# taz.de -- Demonstrationen gegen Neonazis in Berlin: Erfolgreich sitzen
       
       > In Berlin demonstrieren tausende Menschen gegen eine Versammlung von
       > Neonazis, zu der der III. Weg aufgerufen hat. Sie setzen sich durch.
       
 (IMG) Bild: Klare Botschaft an Nazis
       
       BERLIN taz | „Lieber mit Abstand tanzen statt mit Rechten kuscheln“, unter
       diesem Motto und begleitet von lauter Bassmusik fährt am Samstagmittag ein
       Fahrradkorso aus etwa 500 Menschen aus der Berliner Innenstadt nach
       Hohenschönhausen. Anlass ist eine dort ab 14 Uhr angemeldete Demonstration
       von Rechtsextremen, gegen die unter anderem auf diese Weise protestiert
       wird.
       
       Die Neonazis versammeln sich zum Tag der Deutschen Einheit zunächst zu
       einer Kundgebung mit dem Titel „Ein Volk will Zukunft“. Hinter der
       Veranstaltung steht die rechtsextreme Partei Der III. Weg. Nach Angaben der
       Polizei nahmen etwa 200 Menschen daran teil. [1][Bei den
       Gegendemonstranten] zählt der Veranstalter, das Berliner Bündnis gegen
       Rechts, 1.500 bis 2.000 Menschen.
       
       Denn neben dem Fahrradkorso gibt es noch weitere breite Gegenproteste:
       Bereits ab 11 Uhr finden vier verschiedenen Kundgebungen rund um die
       geplante Route der Nazi-Demo statt. Außerdem blockieren Demonstrant:innen
       sitzend die Straße und können so am späten Nachmittag den Aufzug der
       Rechtsextremen an der Zingster Straße Ecke Ribnitzer Straße aufhalten. Die
       müssen nun eine andere Route nehmen.
       
       Trotz der friedlichen Sitzblockaden berichtet die Polizei später von
       vereinzelten Stein- und Flaschenwürfen gegen Polizist:innen. Einige wenige
       Demonstrierende seien in Gewahrsam genommen worden. In den sozialen Medien
       kursieren Fotos von [2][Polizeihunden ohne Maulkorb] und [3][rabiatem
       Umgang mit den Demonstrierenden]. Doch auch mit den Neonazis stößt die
       Polizei immer wieder zusammen. Und nicht nur die: Jörg Reichel, der
       Landesgeschäftsführer der Deutschen Journalistinnen- und
       Journalisten-Union, [4][schreibt auf Twitter], er sei an der Ribnitzer
       Straße von „Nazisympathisanten“ mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden
       und habe Prellungen davongezogen.
       
       ## „Gemeinsam gegen den Faschismus“
       
       Vor dem Linden-Center in Hohenschönhausen füllen am Nachmittag Hunderte
       Menschen mit der zentralen Kundgebung die gesamte Straße. Organisiert wurde
       sie vom Bündnis Bunter Wind aus Lichtenberg, das sich im Bezirk gegen
       Rechtsextremismus engagiert. Für Annika Eckel von der Fach- und
       Netzwerkstelle Licht-Blicke, die zum Bündnis gehört, ist es ein bedeutsamer
       Protest. Erst die NPD und später auch die AfD hätten in diesem Gebiet hohe
       Wahlerfolge eingefahren. „Deswegen ist es sehr wichtig, hier zu sein, das
       andere Lichtenberg zu zeigen und eben auch gegen Rassismus und für
       Demokratie auf die Straße zu gehen“, sagt Eckel.
       
       Als „Skandal“ bezeichnet einer der Demonstranten die Veranstaltung der
       Neonazis. Mit dem Gegenprotest wolle man zeigen, dass es für sie in unserer
       Gesellschaft keinen Raum gebe. Zur Demo sind sowohl junge als auch alte
       Menschen gekommen. „Gemeinsam gegen den Faschismus“, rufen die
       Demonstrant:innen.
       
       Das Programm der Kundgebungen setzt sich aus Rede- und Musikbeiträgen
       unterschiedlicher Initiativen, Parteien und Künstler:innen zusammen. So
       kommen neben Abgeordneten der Linken und Grünen auch Aktivist:innen der
       Seebrücke, des queerfeministischen Hausprojekts Liebig34 und weiterer
       Gruppen zu Wort, die den antifaschistischen Protest stärken.
       
       3 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /3-Weg-Aufmarsch-in-Hohenschoenhausen/!5713042
 (DIR) [2] https://twitter.com/glr_berlin/status/1312397861427052545
 (DIR) [3] https://twitter.com/moenchtim/status/1312338619001114624
 (DIR) [4] https://twitter.com/ver_jorg/status/1312351781184303104
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Greta Rothenpieler
       
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