# taz.de -- Besondere Zeiten, besondere Maßnahmen: Der Corona-Wachhund
       
       > Unser Hausmeister hat wegen Corona eine Hundehütte in den Vorgarten
       > gebaut. Erst habe ich ihn nicht verstanden. Dann schon.
       
 (IMG) Bild: Ein Corona-Wachhund im Garten: schön wär's
       
       Unser Hausmeister Herr Krummsack hat in unserem Vorgarten im Karnickelweg
       7b eine große Hundehütte gebaut. „Besondere Coronazeiten verlangen nach
       besonderen Maßnahmen“, sagt er.
       
       „Gute Idee. Wenn sich nachts die hinterhältigen Coronas in unser Haus
       schleichen wollen, hetzen Sie alle Ihre Hunde auf sie.“
       
       „Herr Engin, ich sehe schon, Sie haben immer noch nicht kapiert, worauf es
       bei Corona ankommt.“
       
       „Doch, eigentlich weiß ich schon alles. Im Fernsehen reden sie doch seit
       Monaten über nichts anderes mehr. Zwei Meter Rangierabstand halten. Mit
       Seife 20 Sekunden die Hände waschen. Nicht ins Gesicht fassen. Weder bei
       sich, noch bei den anderen...“
       
       „Das sind alles Regeln für draußen. Das Virus wütet aber hauptsächlich in
       den eigenen vier Wänden.“
       
       „Keine Angst, wir haben doch jetzt Corona-Wachhunde vor der Tür“, lache
       ich.
       
       „Machen Sie sich nur lustig über mich. Bald werden Sie auf allen Vieren
       angekrochen kommen.“
       
       Manche Menschen können nun mal mit unsichtbaren Gegnern wie Viren,
       Bakterien und Inflation nicht umgehen. Die brauchen handfeste Feinde, denen
       sie mit bloßer Faust eine reinhauen können.
       
       Ich bin nicht so. Ich gehe in meine Wohnung, wasche mir 20 Sekunden lang
       die Hände und streite mich mit meiner Frau Eminanim, die seit Wochen in
       unserer kleinen Wohnung Amok läuft. Und zwar 24 Stunden am Tag, und sieben
       Tage die Woche! Sie geht ja nicht raus. Sie geht nicht mal zu ihrer Mutter,
       weil sie noch gefährdeter ist als wir. Und Urlaub kommt erst recht nicht
       infrage!
       
       Wir können uns in dieser Zeit nicht mal scheiden lassen, weil im Moment die
       Scheidungsämter wesentlich mehr zu tun haben als die Krankenhäuser.
       Statistisch gesehen kommen auf einen Corona-Toten 1.032 tote Corona-Ehen.
       
       Kurz nach Mitternacht flüchte ich nach draußen. Ich kämpfe lieber mit
       Krummsacks Wachhund gegen die Coronaviren, als gegen Eminanims Lagerkoller.
       
       Der angeblich so wachsame Jagdhund schläft aber tief und fest. Denkt wohl,
       mit seiner höllisch lauten Schnarcherei könnte er alle Viren verscheuchen.
       
       „Wach auf, du blöder Köter!“, brülle ich und trete gegen das Häuschen.
       
       „Herr Engin, was wollen Sie denn?“, streckt ein verschlafener Herr
       Krummsack seinen Kopf hinaus.
       
       „Wo ist denn der Corona-Wachhund?“, frage ich überrascht.
       
       „Was für ein Corona-Wachhund denn? Diese Hütte ist doch für mich.“
       
       „Für Sie? Darf ich bitte auch rein?“
       
       „Na, Herr Engin, habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie werden bald angekrochen
       kommen?“
       
       „Bitte! Bei uns zu Hause geht alles drunter und drüber.“
       
       „Aber nur für heute Nacht. Morgen bauen Sie sich gefälligst Ihre eigene
       Hundehütte.“
       
       30 Jul 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Osman Engin
       
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