# taz.de -- Brandrodung im Delta des Paraná: Feuer ohne Ende
       
       > Allein im August wurden 7.000 Brandherde in dem argentinischen
       > Feuchtgebiet gezählt. Die Regierung verdächtigt die Rinderzüchter.
       
 (IMG) Bild: Täglich werden im Delta des Paraná in Argentinien neue Brände gelegt
       
       BUENOS AIRES taz | Im Delta des Paraná brennt es ohne Ende. Allein in den
       ersten zwei Augustwochen wurden 7.000 Brandherde in dem argentinischen
       Feuchtgebiet registriert. In den ersten sieben Monaten des Jahres zählte
       das naturwissenschaftliche Museum Antonio Scasso sogar über 11.000 Feuer in
       der Region.
       
       530 Quadratkilometer Marschland wurden zerstört, etwa die Fläche des
       Bodensees. Die Ursache sind absichtlich gelegte Feuer.
       
       Umweltminister Juan Cabandié beschuldigt die Rinderzüchter, die Feuer
       absichtlich gelegt zu haben und geht gerichtlich gegen sie vor. Durch
       Brandrodung sind dieses Jahr auch im brasilianischen [1][Amazonas-Gebiet
       riesige Flächen vernichtet] worden. Doch die argentinischen Viehhalter
       weisen die Vorwürfe zurück. Sie sagen, die Brände schadeten auch ihnen –
       und werfen den Behörden im Gegenzug Untätigkeit vor.
       
       Inzwischen haben die Feuerwehren in der Region mit Einstellung ihrer
       Löscharbeiten gedroht. Angesichts der täglich neu gelegten Feuer sei eine
       Eindämmung der Brände sinnlos.
       
       ## Greenpeace: 900 Quadratkilometer abgebrannt
       
       Nach Schätzungen von Greenpeace ist seit Februar sogar eine Fläche von 900
       Quadratkilometer abgebrannt. Fünf Personen wurden bisher festgenommen.
       
       Insgesamt erstreckt sich das riesige Delta über eine Fläche von etwa 14.000
       Quadratkilometer. Der Río Paraná hat eine Mischung aus Sumpf- und
       Schwemmland sowie zahlreichen Inseln geschaffen. Geschätzt wird, dass hier
       rund 700 Pflanzen- und Tierarten leben. Ein Teil des Gebiets gehört zum
       Nationalpark Pre-Delta, andere Teile werden als Weideland für die
       Rinderzucht genutzt.
       
       Jährlich wird dort das Grasland trotz Verbot abgebrannt. Doch dieses Jahr
       sind die Feuer völlig außer Kontrolle geraten. Begünstigt durch eine
       ungewöhnlich lange Trockenperiode und dem niedrigen Pegelstand des Paraná
       breiten sich die Brände dramatisch aus. „Die Aussicht ist finster“,
       konstatiert der Ökologe Pablo Cantador von der Umweltschutzgruppe „[2][El
       Paraná no se toca]“ („Hände weg vom Paraná“).
       
       ## Unzählige verkohlte Tiere
       
       „Auf den Inseln haben wir unzählige verkohlte Tiere gefunden, durch die
       Hitze des Feuers ist die Erde hart wie gebrannter Ziegelstein.“ Vor allem
       Leguane und Schlangen, die in Höhlen und Baumstämmen überwintern, seien
       verbrannt. Und noch etwas droht. „Die Feuchtgebiete sind eine wichtige
       Station für die Zugvögel, die von Norden nach Patagonien ziehen.“ In diesem
       Frühjahr werden sie große Teile zerstört vorfinden.
       
       Das Delta erstreckt sich über zwei Provinzen. Rund 80 Prozent gehören zu
       Entre Ríos, die restlichen 20 Prozent zu Santa Fe. In dieser Provinz liegt
       die Millionenstadt Rosario, deren Bewohner*innen seit Wochen von den
       Rauchschwaden eingequalmt werden.
       
       Die gegenseitigen Schuldzuweisungen der Provinzen nahmen ein solches Ausmaß
       an, dass der Oberste Gerichtshof eingriff und die Einsetzung einer
       staatlich-provinziellen Umweltkommission anordnete. Die soll Ende August
       ihren ersten Bericht vorlegen.
       
       Das Ende der Brände bedeutet das nicht, aber das Verfahren macht Andrés
       Nápoli dennoch Hoffnung. „Es könnte hilfreich sein, wenn das Gesetz zum
       Schutz der Feuchtgebiete im Kongress zur Abstimmung kommt“, sagt der
       Vorsitzende der Stiftung für Umwelt und Naturressourcen [3][FARN]. Seit
       Anfang August [4][liegt es den beiden Kammern erneut vor]. Schon dreimal
       war seine Ratifizierung am Widerstand von Agroindustrie und
       Immobilienbranche gescheitert.
       
       21 Aug 2020
       
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