# taz.de -- NSU 2.0-Skandal weitet sich aus: NSU-Drohbrief Nummer 71
       
       > Belit Onay und die Filiz Polat (Grüne) werden bedroht. Die
       > niedersächsische Landtagsfraktion fordert, dass der Generalbundesanwalt
       > übernimmt.
       
 (IMG) Bild: Er werde sich nicht einschüchtern lassen, sagte Belit Onay dem NDR
       
       HANNOVER taz | Nun sind sie also auch in Niedersachsen angekommen: Die
       Drohungen des sogenannten NSU 2.0. Wie Der Spiegel zuerst berichtete, haben
       in dieser Woche diverse Grünen-Politiker:innen Drohmails erhalten –
       darunter Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay und die Osnabrücker
       Bundestagsabgeordnete Filiz Polat.
       
       Belit Onay, der seit seinem Amtsantritt mit Drohungen überschüttet wird,
       sagte, dies habe eine neue Qualität. Er und die grüne Landtagsfraktion
       fordern nun, dass endlich die Generalbundesanwaltschaft die Ermittlungen
       übernimmt, die bisher bei verschiedenen Landeskriminalämtern liegen.
       
       Sorgen macht Onay die Bedrohung seiner Familie und der enge Bezug zu den
       Fällen in Hessen. Dort hatte der [1][Innenminister erst Anfang der Woche]
       in einer Sondersitzung des Innenausschusses berichtet, dass dem LKA
       Informationen über 69 Briefe an 27 verschiedene Personen in acht
       Bundesländern vorliegen.
       
       ## Dieses Mal ohne Daten aus Polizeicomputern
       
       Über zwei Jahre geht die Serie nun schon: Die ersten Drohmails gingen im
       August 2018 an die Frankfurter Anwältin Seda Başay-Yıldız, als diese im
       NSU-Prozess die Angehörigen Enver Şimşeks vertrat. [2][Wie auch bei
       späteren Drohungen an] die hessische Linksfraktionschefin Janine Wissler
       und die Berliner Kabarettistin İdil Baydar [3][wurden hier sensible Daten
       verwand]t, entsprechende Datenbank-Abrufe hatte es zuvor von verschiedenen
       hessischen Polizeirevieren gegeben.
       
       Nicht in allen nun bekannten Fällen wurden Daten aus Polizeicomputern
       abgerufen – die Mehrheit ging wohl an öffentlich bekannte Adressen. So auch
       im Fall Onay. Unklar ist aber immer noch, ob sich dahinter ein Einzeltäter
       mit Verbindungen zur Polizei oder ein ganzes Netzwerk verbirgt.
       Möglicherweise, heißt es aus Polizeikreisen, habe man es mittlerweile auch
       mit Trittbrettfahrern zu tun – die jüngsten Drohbriefe wiesen andere
       Merkmale auf als die aus der ersten Serie.
       
       25 Jul 2020
       
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 (DIR) Nadine Conti
       
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