# taz.de -- Weihnachtsmärkte in der Pandemie: Das Glühweinvirus geht um
       
       > Der bayerische Ministerpräsident Söder hat einen kleinsten gemeinsamen
       > Nenner entdeckt, den es zu retten gilt. Es ist der Weihnachtsmarkt.
       
 (IMG) Bild: Plötzlich Politikum: Glühwein
       
       Jede Jeck ist anders, lautet ein weiser Spruch aus dem Rheinland, der auch
       Besäuselten gegenüber eine gewisse Liberalität einfordert, was deren
       Trinkgewohnheiten betrifft. Freiheit ist auch die Freiheit des
       Anderstrinkenden, sagte auch schon Rosa Luxemburg. Bei aller Wertschätzung
       für die Sozialistin: Es gibt Grenzen des guten Geschmacks. Sie enden bei
       einem vorwiegend heiß servierten Gesöff unklarer Herkunft, das vorwiegend
       zur Jahresendzeit gerne zwischen improvisierten Holzverschlägen kredenzt
       wird: dem Glühwein.
       
       In diesem Jahr standen die Chancen gut, dass dieses überzuckerte
       Kopfschmerzmachmittel in den Fußgängerzonen deutlich seltener zum Einsatz
       kommt. Sie wissen schon, Corona. Doch deutsche Politiker, allen voran der
       bayerische Ministerpräsident Markus Söder, haben [1][auf der Suche nach
       einem populären Vorschlag] inmitten ihrer gezwungenermaßen wenig populären
       Politik einen kleinsten gemeinsamen Nenner entdeckt, den es auch in
       ungemütlichen Zeiten zu retten gilt. Und das ist der Weihnachtsmarkt.
       
       Der soll unbedingt möglich sein, notfalls mit Einbahnstraßenregelungen. Es
       ist nicht allzu schwierig, das Kalkül zu entdecken: Es geht darum, in irren
       Zeiten wenigstens noch ein wenig Normalität vor dem wichtigsten Feiertag
       der Deutschen zu simulieren. Dass lallende alkoholgeschwängerte
       Menschenansammlungen, noch dazu bei kühler Witterung, die Verbreitung des
       Coronavirus beschleunigen können, ist plötzlich eine nachrangige
       Erkenntnis. Selbige Wissenslücken treten seltsamerweise immer auf, wenn
       [2][um unverzichtbare Dinge wie Publikum beim Fußballspiel], Öffnung von
       Baumärkten und den Eintritt in Bordelle geht – oder eben um
       Weihnachtsmärkte.
       
       Die Erkenntnis, dass der Anderstrinkende zu Coronazeiten nicht nur für
       sich, sondern auch für andere eine reale Gefahr bedeuten kann, ist nicht
       neu. Hier ist sie aufgehoben. Aber wenn ich schon infiziert werden sollte,
       dann meinetwegen von Kneipengängern, Messwein-Trinkern oder Opernbesuchern
       mit Pikkolo. Aber nicht von Glühwein-Seligen, bitte nicht!
       
       21 Sep 2020
       
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