# taz.de -- Jubiläum des Frauenfußballs: Deutschland, ein Männermärchen
       
       > 50 Jahre Frauenfußball ist blanker Unsinn: organisierten Frauenfußball
       > gibt es viel länger als das DFB-Verbot. Es ist Zeit für eine
       > Aufarbeitung.
       
 (IMG) Bild: Auszeichnung für DFB-Kapitänin Alexandra Popp nach der Campions-League-Niederlage im August
       
       Viele Medien jubeln über 50 Jahre [1][Frauenfußball]. Gemeint ist die
       Tatsache, dass der [2][DFB] in Westdeutschland am 31. Oktober 1970 sein
       absurdes Frauenfußballverbot aufhob. Die Feierei ist an sich schon grotesk:
       Man freut sich, dass das Verbot nur bis 1970 hielt, und lacht herzlich über
       die bekloppten Zitate der DFB-Herren damals, anstatt den DFB zu einer
       ernsten Entschuldigung oder auch zu Entschädigungszahlungen zu
       verpflichten.
       
       Vor allem aber spiegelt der Slogan „50 Jahre Frauenfußball“ die Unkenntnis
       wider, die noch heute herrscht. Frauen spielten natürlich nicht erst, seit
       der DFB es erlaubte. Sie spielten, seit es Fußball gab. Das erste
       nachgewiesene Team gründete sich 1894 in England. Wo der Männerfußball
       unfreiwillig Platz machte, genossen diese Teams oft große (teils
       spöttische, teils ernste) Popularität:
       
       Die Dick Kerr's Ladies zogen während und nach dem Ersten Weltkrieg in
       England bis zu 50.000 ZuschauerInnen an; in Mexiko gab es Ende der
       sechziger Jahre eine hoch populäre Frauenliga, die regelmäßig live im
       Fernsehen lief. In Deutschland spielten Frauen im Arbeitersport der
       zwanziger Jahre, und Lotte Specht gründete 1930 den ersten bürgerlichen
       Frauenfußballverein. Verbote waren Reaktionen, Machtverlustängste alter
       Herren.
       
       Vor diesem Hintergrund muss man das westdeutsche Verbot 1955 verstehen,
       denn die WM 1954 ließ den Frauenfußball boomen. Selbst die Illegalität
       hielt Frauen nicht ab; sie gründeten weitere Vereine, inoffizielle Verbände
       und bestritten über 150 inoffizielle deutsche Länderspiele, die bisweilen
       Zehntausende ZuschauerInnen lockten. Alles fast vergessen. Das liegt auch
       am DFB, der sich anmaßt, Frauenfußballgeschichte beginne mit der Aufhebung
       eines Verbots. Dabei hatte der Verband schon keine Wahl mehr.
       
       Längst gab es 1970 einen Frauen-Weltverband und eine WM, deren Finale vor
       60.000 ZuschauerInnen lief. Als sie endlich dem Männerverband beitraten,
       wurden die Fußballerinnen überall vor allem eines: marginalisiert. Über
       hundert Jahre [3][Emanzipationskampf] im Fußball, das wäre erzählenswert.
       
       26 Oct 2020
       
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