# taz.de -- Auftakt der Fußballsaison: Kaputte Liga
       
       > Wie abgeschmackt ist denn dieser Saisonstart! Schalke macht auf Hamburger
       > SV, und die Bayern warten im Grunde nur noch auf die Super League.
       
 (IMG) Bild: Nicht mehr zum Anschauen: jubelnde FC-Bayern-Spieler, in diesem Fall Serge Gnabry
       
       Sicher, so ein erster Spieltag bedeutet noch lange nichts. Nicht immer ist
       der erste Spitzenreiter auch am Ende ganz oben; selbst der ruhmreiche FC
       Bayern hat so einen Durchmarsch nur selten geschafft. Und überhaupt, auch
       ein 8:0 ließe sich noch toppen; dafür reicht doch schon ein 9:1. Das gab es
       durchaus schon mal.
       
       Nach dem Saisonauftakt am Freitag vor 0 zahlenden Zuschauern in der
       Versicherungsarena und einer Bayern-Führungsriege, die sich gänzlich
       mundschutzlos auf der Tribune präsentierte, samt dem ausbeuterischen
       Leuteschinder, der einstmals Vorsitzender des FC Schalke 04 war, hagelte es
       in den sozialen Medien Häme und Kritik, nämlich über alle und alles:
       Schalke – der neue HSV; Tönnies’ Bärendienst an seinem Herzensklub; die
       Schalke-Chefs anstandslos; die Bayern-Bosse so arrogant, dass sie sich
       jeder pandemischen Gefahr enthoben fühlen; und das Spiel auf dem Niveau
       eines Pausenhofkicks, wo einfach alle Guten in einem Team sind und die
       anderen so lange fertigmachen, bis auch die letzten Okayen der anderen
       lieber bei den Guten spielen wollen. Aber mal ernsthaft, so geht das doch
       nicht!
       
       Drei ehemalige Schalke-Spieler haben sich, wenn auch teilweise über Umwege,
       im Laufe der Zeit beim FC Bayern einstellen lassen, weil da die anderen
       Guten sind und man eben auch massig Geld am Fiskus vorbei verdienen will
       und irgendwas hochhalten am Ende der Saison. So ist er halt, der neoliberal
       ins Hyperabsurde getriebene Fußball. Der FC Schalke 04, der Anfang des
       Jahrtausends kurzzeitig eine ernsthafte Konkurrenz für den ruhmreichen
       Stern des Südens darstellte, samt 4-Minuten-Meisterschaft, ist ohne Neuer,
       Goretzka, Sané, ohne Özil, Kehrer, Matip, Draxler und andere dabei, [1][die
       neue Lachnummer der Liga zu werden.]
       
       Der HSV dümpelt schließlich schon eine Weile im Unterhaus, und bei Werder,
       dem FC, dem VfB und der Hertha ist man derartige Teiluntergänge ja schon
       gewohnt. Clemens Tönnies spielt die Rolle, die der Unternehmer Kühne für
       die Hamburger gespielt hat, ein zwielichtiger Geschäftsmann wie aus einem
       schlechten „Tatort“, korrupt bis ins Mark, ohne Mitgefühl für nichts, ein
       Ein-Mann-Paralleluniversum, das so auch als Präsidentschaftskandidat der
       US-Republikaner auflaufen könnte.
       
       ## Trainingsspiele in der Liga
       
       Wie abgeschmackt und kaputt nicht nur der sogenannte Branchenführer FCB,
       sondern die ganze Liga mittlerweile ist, lässt sich an dieser Mitteilung
       aufs Beste ablesen: „Clemens Tönnies war am Freitag im Stadion, weil er
       enge Freundschaften zum FCB-Präsidium pflegt. Selbstverständlich sitzt er
       lieber bei der Schalke-Delegation“, so der FC Schalke in einer offiziellen
       Stellungnahme.
       
       Kann Konkurrenz durch Freundschaft entstehen? Oder ist eh schon alles egal,
       weil der FC Bayern die Bundesliga nur noch als Trainingslager braucht; weil
       man als deutscher Verein leider nicht für die Premier League melden kann
       und [2][die europäische Superliga] immer noch nicht da ist, oder erst, wenn
       die Bayern das zwölfte oder fünfzehnte Mal in Folge Meister werden? Oder
       sollte man vielleicht doch mal über Scheichs und das Kippen von 50+1 reden?
       
       Ich meine, man hat in den letzten Jahren ja schon so einiges gesehen. Man
       musste 7:0-Auswärtssiege des FCB bei der ehemaligen Konkurrenz von Werder
       Bremen mitansehen, Spitzenspiele des „Deutschen Clásico“, die 5:0 und 4:0
       ausgingen. Der ebenso einst mächtige HSV musste zweimal 8:0 in München
       verlieren, ehe sie sich endlich in Liga 2 retteten. Das Eröffnungsspiel der
       neuen Saison, Bayern München gegen Schalke 04, endet 8:0. Das ist alles
       schon reichlich pervers.
       
       20 Sep 2020
       
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