# taz.de -- Michael Müller in Quarantäne: Die Einschläge kommen näher
       
       > Brandenburgs Ministerpräsident Woidke wurde positiv auf das Coronavirus
       > getestet. Berlins Regierender Bürgermeister könnte sich angesteckt haben.
       
 (IMG) Bild: Michael Müller bei der Eröffnung des BER am vergangenen Samstag
       
       BERLIN taz | Die Nachricht ist noch immer auf dem Handy, das beim Schreiben
       dieser Zeilen neben dem Bildschirm liegt: „Müller ist negativ“, simste
       Senatssprecherin Melanie Reinsch Mitte März. Da sah es so aus, dass der
       Regierende Bürgermeister von der SPD sich bei einem Termin mit dem später
       positiv getesteten israelischen Botschafter [1][angesteckt haben könnte.]
       Und weil Müller einige Tage später stundenlang mit seinem und dem
       Brandenburger Kabinett tagte, stand im Raum, schlimmstenfalls müssten
       gleich zwei komplette Landesregierungen in Quarantäne – samt nah sitzender
       Journalisten bei der anschließenden Pressekonferenz. Corona war damals, im
       März, erstmals ganz nahegerückt.
       
       Nun ist die Lage andersherum: Müller könnte sich bei seinem Brandenburger
       Landeschef-Kollegen und Parteifreund Dietmar Woidke angesteckt haben, der
       am Sonntag Erkältungssymptome hatte und sich am Montag testen ließ. 15 bis
       20 Minuten, so genau wussten andere Sitzungsteilnehmer das hinterher nicht
       mehr, tagte der Berliner Senat am Dienstagvormittag bereits, als die
       Nachricht von Woidkes Positivtest kam und Müller sicherheitshalber den Raum
       verließ. Der schier auf der Zunge liegende Zusatz „fluchtartig“ ließ sich
       auch nach hartnäckiger Recherche nicht erhärten – von „umgehend“ ist die
       Rede.
       
       Müller soll sich aber nicht als enge Kontaktperson gesehen haben, auch wenn
       ihn Bilder von der [2][BER-Eröffnung am Samstag] genau wie Flughafenchef
       Engelbert Lütke Daldrup (Aktualisierung: für ihn liegt inzwischen ein
       negatives Testergebnis vor) direkt neben Woidke zeigen. Von zu Hause
       wollte Müller am Dienstag nach Senatsangaben die Regierungsgeschäfte weiter
       führen, ein Test sollte folgen, das Ergebnis bis Mittwoch vorliegen.
       
       Die Gefühlslage ist merklich eine andere als im März: Da war Müller der
       erste im nahen politischen Umfeld, der infiziert schien. Dann meldete sich
       CDU-Führungsaspirant Friedrich Merz mit einem positiven Corona-Ergebnis in
       Quarantäne ab, als Nächster ging Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiner
       (SPD) in Quarantäne.
       
       ## Veränderte Gefühlslage
       
       Und nun kommen die Meldungen in engerem Takt. Vor zwei Wochen
       [3][Gesundheitsminister Jens Spahn] (CDU), am Dienstag
       Verteidigungsministerin und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, nun der
       brandenburgische Ministerpräsident. Und neben Müller begab sich auch
       Verkehrsminister Andreas Scheuer von der CSU vorsorglich in häusliche
       Quarantäne – auch er war am Samstag am BER dabei.
       
       Die Meldung selbst kam letztlich nicht ganz überraschend – Spitzenpolitiker
       haben schließlich geschätzt oft so viele tägliche Begegnungen wie die
       [4][Menschen an der Kasse im Supermarkt], auch wenn das Bad in der Menge
       außer bei US-Wahlkampfbildern mit Donald Trump in Coronazeiten eher selten
       ist. Doch trotz aller Gewöhnung: Eine weitere SMS von Senatssprecherin
       Reinsch mit gleichem Text wie im März wäre dennoch wünschenswert.
       
       3 Nov 2020
       
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