# taz.de -- Rechte Drohschreiben vom „NSU 2.0“: Zwei Festnahmen
       
       > Wegen der rechten Drohmails des „NSU 2.0“ wurden ein Ex-Polizist und
       > seine Frau festgenommen. Sie sollen im Juli sechs der Drohbriefe
       > verschickt haben.
       
 (IMG) Bild: Die Polizei hat zwei verdächtige Personen vorläufig festgenommen und wieder freigelassen
       
       FRANKFURT/MAIN afp/dpa/taz | Im Zusammenhang mit den [1][rechtsextremen
       „NSU 2.0“-Drohmails] hat es zwei vorläufige Festnahmen gegeben. Der
       Tatverdacht richte sich gegen einen 63 Jahre alten ehemaligen bayerischen
       Polizisten und dessen 55 Jahre alte Ehefrau, teilte die Staatsanwaltschaft
       Frankfurt am Main am Montag mit. Beide seien am Freitag vorläufig
       festgenommen worden, mittlerweile aber wieder frei.
       
       Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft der taz auf Nachfrage mitteilte,
       wird den Verdächtigten der mutmaßliche Versand von sechs E-Mails
       vorgeworfen. Alle seien im Juli abgeschickt worden. Der Verdacht bezieht
       sich aktuell also nur auf einen kleinen Teil der Drohserie.
       
       Der hessische Linken-Politiker Hermann Schaus schrieb daher auf Twitter, es
       handle sich offenbar um „Trittbrettfahrer“. Er vermute, es sei „nicht der
       ganz große Fisch ins Netz gegangen“, twitterte Schaus, der innenpolitischer
       Sprecher seiner Fraktion im Landtag ist.
       
       Insgesamt wurden unter dem Kürzel „NSU 2.0“ seit dem Jahr 2018 Dutzende
       Schreiben mit beleidigenden, volksverhetzenden und bedrohenden Inhalten an
       Bundestagsabgeordnete und andere Adressaten verschickt. Im Zusammenhang mit
       der Serie war bereits im April 2019 erstmals ein Mann festgenommen worden.
       Er steht derzeit in Berlin vor Gericht. Auch nach seiner Festnahme war die
       Serie weitergegangen.
       
       ## Festnahme am Freitag
       
       Gegen das nun verdächtigte Ehepaar ging die Staatsanwaltschaft zusammen mit
       Kräften des hessischen Landeskriminalamts schon am vergangenen Freitag in
       Landshut vor. Der ehemalige Polizist war laut Staatsanwaltschaft bereits
       früher wegen rechtsmotivierter Straftaten aufgefallen. Da keine
       Voraussetzungen für einen Haftbefehl vorlägen, seien die beiden
       Tatverdächtigen wieder freigelassen worden. Die Auswertung der bei der
       Durchsuchung beschlagnahmten Datenträger sowie die weiteren Ermittlungen
       dauerten noch an.
       
       Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) hatte in der vergangenen Woche
       mitgeteilt, dass bis dahin 69 „NSU 2.0“-Schreiben bekannt gewesen seien.
       Empfänger waren demnach unterschiedliche Personen des öffentlichen Lebens,
       [2][die meisten von ihnen Frauen]. Zuvor sollen teilweise auch Daten von
       Opfern von hessischen Polizeicomputern abgerufen worden sein.
       
       Ob auch die E-Mails des verdächtigten Ehepaares aus Bayern solche Daten
       enthielten, ist unklar. Die Staatsanwaltschaft machte dazu auf Nachfrage am
       Montag keine Angaben. Offen ließ sie auch, ob die Verdächtigten
       Verbindungen nach Hessen haben. Der Bundestagsabgeordnete Konstantin von
       Notz (Grüne) forderte am Nachmittag, es müsse jetzt genau geprüft werden,
       „ob und welche Verbindungen es zwischen dem bayerischen Ex-Polizisten und
       den zutiefst besorgniserregenden Vorgängen in Hessen“ gebe.
       
       27 Jul 2020
       
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