# taz.de -- Proteste in Thailand: Wasserwerfer in Bangkok
       
       > Thailands junge Generation geht weiter auf die Straßen. Damit trotzen die
       > Protestierenden dem Ausnahmezustand, der Gewalt und der
       > Verhaftungswellen.
       
 (IMG) Bild: Demonstrierende versammeln sich vor dem Hauptbahnhof in Bangkok
       
       HAMBURG taz | Die Gitter an der Hochbahnstation Asok sind herunter
       gelassen, daran prangen Zettel mit Sprüchen wie „Fuck You, Military Junta“
       und „You Fuck With The Wrong Generation“. Damit machen die jungen
       Protestierenden deutlich, was sie von den Repressionen des Regimes unter
       Ex-Juntachef Prayut Chan-ocha halten. Wegen des Ausnahmezustands würden
       sämtliche Stationen des Bangkoker „Skytrain“ bis Mitternacht dicht gemacht,
       erklärten die Behörden. Damit wollten sie offensichtlich verhindern, dass
       sich die Protestbewegung neu formiert.
       
       Doch letztere scherte sich nicht darum: Am Samstag gab es neue
       Kundgebungen, dieses Mal an diversen Standorten in der Hauptstadt. [1][Zum
       wiederholten Mal forderten die Menschen,] die dicht an dicht standen, den
       Rücktritt von Prayut, was dieser weiterhin ablehnt. Zudem verlangte die
       junge Generation erneut eine Reform der Monarchie unter König
       Vajiralongkorn, der meistens in Bayern residiert und sich derzeit nur zu
       einer seiner Stippvisiten in Bangkok aufhält. Für Menschenrechte,
       Demokratie und das Wohl seines Volkes interessiert sich der als
       charakterlich unberechenbar geltende Playboy erkennbar nicht. Damit
       unterscheidet sich Thailands Staatsoberhaupt in nichts vom Regime
       ehemaliger Putschisten wie Prayut und ihrer reaktionären Verbündeten aus
       Armee, Bürokratie und Justiz.
       
       Der enorme Zulauf für die prodemokratische Protestbewegung dürfte nicht
       zuletzt mit dem gewaltsamen Vorgehen der Polizei zusammenhängen: Am Freitag
       Abend hatten Beamte die demonstrierende Menge mit Wasserwerfern
       auseinandergetrieben – trotz aller Appelle, von Gewalt abzusehen. Dieses
       Vorgehen habe internationales Recht verletzt, kritisierte Human Rights
       Watch. Durch [2][Inkrafttreten des Ausnahmezustands] habe die Polizei
       grünes Licht erhalten, um ungestraft das Recht zu brechen.
       
       ## Zwei Aktivisten droht lebenslange Haft
       
       Der seit März geltende Coronanotstand war vor zwei Tagen verschärft worden.
       Als Vorwand dafür hatte ein Ereignis vom Mittwoch gedient: So warf [3][das
       Prayut-Regime] einer Gruppe von Protestierenden vor, sie hätten einen Wagen
       der königlichen Autokolonne, in dem Königin Suthida und ihr Stiefsohn Prinz
       Dipangkorn saßen, blockiert. Zwei Aktivisten werden gar beschuldigt, die
       Königin gefährdet zu haben. Ihnen droht lebenslange Haft. Abgesehen davon,
       dass die Polizei nicht bekannt gegeben hatte, dass eine Autokolonne des
       Palastes passieren würde, hatte Bunkueanun „Francis“ Paothong, einer der
       beschuldigten Aktivisten, zur Ruhe aufgerufen.
       
       Weitere Augenzeugen bestätigten, der Wagen sei weder blockiert noch
       attackiert worden. Die Protestierenden hätten lediglich den
       „Dreifingergruß“ gezeigt, der entlehnt aus der Blockbusterreihe „Die
       Tribute von Panem“ in Thailand als Zeichen des Widerstands gegen die
       Willkürherrschaft gilt.
       
       Seitdem der verschärfte Ausnahmezustand in Kraft ist, wurden [4][Dutzende
       führende Köpfe der Protestbewegung] festgenommen, darunter auch Panusaya
       Sithijirawattanakul. Die Studentin, die am 10. August das
       „Thammasat-Manifest“ mit zehn Forderungen zur Reform der Monarchie verlesen
       hatte, beschwor ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter, den Kampf für
       Demokratie fortzusetzen: „Tatsächlich sind wir immer bei euch, ich gebe
       meine Hoffnungen und meinen Geist an euch weiter“, hieß es unter anderem in
       ihrem Appell, den die studentische Gruppe United Front of Thammasat and
       Demonstration auf Facebook veröffentlichte: „Bitte verfallt nicht in Panik,
       falls ich nicht zu euch zurückkomme“.
       
       Die Demonstrierenden nehmen sich das offensichtlich zu Herzen: Nun sei ihre
       Bewegung eine ohne Anführerinnen und Anführer, bekräftigten sie. Der Kampf
       gegen die „feige Junta“ gehe weiter.
       
       17 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Ausnahmezustand-in-Thailand/!5717726
 (DIR) [2] /Wegen-regierungskritischer-Proteste/!5721443
 (DIR) [3] /Rechtsextreme-trainieren-fuer-den-Umsturz/!5716428
 (DIR) [4] /Aufbegehren-der-Jugend-in-Thailand/!5711430
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Glass
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Thailand
 (DIR) Protest
 (DIR) Ausnahmezustand
 (DIR) Bangkok
 (DIR) König
 (DIR) Asien
 (DIR) Thailand
 (DIR) Thailand
 (DIR) Thailand
 (DIR) Thailand
 (DIR) Thailand
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Thailands Ministerpräsident suspendiert: Länger im Amt als erlaubt
       
       Das Verfassungsgericht in Thailand hat Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha
       vorerst suspendiert. Die Begründung: Er habe seine Amtszeit überschritten.
       
 (DIR) Journalist über Proteste in Thailand: „Unzufrieden seit einem Jahrzehnt“
       
       Pravit Rojanaphruk begleitet als Journalist die Proteste in Thailand. Er
       erklärt, warum sie trotz der Festnahme von Führungspersonen nicht
       nachlassen.
       
 (DIR) Massenproteste in Thailand: Flashmob-Taktik gegen die Monarchie
       
       Die junge Generation in Thailand demonstriert weiter gegen das Regime,
       trotz Gewalt. Die unhierarchische Struktur der Bewegung nutzt ihr dabei.
       
 (DIR) Ausnahmezustand in Thailand: Im Land der Putsche
       
       Thailands Machthaber sind nervös und verbieten Versammlungen. Für Ruhe im
       Land wären Reformen sinnvoller. Auch die Monarchie betreffend.
       
 (DIR) Wegen regierungskritischer Proteste: Ausnahmezustand in Thailand
       
       Thailands Regime ruft einen verschärften Notstand aus. Führende Köpfe der
       Protestbewegung, die eine Reform der Monarchie fordern, werden verhaftet.
       
 (DIR) Großes Protestwochenende in Bangkok: „Dieses Land gehört dem Volk“
       
       Thailands Jugend fordert mit der größten Demonstration seit dem Putsch 2014
       die reaktionäre Elite heraus und verlangt eine Reform der Monarchie.