# taz.de -- Franziska Giffeys Doktortitel: Diebstahl bleibt Diebstahl
       
       > Die SPD ist wegen Giffeys Plagiatsaffäre nicht nachtragend. Ja, ein
       > akademischer Titel sagt wenig über einen Menschen aus. Diebstahl
       > geistigen Eigentums schon.
       
 (IMG) Bild: Die SPD lässt Franziska Giffey die Plagiatsaffäre durchgehen
       
       Die vergangenen Tage haben deutlich gemacht: Die Sozialdemokraten lassen
       Franziska Giffey durchgehen, dass sie ihre [1][Doktorarbeit unsauber]
       angefertigt hat. Niemand, der in der Partei etwas zu sagen hat, fordert
       ihren Rücktritt. Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und
       Jugend hat es durchaus geschickt eingefädelt, sich der nunmehr lästigen
       Doktorarbeit zu entledigen.
       
       Wo es geht, lässt Giffey es menscheln. Als [2][Bürgermeisterin von
       Berlin-Neukölln] war das so, und auch jetzt, als Ministerin, schiebt sie
       schon mal den Einkaufswagen, wenn sie ältere Menschen im Supermarkt
       begleitet. Die Sozialdemokratin pflegt ihr Image als nahbare und zupackende
       Politikerin.
       
       Auch in der gegenwärtigen Affäre setzt Giffey darauf. „Was mich als Mensch
       ausmacht, liegt nicht in diesem akademischen Grad begründet“, schrieb sie.
       Sie begründete damit ihren Verzicht auf den Doktortitel, um einer
       wahrscheinlicher gewordenen Aberkennung durch ihre Universität
       zuvorzukommen. Viele in ihrer Partei lobten diesen Schritt als starkes
       Signal.
       
       Tatsächlich ist es genau das Gegenteil. Er nährt den Verdacht, dass es
       Giffey vor allem darum geht, ihre [3][politische Karriere] fortführen zu
       können. Sie erweckt den Eindruck, der Doktortitel sei gar nicht so wichtig.
       Fragt sich bloß, warum sie ihn mal unbedingt gewollt hat. Das ist wenig
       glaubwürdig. Mit einem durchsichtigen Täuschungsmanöver versucht sie sich
       nun aus der Affäre zu ziehen. Dabei hatte sie selbst vor einem Jahr gesagt,
       dass sie – im Falle einer Aberkennung – zurücktreten werde. Und nun will
       sie sich vom Votum ihrer Universität lossagen?
       
       Es ist nachvollziehbar, dass die Sozialdemokraten, vor allem die in Berlin,
       ihrer Zukunftshoffnung den Rücken stärken – gibt es doch in der Partei
       neben Giffey niemanden mit derlei Strahlkraft. Dennoch sollte die
       Ministerin ebenso wie ihre Partei erkennen, dass die Affäre mit dem
       lapidaren Verzicht auf einen Titel, den sie wahrscheinlich zu Unrecht
       trägt, nicht ausgestanden ist. Ja, ein akademischer Grad sagt wenig über
       einen Menschen aus. Der Diebstahl geistigen Eigentums dagegen schon.
       
       16 Nov 2020
       
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