht wirklich klar, ebenso wenig, woher die Kampagne stammt und was sie bewirken soll. Eine Social-Media-Marketingfirma [2][sagte der New York Times], dass [3][das erste Posting] wohl von einer brasilianischen Journalistin aus der vergangenen Woche stamme. Seitdem haben mehr als vier Millionen Instagrammer:innen, darunter Prominente wie Kerry Washington, Eva Longoria oder Reese Witherspoon, aber auch nicht berühmte Frauen ein Selfie mit dem Hashtag gepostet. Gegenseitiges Unterstützen von Frauen, feministisches Empowerment, Sisterhood: Das sind die Schlagworte, die im Zuge der Challenge immer wieder auftauchen. Doch inwiefern kann dabei ein schwarz-weißes Selfie helfen? Die letzte Aktion in dieser Größenordnung fand zum #BlackOutTuesday vor einigen Wochen statt. Damals teilten Millionen Nutzer:innen eine schwarze Kachel bei Instagram, um ihre Solidarität mit den Opfern von rassistischer Polizeigewalt zu zeigen. Da das Bild häufig mit dem Hashtag [4][#BlackLivesMatter] getaggt war, gingen organisatorische Informationen und Nachrichten der Aktivist:innen unter der Masse der schwarzen Kacheln unter. Solch ein Verdrängungseffekt ist bei der #ChallengeAccepted-Aktion zwar nicht zu erwarten, doch ein erfolgreiches Mittel im feministischen Kampf wird es auch nicht sein. Das ist nicht schlimm, aber schade, da soziale Medien durchaus eine politische Wirkkraft haben, wie wir bei #MeToo gesehen haben. Doch anstatt inszenierter Selfies, braucht es dafür inhaltliche Forderungen oder das Thematisieren von problematischen Verhältnissen. Eine Kampagne, in der trans Frauen, die in feministischen Diskursen häufig ausgeschlossen werden, Sichtbarkeit verschafft wird oder eine Spendenaktion an Frauenhäuser wäre wirksamer. Vor allem wenn vier Millionen Frauen sich daran beteiligen. 28 Jul 2020 ## LINKS (DIR) [1] https://www.instagram.com/p/CDH3xn1BB3W/?utm_source=ig_web_copy_link (DIR) [2] https://www.nytimes.com/2020/07/27/style/challenge-accepted-instagram.html (DIR) [3] https://www.instagram.com/p/CCxGfzTBmXP/ (DIR) [4] /Toter-bei-Proteste-in-Austin-Texas/!5703844 ## AUTOREN (DIR) Carolina Schwarz ## TAGS (DIR) Instagram (DIR) Kampagne (DIR) Feminismus (DIR) Kim Kardashian (DIR) Alexandria Ocasio Cortez (DIR) Schwerpunkt #metoo (DIR) Schwerpunkt #metoo (DIR) Kolumne Berlin viral (DIR) Schwerpunkt Rassismus ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Ende von „Keeping up with the Kardashians“: TV-Dynastie tritt ab Die Familie gilt als Blaupause für Influencer und vermarktete ihre intimsten Momente. Nun findet die erfolgreiche Reality-Serie ihr Ende. (DIR) „Vogue“-Schminktutorial von AOC: Bewaffnet mit rotem Lippenstift Die US-Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez zeigt bei Youtube ihre Schmink-Routine – und dekonstruiert nebenbei das Patriarchat. (DIR) Protest-Trends auf Instagram: Die Dialektik des Digitalen Botschaften des Widerstands lassen sich mit dem Foto- und Video-Netzwerk Instagram schnell verbreiten. Doch zu oft wird Protest dort selbst zur Ware. (DIR) #MeToo-Bewegung erreicht Ägypten: Das Ende der Scham Ein Mann in Ägypten soll über hundert Frauen sexuell missbraucht und vergewaltigt haben. Jetzt melden sich die Opfer auf Instagram. (DIR) Spaziergänge mit Schrifstellerinnen: Da lag ihr Buch im Schaufenster Neue Hobbys in der Coronazeit: Instagram-Stories ohne Ton schauen. Schreibprojekte entwerfen. Dann doch länger liegen bleiben. (DIR) Content-Produzent*innen übers Mitreden: „Wissen alle, was das bedeutet?“ Politische Begriffe werden oft rausgehauen, aber nicht erklärt. „Heteronorm“? „Intersektional“? Die Macher*innen von „Erklär mir mal“ wollen helfen.