# taz.de -- Die Wahrheit: Frust oder Keule
       
       > Bis die Schwarte kracht – alles über den neuen Fernsehkochstar Kim
       > Plauze, Julia Klöckners sechsten Ehemann.
       
 (IMG) Bild: Klöckners Neuer, Kim Plauze, rührt lecker Schweinemett unter den Drei-Sterne-Eintopf
       
       Hier und heute möchten wir gern Kim Plauze vorstellen, den neuen Stern am
       Firmament der internationalen Fernsehköche. Plauze steht maßgeblich für den
       Trend „Kochen mit fettem Fleisch“, eine kulinarische Antwort auf das vegane
       Gesinnungsdiktat. Mit wuchtigen Schlägen seines Fleischklopfers aus
       massivem Edelstahl verbreitert er entschlossen den verengten
       Geschmackskorridor der Körnerpicker, schafft Raum für Neues und verhilft
       dem tierischen Eiweiß zurück zu seinem verdienten Stellenwert als Krone der
       Kalorienzufuhr.
       
       „Wer das Tier ehrt, es gern verzehrt“, steht in Fraktur über der imposanten
       Eingangstür seines mit 17 Sternen ausgezeichneten
       Schweinschmeckerparadieses „Zur Fettluke“. Doch zum Glück kocht der Chef
       besser, als er reimt.
       
       Zu nennen wäre da vor allem „Coq au cholestérine“, eine fantastische
       Cholesterin-Création aus mit gebuttertem Speck umwickelten Hühnerkeulen,
       die in einer öligen Käsesahnesauce überbacken werden. Als Beilage werden
       Käsespätzle oder Wackersteine gereicht, bis die Schwarte kracht.
       Französische Spitzenköche kritisieren zwar die falsche Wortwahl, doch
       weiter haben sie an dem Rezept nichts auszusetzen. Im Gegenteil, munkelt
       doch die Kochelite Frankreichs hinter vorgehaltener Suppenkelle, Bocuse
       persönlich habe angesichts Plauzes Küche vor Freude dicke Fetttropfen in
       sein Grab geweint.
       
       ## Gequälte Kreaturen
       
       Was übrigens nur wenige wissen: Kim Plauze ist der sechste Mann (in dieser
       Reihenfolge: „geschieden, geschlachtet, eingegangen; geschieden,
       geschlachtet, Fernsehkoch geworden“) von Julia Klöckner, der
       Bundeslandwirtschaftsministerin. Damit sitzt er praktisch an der Quelle,
       wenn es darum geht, gequälte Kreaturen in gegrillte Kreationen zu
       verwandeln.
       
       Nebenher gilt der Maître auch als führender Vertreter des fusion cooking,
       wenn er zum Beispiel für sein legendäres Eintopfgericht „Die zwölf
       Kostbarkeiten der Arche Noah“ ein Dutzend verschiedener Tiere von Ente,
       Ochs und Esel bis hin zu Frosch, Känguru und Nutria mit dem Foodtruck
       überfährt und anschließend zu Brei kocht.
       
       ## Zuschauer in Trance
       
       Erstmals dabei zusehen konnten ihm die Zuschauer seiner Kochsendung
       „Pinguin, Löwe & Co.“ auf dem Sender Gabel eins. Der Großteil des Publikums
       – schwerpunktmäßig aus der Gruppe der Plus-Hundertjährigen über 100 Kilo –
       tobte sich vor dem Bildschirm in Trance.
       
       Seine klare Linie kommt jedoch nicht bei allen Zuschauern gleich gut an. So
       protestierten selbsternannte Tierschützer nackt und mit Kunstblut
       beschmiert vor dem Hauptsitz von Satt.1, die Plauzes Nachfolge-Kochshow
       „Schweinebacke olé“ ausstrahlten.
       
       Doch das sind nur dumme Ausreißer. Die Gastrokritiker sind jedenfalls
       außer sich. „Leck mich fett“, urteilte Stefan Schnorrer mit kolloquialem
       Charme in der Wochenendbeilage „Mampfen“ der Süddeutschen Zeitung. „Ich
       musste nach dem Besuch der ‚Fettluke‘ meinen Gürtel um acht Löcher
       erweitern.“ Andere Kollegen platzten spätestens beim Nachtisch vor
       Begeisterung. Kann aber auch am Speckrahmpudding gelegen haben.
       
       25 Nov 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uli Hannemann
       
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