# taz.de -- Reaktionen auf Agrarreform: Unmut über EU-Gremien
       
       > Seit auch das Europaparlament einem Kompromiss zur Agrarreform zugestimmt
       > hat, hagelt es unter Klimaschützer:innen Kritik.
       
 (IMG) Bild: Die EU-Agrarreform macht die Landwirtschaft kaum grüner: Acker in Nordrhein-Westfalen
       
       dpa/taz | „Fauler und schädlicher Deal“ – „ökologische Zerstörung“: Das
       waren die ersten Reaktionen auf das Ergebnis der Abstimmungen über die
       künftige Ausrichtung der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik im
       Europaparlament.
       
       Sie kamen von Vertreter:innen von Umweltverbänden und Klimabewegung, aber
       in ähnlicher Form auch von Grünen und Sozialdemokraten. „Bei der
       Agrarreform ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, sagte
       Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD).
       
       Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) dagegen freute sich,
       Europaparlament und Agrarminister:innen verfolgten „das gleiche Ziel“. Der
       EU-Minsterrat hatte am Mittwoch die Vorlage zur Reform der
       milliardenschweren EU-Landwirtschaftspolitik ab 2022 geliefert.
       
       Am späten Freitag legten die Europaparlamentarier ihre Position fest. Wie
       die Minister:innen sprachen sich 424 Abgeordnete grundsätzlich für eine
       Beibehaltung des jetzigen Systems aus, das vor allem auf flächenabhängigen
       Direktzahlungen für landwirtschaftliche Betriebe beruht.
       
       ## Agrarlobby ist zufrieden
       
       212 Parlamentarier:innen stimmten dagegen, 52 enthielten sich. Die
       deutschen Sozialdemokraten entschieden sich kurzfristig, wie die Grünen mit
       Nein zu stimmen. „Unsere roten Linien wurden fast alle gerissen“, so die
       stellvertretende Parlamentspräsidentin Katarina Barley.
       
       Die Mittel sollen eine Spur mehr an Umweltauflagen geknüpft werden. Hier
       gingen die Abgeordneten etwas weiter als die Ministerrunde: Geht es nach
       ihnen, sollen etwa 30 Prozent der Gelder nur ausgezahlt werden, wenn die
       Landwirte sich an Umweltprogrammen beteiligen. Die Minister:innen hatten
       sich auf 20 Prozent geeinigt.
       
       Der Deutsche Bauernverband unterstützte die grundsätzliche Stoßrichtung.
       Ganz anders die Klimaaktivist:innen. Die Schwedin Greta Thunberg sagte: Mit
       der Entscheidung habe sich das EU-Parlament elf Monate nach Ausrufung des
       Klima-Notstands hinter eine Agrarpolitik gestellt, „die – zusammenfassend –
       die ökologische Zerstörung mit fast 400 Milliarden Euro antreibt“, schrieb
       sie.
       
       Auch Fridays for Future erklärten, die Entscheidung zeige erneut, „wie groß
       die Kluft zwischen der gegenwärtigen Politik und dem Punkt sei, an dem wir
       sein müssten“.
       
       26 Oct 2020
       
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