# taz.de -- Berichterstattung über Angriff per Auto: Falsch abgeschrieben
       
       > Die Polizei bezeichnete die Attacke auf eine AfD-Gegendemonstrantin als
       > „Verkehrsunfall“. Viele Medien haben das einfach übernommen.
       
 (IMG) Bild: Manchmal gibt's die Polizei-Perspektive für Journalisten auch vor Ort: Polizist 2018 in Hessen
       
       Die Nachricht war schnell in den bundesweiten Medien: Im Anschluss an eine
       AfD-Veranstaltung mit dem Bundessprecher Jörg Meuthen am Samstag in
       Henstedt-Ulzburg hätte es [1][Auseinandersetzungen zwischen Besucher*innen
       der Veranstaltung und Gegendemonstrant*innen] gegeben. Die „rechte und
       linke Szene“ seien aneinander geraten, schrieb die Polizei in ihrer
       Pressemitteilung. „Eine Person der linken Szene“ sei durch einen
       Verkehrsunfall schwer verletzt worden. So weit, so schlecht.
       
       Nicht am Samstag und auch nicht am Sonntag haben Journalist*innen diese
       Darstellung des Tatverlaufes durch die Polizei hinterfragt. Eins zu eins
       wurde stattdessen das Polizei-Narrativ kolportiert. In manchen Redaktionen
       dominiert ja auch das Motiv von „den Linken“ und „den Rechten“, die die
       Gesellschaft mit „ihren Auseinandersetzungen“ gefährden würden. Historisch
       so falsch wie aktuell. Die Ressentiments in der gesellschaftlichen Mitte –
       gar bei sich selbst – werden so nonchalant ausgeblendet.
       
       Doch längst ist ein genaues Hinschauen mehr als geboten. Nicht bloß von
       Journalist*innen, aber von ihnen besonders – das ist ihre professionelle
       Aufgabe.
       
       Ein Nachfassen, mögliche Betroffene oder anwesende Zeug*innen ansprechen,
       hätte offenbaren können, dass am Samstag ein AfD-Anhänger mit seinem
       Pick-up auf einem Gehweg mindestens drei Personen anfuhr, eine Frau
       verletzte. Das Fahrzeug wurde zur Waffe. Die Frau hätte tot sein können.
       
       Die Relativierung der rechten Gewalt durch die Polizei wurde jedoch medial
       mit betrieben. Mal wieder. Seit Jahren warnen Beratungsstellen von Opfern
       rechter Gewalt, Pressemitteilungen der Polizei nicht einfach zu übernehmen.
       In Seminaren zeigen die Beratungsstellen exemplarisch, wie in einer
       Polizeimeldung über eine Jugendschlägerei der politische Kontext nicht
       erwähnt und prompt nicht berichtet wird.
       
       Hinzu kommt: Eine Quelle genügt nicht für die Berichterstattung. Und
       spätestens seit dem NSU sollte bei den Pressemitteilungen der deutschen
       Sicherheitsbehörden ebenso die gebotene Quellenkritik erfolgen. Auch um den
       Opfern gerecht zu werden.
       
       20 Oct 2020
       
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