# taz.de -- Kunstvandalismus in Berlin: Schale auf Museumsinsel beschmiert
       
       > In der Nacht wurde eine Steinschale von 1826 vor der Berliner
       > Museumsinsel besprüht. Der Stiftungspräsident sieht darin einen Angriff
       > auf die Kultur.
       
 (IMG) Bild: Hübscher Herbsttag in Berlin, weniger hübsche Beschmierungen
       
       BERLIN dpa/epd | Auf der [1][Berliner Museumsinsel ist es erneut] zu einem
       Fall von Vandalismus gekommen. Dabei wurde eine große Granitschale im
       Lustgarten vor dem Alten Museum beschmiert, wie die Stiftung Preußischer
       Kulturbesitz am Samstag mitteilte. Nach Angaben der Polizei wurden
       Personalien von einem 17- und einem 21-jährigen Verdächtigen aufgenommen.
       
       Ein Zeuge habe in der Nacht zum Samstag die Polizei gerufen, sagte eine
       Polizeisprecherin. Er habe eine Gruppe junger Leute beobachtet. Die beiden
       Verdächtigen sollen mit Farbe gesprüht haben. Ermittelt wird nun wegen
       gemeinschädlicher Sachbeschädigung.
       
       Nach der Tat sollen sich vulgäre Sprüche auf dem Kunstwerk befunden haben.
       Die von Johann Gottlieb Christian Cantian geschaffene Schale wurde nach
       Angaben des Denkmalamts 1826 von König Friedrich Wilhelm III. beauftragt.
       Die Schale mit einem Durchmesser von fast sieben Metern wurde aus einem
       einzigen Granitfindling geschliffen. Das aufwendige Kunstwerk erhielt den
       Beinamen „Biedermeierweltwunder“.
       
       Einen Zusammenhang zu anderen Kunstschäden, die vor einigen Tagen
       bekanntgeworden waren, sehen die Ermittler derzeit nicht. Natürlich würden
       solche Fälle geprüft. „Es gibt derzeit erstmal keine Hinweise auf einen
       Zusammenhang“, sagte die Polizeisprecherin.
       
       ## Anfang Okotober wurden 60 Kunstobjekte beschädigt
       
       [2][Am Mittwoch, 21. Oktober, war öffentlich geworden, dass Unbekannte in
       drei Berliner Museen am 3. Oktober mehr als 60 Objekte mit einer
       Flüssigkeit beschädigt hatten.] Betroffen waren das Neue Museum, das
       Pergamonmuseum und die Alte Nationalgalerie. Die Hintergründe sind weiter
       unklar. „Da dauern die Ermittlungen an“, sagte die Polizeisprecherin.
       
       Die beschmierte Schale soll nun von einem Restaurator überprüft werden. Der
       Architekt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) habe die Schale einst
       anfertigen lassen, sagte der Direktor der Antikensammlung, Andreas Scholl.
       
       Kleinere Beschmierungen habe es immer mal wieder gegeben, aber nicht in
       diesem Ausmaß. Im Sommer hätten sich öfter Menschen auf der Museumsinsel zu
       Demonstrationen, aber auch zu Partys getroffen. Es sei dann „bergeweise
       Müll“ hinterlassen worden.
       
       Stiftungspräsident Hermann Parzinger forderte nicht nur einen stärkeren
       Schutz von Kulturobjekten, sondern auch eine gesellschaftliche Debatte.
       „Die markante und weltberühmte Granitschale vor dem Alten Museum ist auf
       fürchterliche Weise beschmiert worden“, sagte er. Die Schale sei im
       Eigentum Berlins, werde aber von der Stiftung konservatorisch betreut.
       
       „Es ist jetzt nicht mehr zu leugnen: Die Kultur wird angegriffen“, sagte
       Parzinger der Deutschen Presse-Agentur. „Wir brauchen jetzt nicht nur
       verstärkten Schutz für unsere Schätze, wir brauchen eine gesellschaftliche
       Debatte darüber, wie wir unsere kulturellen Werte verteidigen“, forderte
       der Stiftungspräsident.
       
       Nach den Attacken auf Kunstobjekte der Museumsinsel vom 3. Oktober sucht
       die Polizei weiter nach dem Täter, das Fachkommissariat für Kunstdelikte im
       Landeskriminalamt ermittelt. Wie groß der Schaden ist, war zunächst unklar.
       „Die Diagnosen stehen, jetzt beginnen die Einzeltherapien“, sagte Christina
       Haak, stellvertretende Generaldirektorin Museen, am Donnerstag der dpa. Die
       Schäden waren unter Verweis auf ermittlungstaktische Gründe erst knapp drei
       Wochen später öffentlich gemacht worden.
       
       24 Oct 2020
       
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