# taz.de -- Jahrestag der Sozialproteste in Chile: Mindestens zwei Kirchen in Brand
       
       > 25.000 Menschen demonstrierten in Santiago – weitgehend friedlich. Doch
       > gegen Abend kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei
       
 (IMG) Bild: Die Kirche Parroquia de La Asunción in Flammen
       
       QUITO/SANTIAGO DE CHILE epd | In Chile ist es ein Jahr nach Beginn der
       [1][sozialen Unruhen] erneut zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. In
       der Hauptstadt Santiago zündeten Unbekannte am Sonntag zwei Kirchen an,
       darunter auch die institutionell genutzte Kirche der Carabineros, wie die
       Zeitung „La Tercera“ berichtete. Supermärkte wurden geplündert und
       Straßenbarrikaden errichtet.
       
       Rund 25.000 Menschen demonstrierten laut lokalen Medienberichten weitgehend
       friedlich rund um den Platz Baquedano im Zentrum der Stadt. Gegen Abend kam
       es dann vermehrt zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und
       Sicherheitskräften. Die Behörden sprachen am frühen Abend von etwa 18
       verletzten Beamten.
       
       Viele Demonstranten forderten, bei der Abstimmung am kommenden Sonntag über
       eine neue Verfassung mit „Ja“ zu stimmen. „Das ist die Chance zu sagen: Es
       reicht“, sagte Paulina Villarroel, eine 29-jährige Psychologin. „Wir werden
       mit ‚Ja‘ stimmen.“
       
       Innenminister Víctor Pérez verurteilte die Brandanschläge „auf das
       Schärfste“ und betonte gleichzeitig, dass die Metro und die gesamte
       kritische Infrastruktur angemessen geschützt worden seien. Bereits am
       Freitagabend hatte es im Vorfeld des Jahrestages gewaltsame Proteste
       gegeben.
       
       ## Aktuelle Verfassung noch aus Pinochet-Diktatur
       
       Am 18. Oktober 2019 hatten [2][die Proteste nach einer Fahrpreiserhöhung
       der Metro] begonnen und sich massiv ausgeweitet. Mehr als eine Million
       Menschen gingen gegen die soziale Ungleichheit und für Sozialreformen auf
       die Straße. Die Regierung unter dem konservativen Präsidenten Sebastián
       Piñera lenkte im November vergangenen Jahres ein und kündigte die
       Erarbeitung einer neuen Verfassung an.
       
       Die aktuelle Verfassung stammt noch aus der Zeit der Militärdiktatur unter
       Augusto Pinochet (1973-1990), der eine neoliberale Politik verfolgte und
       unter anderem die Altersversorgung sowie das Bildungswesen privatisierte.
       
       Das ursprünglich für April geplante Referendum über die Erarbeitung einer
       neuen Verfassung wurde wegen der Coronapandemie verschoben und soll nun am
       25. Oktober stattfinden.
       
       19 Oct 2020
       
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