# taz.de -- Zugfahren in der Coronakrise: Grüne pochen auf Maskenpflicht > Der Bahnexperte von den Grünen fordert den Einsatz der Bundespolizei, um > Masken in Zügen durchzusetzen. Bei Verstößen soll es ein Bußgeld geben. (IMG) Bild: Immerhin tragen die Beschäftigten – hier im Fernverkehrswerk Dortmund – eine Maske BERLIN taz | Die Grünen machen Druck, damit die [1][Maskenpflicht] in Fernzügen konsequent durchgesetzt wird. Die Bundespolizei solle auch präventiv in den Zügen die Einhaltung kontrollieren, verlangt der bahnpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Matthias Gastel, in einem am Montag veröffentlichten Forderungskatalog zum Schutz vor Coronainfektionen im Fernverkehr. Außerdem müsse die Bundespolizei Bußgelder gegen [2][Maskenverweigerer] verhängen können. Reisende berichten zunehmend, dass Fahrgäste keine Masken tragen, obwohl das laut Länderverordnungen obligatorisch ist. Gastel hat seit April etwa 20 Mal einen Fernzug genutzt. Nach seinen Erfahrungen tragen nur 80 bis 90 Prozent der PassagierInnen einen Mund-Nasen-Schutz, es müssten aber seiner Auffassung nach nahezu 100 Prozent sein. „Kein einziges Mal habe ich bei meinen Fahrten in Fernzügen wahrgenommen, dass das Bahnpersonal Reisende ohne Maske auf ihr Fehlverhalten anspricht“, berichtet er. MitarbeiterInnen der Bahn haben die Anweisung, Reisende ohne Atemmaske aufzufordern, eine aufzusetzen. Wer keinen Schutz trägt, kann laut Eisenbahn-Verkehrsverordnung von der [3][Beförderung ausgeschlossen] werden. Bislang wird die Bundespolizei erst aktiv, wenn sie gerufen wird, damit Maskenverweigerer den Zug verlassen. „Wir brauchen eine klare Zuständigkeit der Bundespolizei, damit diese unangekündigte Kontrollen in den Fernverkehrszügen durchführen und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Fernverkehrszug durchsetzen kann“, verlangt Gastel. Dem Bundesverkehrsministerium ist das Problem bekannt. Es hat die Deutsche Bahn (DB) in einem aktuellen Schreiben aufgefordert, strikt auf die Einhaltung der Maskenpflicht zu achten, und lässt regelmäßig darüber berichten. „Die DB muss sicherstellen, dass die Maßnahmen greifen und konsequent umgesetzt werden“, erklärt das Ministerium. Dazu gehöre die Zusage, dass Reisende, die auf Aufforderung die Maske nicht anlegen, von der Beförderung ausgeschlossen werden. Für Bußgelder seien die Landesbehörden zuständig. ## Bundespolizei hat nur dünne Personaldecke Dem Abgeordneten Gastel reicht das nicht. „Es ist dringend angebracht, dass Bundesverkehrsminister Scheuer endlich handelt und eine Rechtsgrundlage auf den Weg bringt, damit Maskenverweigerer sanktioniert werden können“, sagt er. „Es ist kaum erklärbar, weshalb im Nahverkehr ein Bußgeld verhängt werden kann, im Fernverkehr mit stundenlangem Kontakt der Fahrgäste untereinander die Verweigerung der Maske hingegen nicht geahndet werden kann.“ Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG steht der Forderung nach einem präventiven Einsatz der Bundespolizei skeptisch gegenüber. „Die Personaldecke bei der Bundespolizei ist sehr dünn“, sagt Sprecher Uwe Reitz. Damit es nicht zu Verspätungen kommt, sei es für die Bahnbeschäftigten entscheidend, dass die Bundespolizei schnell vor Ort sei, wenn sie gebraucht werde – was auch schon vor der Coronakrise etwa bei Problemen mit gewalttätigen Fahrgästen nicht immer der Fall gewesen sei. Denn die Bundespolizei hat nicht an jedem Bahnhof einen Standort. Reitz zufolge wünschen sich die ZugbegleiterInnen ein eigentlich ganz simples Instrument für den Umgang mit Maskenverweigernden: ein Informationsblatt, auf dem unter anderem die Rechtsgrundlage für die Maskenpflicht aufgeführt wird. „Aber die Deutsche Bahn stellt so etwas nicht zur Verfügung“, kritisiert Reitz. Die Pressestelle der Deutschen Bahn antwortete auf eine Anfrage der taz mit Textbausteinen, ohne auf Fragen einzugehen. 3 Aug 2020 ## LINKS (DIR) [1] /Maskenpflicht-im-Zug/!5687893 (DIR) [2] /Verreisen-mit-Corona/!5700667 (DIR) [3] /Die-Krise-der-Deutschen-Bahn/!5699785 ## AUTOREN (DIR) Anja Krüger ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Coronavirus (DIR) Maskenpflicht (DIR) Deutsche Bahn (DIR) Bündnis 90/Die Grünen (DIR) Autoverkehr (DIR) Schwerpunkt Coronavirus (DIR) Deutsche Bahn (DIR) Deutsche Bahn (DIR) Maskenpflicht (DIR) Schwerpunkt Coronavirus (DIR) Polizei Berlin (DIR) Deutsche Bahn (DIR) Bahn (DIR) Schwerpunkt Coronavirus ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Studie des Deutschen Reiseverbands: Mehr auf der Schiene unterwegs Sicherheit geht vor, aber Zahlen zeigen: Das Zugfahren ist auch in der Coronakrise attraktiv. Sogar mit der Deutschen Bahn. (DIR) Verstöße gegen Maskenpflicht in Zügen: Einheitsbußgeld gefordert Verstöße gegen die Maskenpflicht sind unterschiedlich teuer. Die Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz fordert einheitliche Strafen. (DIR) Ärger mit Servicetelefon und Umbuchungen: Danke für nichts, Deutsche Bahn Mit der Deutschen Bahn das Klima retten ist schwer: Warum unser Autor stundenlang am Servicetelefon warten und trotz Onlineticket ins Reisezentrum musste. (DIR) Reservierungspflicht wegen Corona: Druck auf Deutsche Bahn wächst Der FDP-Verkehrsexperte Jung fordert wegen der Coronakrise eine Reservierungspflicht für Fernzüge. Die Platzkarte soll kostenlos sein. (DIR) Bußgeld-Pläne bei Maskenpflichtverstoß: Es muss richtig teuer sein Womöglich bescheren Bußgelder den Coronaleugner*innen noch mehr Zulauf. Das muss man in Kauf nehmen: Ihre Reihen würden wohl auch sonst weiter wachsen. (DIR) Maskenverweigerer in Bussen und Bahnen: Bundesweit Trend zu Bußgeld Der Verstoß gegen die Maskenpflicht im ÖPNV wird vielerorts teurer. Er kostet in etlichen Bundesländern aber gar nichts. (DIR) Ruf nach Demonstrationsverboten: Keine falschen Reflexe In der CDU wird gefordert, Demonstrationen wie die vom Samstag zu verbieten. Das wäre falsch, aber Auflagen müssen rigide durchgesetzt werden. (DIR) Die Krise der Deutschen Bahn: Im Schuldenexpress Die Deutsche Bahn verzeichnet die größten Verluste in ihrer Geschichte. Das liegt nicht nur an der Coronakrise, sondern auch an den Fehlern der Vergangenheit. (DIR) Neue Zugverbindungen nach Schweden: Mit dem Nachtzug nach Stockholm Schweden fördert klimafreundliches Reisen. Ab 2022 soll es wieder Nachtzüge von Stockholm nach Hamburg geben. Und von Malmö nach Brüssel. (DIR) Ärger wegen Flug- und Bahntickets: Beschwerden auf Rekordhoch Die Coronapandemie strapaziert die Nerven von Flugpassagieren und Bahnkunden. Doch nicht alle dürfen auf Kulanz hoffen.