# taz.de -- Evangelikale Sexualpädagogik: Falscher Aufklärungs-Ansatz
       
       > Teenager brauchen keine Verhütungs-Tipps, sondern Menschen, mit denen sie
       > offen über sexuelle Bedürfnisse und Ängste sprechen können.
       
 (IMG) Bild: Jugendliche verhüten besser als Evangelikale glauben
       
       Was hat ein [1][evangelikaler Verein, der Schwangerschaftsabbrüche],
       Homosexualität und Sex vor der Ehe ablehnt, in der schulischen
       Sexualpädagogik zu suchen? Genau: nichts.
       
       Und zwar nicht, weil man den Kursleiterinnen unterstellen könnte, sie wären
       nicht in der Lage, wertfrei mit 14-Jährigen über diese Themen zu sprechen.
       Das wäre theoretisch denkbar, wenn sie gut qualifiziert wären. Das Problem
       liegt darin, dass der Ansatz, mit dem die christliche Elterninitiative das
       Thema angeht, an dem vorbei schrappt, was Jugendliche brauchen. Um Längen.
       
       Der Verein will ungewollte Schwangerschaften verhindern: Sehr gut! Aber die
       entstehen nicht, weil Jugendliche so schlecht verhüten würden, wie der
       Verein [2][auf seiner Homepage behauptet]. Studien wie [3][die der
       Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)] zeigen, dass
       Jugendliche in Deutschland nicht nur sehr gut aufgeklärt sind, sondern das
       Wissen auch anwenden. Die Gründe für fehlgeschlagene Verhütung sind
       vielschichtig, wie weitere Studien zeigen.
       
       Und die Zahl der ausgetragenen oder abgebrochen Schwangerschaften bei unter
       18-Jährigen sinkt – anders als der Verein auf seiner Homepage suggeriert –
       seit Jahren kontinuierlich.
       
       Daher gibt es keinen Bedarf, Jugendlichen zu erklären, wie man ein Kondom
       über einen Holzphallus zieht. Das kann auch die Biologielehrerin. Externe
       Sexualpädagog*innen sind wichtig, um Fragen der Schüler*innen zu
       beantworten, die über die Sachinformation hinausgehen, zum Beispiel zum
       Coming-out. Noch wichtiger ist eine Auseinandersetzung mit eigenen
       Bedürfnissen: Was will ich überhaupt, wann mache ich nur etwas mit, weil
       ich denke, das machen alle?
       
       Von dieser Art externer Sexualpädagogik kann es gar nicht genug geben. Nur
       hängt das davon ab, dass engagierte Lehrer*innen danach fragen, und davon,
       dass die Anbieter von der Stadt so viel Geld bekommen, dass sie zusagen
       können. Das Rat-und-Tat-Zentrum kann das nicht. Daher trifft die Anfrage
       der FDP ungeplant ins Schwarze. Der Senat muss sich hier mehr engagieren.
       
       27 Nov 2020
       
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 (DIR) [1] /Evangelikale-Aufklaerung-an-Schulen/!5727583
 (DIR) [2] https://www.cei-bremen.de/unterrichtsprojekt-aufklaerung/
 (DIR) [3] https://www.forschung.sexualaufklaerung.de/projekt/jugendsexualitaet-2015-repraesentative-wiederholungsbefragung-die-perspektive-der-14-bis-25-jaehrige/ergebnisse/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eiken Bruhn
       
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