# taz.de -- Die Nations League der Uefa: Wo Zwerge riesig werden können
       
       > Die Nations League für Fußballnationalmannschaften hat keinen guten Ruf.
       > Dabei werden dort große Geschichten geschrieben – von den Kleinen.
       
 (IMG) Bild: Voller Einsatz: Maltas Steve Borg (l.) und Lettlands Antonijs Äaernomordijs
       
       Die deutschen Elitekicker sind wieder wer, ein bisschen. Nach dem 2:1 gegen
       die Ukraine im Nations-League-Duell der Gruppe A4 gehört das deutsche
       Auswahlteam nicht mehr zu den Teams, die noch kein einziges Spiel in diesem
       Wettberwerb gewinnen konnten. Andere Teams blieben auch nach diesem
       Spieltag sieglos: Lettland, Andorra, San Marino und Malta zum Beispiel. Die
       DFB-Elf hat sich also aus dem Kreis der Fußballzwerge erst mal
       verabschiedet.
       
       Auf die schauen die meisten Freunde des gepflegten Fußballspiels in
       Deutschland oft von ganz weit oben hinab, so herablassend, wie sie auf die
       von der Uefa veranstaltete Nations League schauen. Kein Mensch brauche
       diesen Wettbewerb, heißt es immer wieder. Auch der für die
       Nationalmannschaften zuständige Direktor im Deutschen Fußball-Bund,
       [1][Oliver Bierhoff], meckerte zur Einführung dieses Wettbewerbs in der
       Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: „Man hat am Ende das Gefühl, die
       Uefa muss noch mal Geld erwirtschaften und macht deshalb den Wettbewerb.
       Irgendwann knallt es dann mal.“
       
       Er hat sich in die Untiefen des Fußballpopulismus begeben, als wüsste er
       nicht, dass auch sein Verband von den Einnahmen aus der zentral
       vermarkteten Nations League durchaus nennenswert profitiert.
       
       Auch vom geringen sportlichen Wert der europäischen Nationenliga ist
       bisweilen die Rede und hierzulande werden sich nicht allzu viele Leute
       daran erinnern, wie Portugal im Sommer 2019 den Wettbewerb gewonnen hat. In
       Portugal wird man das sicher anders sehen.
       
       Auch in der jungen Fußballnation Kosovo wird man sich noch bestens an die
       erste Saison in der Nations League erinnern. Beim 2:0 gegen die Färöer
       Inseln gewann die Auswahl zum ersten Mal überhaupt ein offizielles
       Fußballmatch. Es folgten drei weitere Erfolge in der Nations-League-Gruppe
       D, zwei gegen Malta und einer gegen Aserbaidschan. Der Lohn war das
       Aufrücken in die Division C. In der laufenden Nations-League-Saison spielt
       das Kosovo nun gegen Griechenland, Slowenien und Moldawien. Ein echter
       Aufstieg.
       
       ## Ungeschlagene Letten
       
       Einen solchen streben auch die in der viertklassigen Division D
       verbliebenen Teams an. Beste Aufstiegschancen haben derzeit die Färöer, die
       nach zwei Siegen gegen Andorra und Malta am Samstag mit einem Unentschieden
       gegen Lettland ihre Tabellenführung behaupten konnten. Den Bildern der
       ARD-Berichterstattung von dem Spiel war zu entnehmen, dass die Spieler von
       den zum Spiel zugelassenen Fans dafür gefeiert wurden, als hätten sie den
       ganzen Wettbewerb gewonnen. Die Letten hingegen schlichen bedröppelt vom
       Platz. Sie hätten so gerne ihre 1:0-Führung nach Hause gebracht. Es wäre
       ihr erster Sieg in der Nations League gewesen. Verloren haben die Letten
       übrigens auch noch nicht.
       
       Wer die Nations League von unter her betrachtet, wird viele derartige
       Geschichten entdecken. Gibraltars 1:0-Erfolg in Liechtenstein in der
       untersten Division ist ebenso eine davon wie der 2:0-Sieg Luxemburgs über
       Montenegro eine Liga darüber. In der Nations League können auch die Zwerge
       gewinnen und müssen sich nicht demütigen lassen wie etwa die Auswahl San
       Marinos beim 0:13 in der EM-Qualifikation gegen die deutsche Auswahl.
       Unvergessen ist, wie Torhüter [2][Jens Lehmann] erst vom Schiedsrichter
       daran erinnert werden musste, dass es nicht unbedingt zum
       Fair-Play-Gedanken passt, beim Stande von 12:0 als Torwart einen Elfmeter
       schießen zu wollen.
       
       San Marino ist auch unter den Zwergen der unteren Nations-League-Divisionen
       besonders klein. Das Team hat bislang noch jedes Spiel verloren. Beim 0:1
       im September in Gibraltar sollen sie nicht schlecht gewesen sein. Der Jubel
       wäre wohl grenzenlos gewesen, wenn Mirko Palazzi in der 69. Minute des
       Spiels nicht danebengeschossen hätte. Am 14. November ist das Rückspiel.
       Vielleicht sollte man sich das anschauen.
       
       12 Oct 2020
       
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