# taz.de -- Die Wahrheit: Sie sind die 20 Prozent!
       
       > München muss leider draußen bleiben: Die Fußball-Bundesliga startet ohne
       > Bayern in neue Saison. Aber manchmal mit Zuschauern.
       
 (IMG) Bild: Fußball-Laien fragen sich: Wann ist eigentlich Abstand?
       
       Endlich! Die Wartezeit hat ein Ende! Endlich können wieder Kastanien
       geröstet werden, schließlich ist ganz bald schon Herbst!
       
       Und ganz nebenbei eröffnet auch wieder die Bundesliga ihre Pforten! Tore
       können geschossen, Kölner Keller geflutet, Schiedsrichter angepfiffen
       werden. Am heutigen Abend ist es schon so weit: Da eröffnet der amtierende
       Deutsche Meister von 1983 im Duell mit dem amtierenden Deutschen Meister
       von 1933 die neue Spielzeit – ein Spiel voller Brisanz! Schon politisch
       gesehen. Parallel findet sogar noch ein zweites Spiel statt, der Turnverein
       Regensburg fordert den amtierenden Deutschen Meister von 1968, den
       Rekordabsteiger und Ex-Rekordmeister, den 1. FC Nürnberg. So gesehen schon
       ein Derby!
       
       18 Uhr 30 ist die Uhrzeit der Stunde. Die Fans warten schon alle gespannt
       auf den Startblöcken, um geschlossen im Stadion auf Abstand zu gehen und
       den Start mit dem Fan zu tauschen. Die Coronafälle sind jedenfalls alle
       ausgeschlossen, auch wenn „die zweite Welle“ sich durchaus auch in
       Stadionnähe langsam wieder aufbaut, Stichwort Ostseestadion, wo man sie vom
       Oberrang aus schon fast sehen kann.
       
       Ansonsten steht der Saisonbeginn ganz im Zeichen der 20 Prozent. 20 Prozent
       Stadionauslastung, das ist das obere Ziel der Fans, der Vereine, des DFL.
       Auf diese Zahl haben sich alle geeinigt. Aber es kommt noch auf andere
       Faktoren an, um der unseligen Geisterspielzeit endlich ein Ende zu
       bereiten: den R-Faktor, die Dioptrienwerte, den I-Faktor, die Laktatwerte,
       der Cholesterinspiegel, die Fallzahlen, die Reisewarnungen und
       Versammlungsbeschränkungen, die Infektionsmöglichkeiten, die Dauer der
       Quarantäne, die Umdrehungen des Balls pro Minute und die Fußballaffinitäten
       des RKI, das praktischerweise R- und I-Faktor mittels KI zusammenrechnen
       kann. Was das alles bedeutet, kann sich an einer Hand mit dem
       Taschenrechner ausrechnen: Bei einer Stadionkapazität von 80.000 können 20
       Prozent davon ins Stadion, also äh, 4.000 Zuschauer, oder? Moment, ja,
       stimmt, 4.000, manchmal auch mehr, oder eben weniger, je nach dem. Nur
       nicht in München.
       
       ## RKI Leipzig gegen SoKo Köln
       
       Und diese 20 Prozent sehen dann auch nur 20 Prozent des Spiels, der Rest
       wird bei der Telekom in der DZone übertragen oder ans Saisonende angehängt,
       was bedeutet, dass bis weit in den nächsten Mai hinein gespielt werden
       muss, wovor diverse Vereine, die schon im August einfach so weitergekickt
       haben (RB Leipzig ist davon besonders betroffen), obwohl gar keine
       Zuschauer anwesend waren, jetzt schon Angst haben. Ist die Auslastung nicht
       zu hoch? Kommen alle Spieler da schon rein körperlich mit?
       
       20 Prozent Spieler, 20 Prozent Einsatzbereitschaft, manchmal auch nur etwa
       20 Prozent Ballbesitz, das sind Werte, die den FC Schalke 04, der heute
       ebenfalls schon in die neue Saison startet, nur allzu vertraut sind. Gegen
       die Auszahlung von nur 20 Prozent der Löhne haben verschiedene Profis der
       Königsblauen allerdings schon protestiert; andere haben einen
       entsprechenden Frauenanteil gefordert, die Verhandlungen dauern noch an.
       Dass sich in dieser ohnehin schon heiklen Lage auch noch der Münchener
       Skandalklub Türkgücü München als möglicher Gegner in die erste Runde der
       Bundesliga einklagen möchte, wird auf Schalke kritisch gesehen; doch der
       Münchener Vorstand Hasan Salihamidžić sieht alles ganz gelassen und das
       Recht sowieso auf seiner Seite: Mia san mia, die Wahrheit liegt auf dem
       Platz, und für den Rest sorgt die Allianz. Zur Not spielt Türkgücü morgen
       gegen die zweite Mannschaft. Leider ohne Zuschauer.
       
       Eine ganz andere Frage ist natürlich die nach dem Saisonausgang.
       [1][Namensvetter Didi] (Verwandtschaft nur vorgetäuscht, wir sehen uns vor
       Gericht) hat da beim Kicker Sportmagazin schon so einiges Richtiges
       ausgelassen. Eines ist jedenfalls klar: Die entscheidenden Entscheidungen
       stehen noch aus. In Hamburg indes sieht man das alles sowieso ganz
       gelassen, da laufen die Stadionuhren bekanntlich eh anders.
       
       18 Sep 2020
       
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 (DIR) [1] https://www.kicker.de/hamanns-prognosen-bayern-wird-irgendwann-in-ein-loch-fallen-784650/artikel
       
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